Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Kombination aus SGLT2-Hemmer Dapagliflozin und GLP-1-Analog Exenatide, zusätzlich zu Metformin bei Typ-2-Diabetes vorteilhaft: Die DURATION-8 -Studie


Bochum, 20.September 2016:

Am letzten Tag des Münchner EASD-Kongresses 2016 wurde die DURATION-8-Studie vorgestellt und zeitgleich in THE LANCET – Diabetes & Endocrinology online publiziert (1). Es ergaben sich günstige, zum Teil additive Effekte auf HbA1c, Körpergewicht und systolischen Blutdruck, ohne Hypoglykämien.

In einer Phase III-Studie wurden knapp 700 Personen mit Typ-2-Diabetes und ungenügender Kontrolle unter Metformin (trotz =/>1500mg/Tag ein HbA1c von 8%-12%) randomisiert in drei Gruppen zu je etwa 230 Patienten eingeteilt. Diese erhielten plazebokontrolliert zusätzlich zu Metformin für 28 Wochen entweder Dapagliflozin (10 mg/Tag oral) plus Exenatide ( 2 mg 1x wöchentlich s.c.), nur Exenatide oder nur Dapagliflozin. Der HbA1c-Abfall betrug -2.0% bzw. -1.6% und 1.4%. Unter der Kombination erreichten mehr Patienten einen Gewichtsverlust von =/>5% und einen stärkeren Abfall des systolischen Blutdrucks. Es wurden die für jede der 2 Medikamentengruppen (GLP-1-Analoga, SGLT2-Hemmer) typischen Nebenwirkungen beobachtet: Gastrointestinale und Hautprobleme an der Injektionsstelle bzw. Genitalinfekte.

Kommentar

In den beiden kardiovaskulären Outcome-Studien EMPA-REG OUTCOME und LEADER hatten sich zeitlich unterschiedliche sowie pathogenetisch verschieden erklärbare günstige Effekte für Empagliflozin (durch Kalorienverlust über den Urin) bzw. Liraglutid (Sättigungszentrum und Magenentleerung) gezeigt. Die DURATION-8-Studie ergab, dass die drei geprüften kardiovaskulären Risikofaktoren HbA1c, Gewicht und systolischer Blutdruck gleichsinnig abgesenkt wurden. Für HbA1c war dies zwar nicht additiv (s.o.), wohl aber für das Gewicht: unter Dapagliflozin -1.54 kg, unter Exenatide -2.19 kg und unter der Kombination -3.41 kg.

In ihrem Kommentar zu der Studie betonen Michael Nauck und Juris Meier (2), dass sich die Ketoazidoseneigung unter SGLT-2-Hemmern und die Glukagonsuppression unter GLP-1-Agonisten in der Kombination gegenseitig abschwächen könnten. In der Ketonämie wird aber ein für das insuffiziente Herz erwünschte Bereitstellung von Substrat gesehen (3). Mit Interesse werden nun die Ergebnisse folgender laufender Studien erwartet: die kardiovaskulären Outcome-Studien mit Exenatide (EXSEL) und Dapagliflozin (DECLARE-TIMI 58) und weitere Studien mit der Kombination von SGLT-2-Hemmern mit einem GLP-1- Rezeptoragonisten, etwa mit Dulaglutide (AWARD-10).

Abschließend schreiben die Autoren der DURATION-8-Studie in ihrer Publikation als letzten Satz: „Cost analyses are needed to establish the cost-effectiveness of this combined treatment approach” (1). Dieser Feststellung schliesst sich der Referent voll an.

Helmut Schatz

Literatur

(1) Juan P. Frías et al.: Exenatide once weekly plus dapagliflozin once daily versus exenatide or dapagliflozin alone in patients with type 2 diabetes inadequately controlled with metformin monotherapy (DURATION-8): a 28 week, multicentre, double-blind, phase 3, randomized controlled trial.
The Lancet – Diabetes-Endocrinology, published online September 16, 2016.
http://dx.doi.org/10.1016/S2213-8587(16)30267-4

(2) Michael Nauck, Juris Meier: Comment: GLP-1 receptor agonists and SGLT2 inhibitors: a couple at last?
The Lancet – diabetes-endocrinology, published online September 16, 2016.
http://dx.doi.org./10.1016/S2213-8587(16)30263-7

(3) Eli Ferrannini et al.: CV protection in the EMPA-REG OUTCOME trial: a “thrifty substrate” hypothesis.
Diabetes Care 2016. 39:1108-1114

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Publiziert am von Prof. Helmut Schatz
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