Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Dermato-Endokrinologie – eine neues, interdisziplinäres Spezialgebiet


Bochum, 6. August 2013

Hautzellen exprimieren selektive Hormonrezeptoren, aktivieren und inaktivieren Hormone, synthetisieren selbst Hormone und geben Hormone in die Zirkulation ab. Der Dermatologe Ch. Zouboulis aus Dessau und der Endokrinologe St. Bornstein aus Dresden publizierten am 2. August eine aktuelle Übersicht über die wechselseitigen Beziehungen von Haut und Hormonsystem (1).

Die Haut kann als das größte endokrine Organ des menschlichen Körpers angesehen werden. Insbesondere gilt dies schon länger, wenn man die Fettzellen der Subkutis mit einbezieht, welche Östrogene, Leptin und weitere hormonaktive Substanzen bilden. Hormone werden aber auch spezifisch in anderen Zelltypen der Haut synthetisiert, den epidermalen und follikulären Keratinozyten, den Melanozyten, den dermalen und follikulären Fibroblasten, den Zellen der Talg- und Schweißdrüsen und den Endothelzellen. Es sind dies die Hormone CRH, Urocortin, ACTH, alpha-MSH, ß-Endorphin, Katecholamine, IGF-I, Sexualhormone, Retinoide und Vitamin D, und wohl auch Prolaktin. Hautzellen können Hormone verstoffwechseln, wodurch diese aktiviert oder inaktiviert werden. Es gibt zunehmend Hinweise darauf, dass in der Haut produzierte Hormone in den Kreislauf abgegeben werden. Sezerniert werden etwa in der Haut gebildetes IGF-I sowie auch Androgene und Östrogene.

Kommentar

Jedem Arzt sind die klinischen Beispiele für Interaktionen von Endokrinium und Haut wohlbekannt: Akne, Hirsutismus, oder auch das physiologische Altern der Haut. Therapeutisch werden Antiandrogene oder topische und systemische Östrogene schon lange in der Dermatologie eingesetzt. Ein Teil des zirkulierenden Testosterons wird nicht in den Hoden, sondern in peripheren Organen produziert, was beispielsweise in bestimmten fortgeschrittenen Stadien des Prostatakarzinoms bei dessen Therapie zu berücksichtigen ist. Bei der Frau werden nach der Menopause alle zirkulierenden Östrogene in den peripheren Zielorganen einschließlich der Haut produziert.
Die „Dermato-Endokrinologie“ stellt somit eine zunehmend interessanter und wichtiger werdende Disziplin dar. Im Jahre 2001 wurde in München eine Arbeitsgruppe Dermato-Endokrinologie innerhalb der Arbeitsgemeinschaft für dermatologische
Forschung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft gegründet. Bei deren Tagungen wirken auch regelmäßig Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie mit.

Helmut Schatz

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Literatur

(1) Christos C. Zouboulis und Stefan Bornstein: Haut und Hormone: Aktuelles aus der Dermato-Endokrinologie.
Deut. Med. Wochenschr. 2013. 138:1561-1563

Publiziert am von Prof. Helmut Schatz
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