Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Betazellersatz bei Diabetes: Genetisch veränderte Zellen von humanen embryonalen Stammzellen und aus dem Schweinepankreas


Astana, Kasachstan, 16. Juni 2016:

Auf dem Amerikanischen Diabeteskongress in New Orleans wurden am 10. Juni 2016 zwei Methoden zur Heilung des Diabetes vorgestellt (1): Insulinproduktion in genetisch veränderten a.) menschlichen embryonalen Stammzellen und b.) Schweineinselzellen.

Die Gruppe von Chad Cowan vom Harvard Stem Cell Institute in Boston, Massachusetts reduzierte die Immunogenität humaner pluripotenter Stammzellen durch Entfernen von Molekülen des major histocompatibility complex und erhöhte deren Immuntoleranz, so dass sie als „Universal-Spenderzellen“, ähnlich wie Erythrozyten der Blutgruppe 0 zur Bluttransfusion, verwendet werden könnten. Über den erfolgreichen Einsatz veränderter und zusätzlich durch Alginat immunisolierter humaner embryonaler Stammzellen bei diabetischen Mäusen durch Bostoner Autoren wurde bereits am 3. Februar 2016 in einem Blogbeitrag der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie berichtet (2).

David Cooper vom Thomas E. Starzl Transplantation Institute in Pittsburg , Pennsylvania wiederum berichtetem über die Studien zur Xenotransplantation genetisch derart veränderter

Schweineinselzellen, dass sie vor der humanen Immunantwort weitgehend geschützt sind und man möglicherweise nach Transplantation bei Menschen nur eine sehr geringe Immunsuppression benötigt. Ein Vorteil der Verwendung derartiger Schweineinseln gegenüber den nur limitiert verfügbaren Inseln von menschlichen Spendern  wäre auch, dass sie aus der Zucht der Schweine in virus- und anderweitig infektionsfreier Umgebung stammen. An Menschenaffen wurden sie bereits erfolgreich transplantiert (3).

Kommentar

Der Referent arbeitete in den 1970er und 1980er Jahren an den Kliniken von Professor E.F.  Pfeiffer in Ulm und von Professor K. Federlin in Giessen. Er erlebte hautnah  die vielen „knapp vor dem Durchbruch“ stehenden“  Methoden, die aber zu bisher nur etwa 1000  Inseltransplantationen in der letzten Dekade geführt haben (4). Sollten die neuen Techniken mit genetischen Veränderungen an Stammzellen und porcinen  Inselzellen erfolgreich  sein, so wäre dies tatsächlich der seit etwa einem halben Jahrhundert erwartete und ersehnte Durchbruch.

Helmut Schatz

Literatur

(1) American Diabetes Association 2016 Scientific Sessions, June 10, 2016. New Orleans, Louisiana: Innovative approaches to treating type 1 diabetes addressed in beta-cell replacement presentations.
http://www.prnewswire.com/news/american+diabetes+association

(2) Helmut Schatz: Endlich Durchbruch bei Inselzelltransplantation?
DGE-Blogbeitrag vom 3. Februar 2016

(3) C.-G. Park et al.: Current status of islet xenotransplantation.
Int. J. Surg. 2015; 23:261-266

(4) Gordon C. Weir, in: Miriam E. Tucker: New approaches offer hope for replacing beta cells in diabetes.
http://www.medscape.com/viewarticle/864678_print

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Publiziert am von Prof. Helmut Schatz
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