Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Herzinsuffizienz bei Diabetes bisher zu wenig beachtet: Relevanz bei der Therapiewahl


Barcelona, 27. September 2013

Die Herzinsuffizienz ist bei Diabetespatienten eine häufigere Folgeerkrankung als die koronaren und cerebrovaskulären Komplikationen. Sie wird zu wenig beachtet, auch nicht bei der Therapiewahl (1,2,3).

Die Amerikanische Arzneibehörde FDA fordert bei ihren kardio- cerebrovaskulären Sicherheitsstudien für neue Antidiabetika als Endpunkte die kardiovaskuläre Mortalität, Herzinfarkt und Schlaganfall und an zweiter Stelle Hospitalisierungen aufgrund von Koronarereignissen wie instabiler Angina pectoris und Notfall-Revaskularisierungen („MACE´s oder MACCE´s“), nicht aber Daten über die Herzinsuffizienz. Nun zeigte sich in der SAVOR-TIMI53 – Studie mit Saxagliptin eine signifikante Zunahme der Krankenhausaufnahmen (3.5% vs. 2.8% bei Plazebo, p=0.007), ebenso tendenziell auch bei einer post-hoc-Analyse der EXAMINE-Studie mit Alogliptin. Ursache dafür war eine Herzinsuffizienz (1). Galt diese schon als Kontraindikation für Glitazone, so spricht jetzt einiges dafür, bei Herzinsuffizienz mit DPP-4-Hemmern zurückhaltend zu sein. Zumindest sollte an sie gedacht werden.

Kommentar

J.J. MacMurray aus Glasgow sagte in der Sitzung am 26. 9. 2013: „We need to make heart failure a much more prominent component of our clinical trials and major journals….must not publish cardiovascular (cv.) outcome trials which do not mention heart failure as one of the most important cv. complication of diabetes”. Er wolle in seinem Vortrag demonstrieren, dass die Herzinsuffizienz…. „is a much more disabling cv. outcome disorder than myocardial infarction and even stroke”. Der Kardiologe D. MacGuire aus Dallas sagte, er hätte die Herzinsuffizienz-Problematik auch erst spät erkannt, weil er „a myopic focus on atherosclerosis for far too long“ gehabt hätte. Schliesslich besprach der Diabetologe B. Fisher aus Glasgow die derzeit verfügbaren Antidiabetika-Therapien. Bezüglich der Herzinsuffizienz sei nur Metformin als sicher einzustufen. Die frühere Kontraindikation „Herzinsuffizienz“ gelte nicht mehr. Glitazone schieden aus, hinter die anderen sei ein Fragezeichen zu setzen. Dies treffe insbesondere auch für die DPP-4-Hemmer zu, solange nicht neue Daten vorlägen. Zur Frage des Wirkmechanismus zeigte er eine Tabelle, wie viele andere Enzyme die DPP-4-Hemmer beeinflussen können, etwa GIP und PYY, aber auch BNP (1). Zum Abschluss der parallelen Sitzung über die SAVOR-Timi53- und EXAMINE-Studie unterstrich N. Sattar, UK als studienunabhängiger Kommentator, dass DPP-4-Hemmer wohl als Substanzklasse zur Zeit vorsichtig eingesetzt werden sollten und die Herzinsuffizienz zu beachten sei (4).

Helmut Schatz

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Literatur

(1) EASD/ESC Symposium: Heart failure and diabetes: a deadly intersection.
September 26, 2013, 49th EASD Congress, Barcelona 2013

(2) B.M. Scirica et al.: N. Engl. J. Med. 2013, online first.
http://dx.doi.org/10.1056/NEJMoa1307684

(3) W.B. White et al.: N. Engl. J. Med. 2013, online first.
http://dx.doi.org/10.1056/NEJMoa1305889

(4) Symposium: DPP-4 inhibitors and CVD.
September 26, 2013, 49th EASD Congress, Barcelona 2013

Publiziert am von Prof. Helmut Schatz
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