Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Einkommen, Zufriedenheit, Arbeitszeit von Endokrinologen: Die Umfrageergebnisse aus den USA bei Ärzten


Bochum, 16. Mai 2016:

US-Medscape befragte in den USA etwa 20.000 Ärzte über ihr Einkommen im abgelaufenen Jahr, ihre Arbeitszeit, berufliche Zufriedenheit und weitere Faktoren (1). Einige wichtige Daten sollen im Blog der DGE deren Mitgliedern zur Kenntnis gebracht werden:

Umfrageergebnisse aus den USA bei Ärzten (PDF)

Für diese Untersuchung von US-Medscape wurden 19.183 amerikanische Ärztinnen und Ärzte aus 26 Fachgruppen/Spezialitäten ausgewählt, die den Einschlusskriterien entsprachen (1). Die Befragung lief von November 2015 bis Februar 2016.

Kommentar

Endokrinologen finden sich im Vergleich zu anderen Fachrichtungen in den USA in allen geprüften Kategorien am unteren Ende. Die Endokrinologie rangiert stets unter den drei letzten Disziplinen. Auffallend ist, dass die Spitzenreiter im Einkommen, die Orthopäden mit 443.000 Dollar pro Jahr zwar doppelt soviel verdienen wie die Endokrinologen (206.000 Dollar), aber dennoch nicht häufiger als die Endokrinologen meinen, gerecht bezahlt zu werden (44% vs. 43%). Und mit 53% sind Orthopäden ebenfalls nicht wesentlich öfter als die Endokrinologen (49%) mit ihrem Beruf zufrieden. Dies zeigt, dass Einkommen allein im Beruf nicht das Wichtigste ist. Die Endokrinologen verdienen zwar wenig, finden aber offenbar Befriedigung in ihrer Disziplin: Die Diagnostik ist intellektuell anspruchsvoll und diffizil, und der Endokrinologe kann wirklich heilen: Überfunktionen beseitigen und Unterfunktionen substituieren. Maligne Erkrankungen gibt es zudem im Vergleich zu manchen anderen Disziplinen wesentlich seltener und diese sind dann oft gut behandelbar. Insgesamt also ein schönes Berufsfeld.
Für Frauen wird in den USA etwa doppelt soviel Zeit aufgewendet wie für Männer: bis zu ~¼ Stunde für Männer und ~½ Stunde für Frauen. Dies entspricht in etwa auch der Beobachtung des Referenten in seiner Praxis (20 – 40 min).

Bei einer ähnlichen Befragung in Deutschland würden die Endokrinologen wohl nicht sehr viel anders abschneiden als ihre US-amerikanischen Kollegen. Die Situation ist in Deutschland zudem gegenwärtig ungünstig. Die Probleme hat der Referent in einem Leitartikel zum ersten Heft der neuen Zeitschrift „International Journal of Endocrinology and Metabolic Disorders“ unter dem Titel „Endocrinology – quo vadis?“ angesprochen und detailliert beschrieben (2).

Helmut Schatz

Literatur

(1) Carol Peckham: Medscape Endocrinologist Compensation Report 2016
Bericht vom 1. April 2016.
www.medscape.com/[…]

(2) Helmut Schatz: Endocrinology – quo vadis? (Editorial): Int. J. Endocr. Metab. 1 (1)
http://dx.doi.org/10.16966/ijemd.e101

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Publiziert am von Prof. Helmut Schatz
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Eine Antwort auf Einkommen, Zufriedenheit, Arbeitszeit von Endokrinologen: Die Umfrageergebnisse aus den USA bei Ärzten

  1. Martin Reincke sagt:

    In den USA haben Prozeduren-getriebene ärztliche Fachbereiche (Kardiologie, Orthopädie, Dermatologie) die Nase vorn, wenn es um das Jahreseinkommen geht. Und Endokrinologen rangieren in der Schlußgruppe, zusammen mit Pädiatrie und Allgemeinmedizin. Ähnliches deutet sich auch in Deutschland an. Neben einem aktuellem Kahlschlag bei den endokrinologischen Abteilungen im deutschen Krankenhäusern, der begründet wird mit der fehlenden Kostendeckung, besteht somit ein weiterer Grund für junge Assistenzärzte, sich für ein anderes Fach zu entscheiden: die langfristig besseren finanziellen Berufsaussichten in anderen Fächern. Die Abwanderung von Ärzten könnte langfristig für die Versorgung endokrinologischer Patienten gefährlich werden. Es muss somit die Politik überzeugt werden, die Rahmenbedingungen für die Endokrinologie in Deutschland nachhaltig zu verbessern.

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