Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Adipositas ist ein kausaler Faktor für niedrige Vitamin-D-Spiegel, Vitamin-D-Mangel bewirkt jedoch kein Übergewicht


Bochum, 12. Februar 2013: Vor 1 Woche erschien in PLoS online (1) ein Bericht über eine genetische Multicenter-Studie an >40 000 Personen aus 21 Kohortengruppen der D-CarDia Collaboration. Zunächst bestätigten die Forscher die Assoziation zwischen Vitamin-D und Body Mass Index (BMI). Sie verwendeten die Daten von >120 000 Personen des Genetic Investigation of Anthropometric Traits (GIANT) Consortium. Um die Kausalität in der Beziehung zwischen BMI und Vitamin-D zu untersuchen, bedienten sie sich der Methode der bidirektionalen Mendel´schen Randomisierung. Für je 10% BMI-Anstieg errechnete sich eine Vitamin-D-Abnahme von 4.2 %. Insgesamt sprachen die Daten dafür, dass ein höherer BMI niedrigere Vitamin-D-Spiegel bewirkt, bei vernachlässigbarem Effekt eines Vitamin-D-Mangels auf den BMI.

Valerie Hirschler, Buenos Aires, äußert dazu in einem unabhängigen Kommentar (2): „With this method, causality is inferred from associations between genetic variants that mimic the influence of a modifiable environmental exposure and the outcome of interest”. Elin Hypponen vom Institute for Child Health at the University College London, die federführende Autorin der Studie, betont zusammenfassend: “Ein Vitamin-D-Mangel erscheint kein kausaler Faktor für Übergewicht zu sein. Während vielfach Mangel an Sonnenlichtexposition oder exzessive Verwendung von Sonnenschutz-Cremes als eine Ursache in den Vordergrund gerückt wird, sollten Ärzte nicht vergessen, dass Vitamin-D-Mangel auch durch Übergewicht verursacht werden kann“ (1).

Kommentar des Referenten

Jetzt häufen sich die Berichte, dass nicht Vitamin-D-Mangel Krankheiten oder Störungen verursacht, wie man vielfach auf Grund von Assoziationsstudien angenommen hatte, sondern dass umgekehrt manche Zustände und Erkrankungen zu niedrigem Vitamin-D-Spiegel führen. Das schliesst natürlich nicht aus, dass ein „pharmakologischer“ Einsatz von Vitamin-D auch bei solchen Störungen von Nutzen sein könnte. Dies müsste jedoch erst durch Interventionsstudien belegt werden. Nach wie vor ist Vitamin-D derzeit nur bei einigen Personengruppen und Erkrankungen evidenzbasiert von Nutzen (3).

Helmut Schatz

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Literatur:

(1) Elina Hypponen et al., PLoS Med. Published online February 5, 2013-02-12

(2) Valerie Hirschler: Obesity can cause vitamin-D-deficiency, genetic study. Medscape, February 5, 2013

(3) Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie: Wirkung einer Vitamin-D-Gabe nur bei bestimmten Personengruppen und Patienten gesichert.
Pressemitteilung vom 25. Januar 2012

Publiziert am von Prof. Helmut Schatz
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Eine Antwort auf Adipositas ist ein kausaler Faktor für niedrige Vitamin-D-Spiegel, Vitamin-D-Mangel bewirkt jedoch kein Übergewicht

  1. Mecki sagt:

    Tja, den Ergebnissen einer Studie sieht man nicht an, wie sie zu deuten sind.

    Stehen sie in kausaler Beziehung oder treten sie parallel auf, weil sie eine tieferliegende gemeinsame Ursache haben?

    Hilfreich für die Aufstellung von Thesen ist es auch, sich die Lebensumstände der jeweiligen Leute vorzustellen.
    Dann ergeben sich schon so einige Theorien, denen man dann nachgehen kann und sollte.

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