Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Der Ipswich Touch Test (IpTT) – eine neue, einfache Methode zur Risikoabschätzung für diabetische Fußgeschwüre


Bochum, 11. September 2013

Durch leichtes Berühren der Spitzen der 1., 3. und 5. Zehe der Füße mit dem Finger lässt sich bei fehlendem Empfinden eine diabetische Nervenschädigung einfach und zuverlässig erkennen. (1). Bei einer diabetischen Neuropathie besteht ein erhöhtes Risiko für diabetische Fußgeschwüre („foot at risk“). Andrew Boulton, Manchester stellte im Juli 2013 den Test in Belgrad vor (2).

G. Rayman et al. (1) wendeten das nach ihrem Wirkungsort als „Ipswich Touch Test“ benannte Verfahren und die Testung der Berührungsempfindlichkeit des Fußes mit dem etablierten 10g-Monofilament bei 265 hospitalisierten Diabetespatienten an. Sie verglichen die Ergebnisse mit der Messung der Vibrationsempfindlichkeit (Pallhypästhesie) . Ein „foot at risk“ wurde mit dem Ipswich-Test bei >/= 2 (von 6) gefühllosen Arealen diagnostiziert. Sensitivität und Spezifität betrugen beim IpTT 77% bzw. 90%, beim 10g-Monofilament 81% bzw. 91%. Im direkten Vergleich bestand zwischen dem Ipswich-Test und dem Monofilament-Test eine fast perfekte Übereinstimmung.

Kommentar

Die Vorhersage eines diabetischen Fußgeschwürs erscheint somit mit einem simplen Berührungstest ebenso gut möglich wie mit zwei etablierten Methoden. Man benötigt keinerlei Instrumente, nur seine Finger und berührt damit die Zehenspitzen des Patienten. Die Messung des Vibrationsempfindens mit der kalibrierten Stimmgabel nach Rydel-Seiffer, die auch der Referent in seiner Praxis anwendet, ist zeitaufwendiger. Nicht selten schwanken die Angaben der Patienten, abhängig von deren Konzentration und auch dem Auflagedruck. Allerdings kann man mit der Stimmgabel recht gut quantitative Daten erfassen und im zeitlichen Verlauf miteinander vergleichen. Der Ipswich Touch Test ist, typisch für die pragmatischen Angelsachsen, fast genial einfach. Ich selbst will ihn jetzt im Vergleich zur Standard-Vibrationsmessung erproben. Die von Rayman et al. (1) publizierten Sensitivitäten und Spezifitäten wurden an hospitalisierten Patienten erhoben. Es ist aber anzunehmen, dass ähnlich gute Ergebnisse mit diesem Test bei ambulanten Patienten in der Sprechstunde zu erheben sind.

Helmut Schatz

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Literatur

(1) G. Rayman et al.: The Ipswich Touch Test: a simple and novel method to identify inpatients with diabetes at risk of foot ulceration.
Diabetes Care 2011. 34:1517-1518

(2) A. Boulton: Plenary Lecture beim 8. Kongress der Zentraleuropäischen Diabetesgesellschaft (28. Internationalen Donausymposium) in Belgrad, 4.-6. Juli 2013

Publiziert am von Prof. Helmut Schatz
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Eine Antwort auf Der Ipswich Touch Test (IpTT) – eine neue, einfache Methode zur Risikoabschätzung für diabetische Fußgeschwüre

  1. Letzten Freitag habe ich in einer Physiotherapie-Praxis einen Workshop gehalten zum Thema
    „Veränderungen an den Füßen – Frühsymptome für Stoffwechselstörungen“. Dabei haben die Teilnehmer sich gegenseitig u.a. die Füße untersucht und mit Zahnstochern und/oder Wattebäuschchen die Sensibilität der Füße, besonders der Zehen überprüft. Es ist empfehlenswert, wenn der „Patient“ die Augen geschlossen hält, damit nicht „geschummelt“ wird.
    Erstaunlich, wie sehr die Prädiabetiker zunehmen.
    Insofern kann ich mir vorstellen, dass der IpTTest auch ambulant gut durchführbar ist, ich würde sogar empfehlen, die Patienten aufzufordern, selbständig immer wieder die Sensibilität auf diese Weise zu Hause zu überprüfen. Noch kann im Anfangsstadium mit einer gezielten Ernährungsumstellung und Bewegung vieles positiv verändert werden (wie ich es u.a. auf meiner Webseite empfehle:)

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