Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Mäßiger Alkoholkonsum an 3 bis 4 Tagen in der Woche senkt Diabetesrisiko


Bochum, 4. August 2017.

Eine Auswertung des Dänischen Gesundheitsregisters in der Allgemeinbevölkerung (DANHANES) 2007-2008 an ~76.000 Menschen über 4.9 Jahre (1) ergab, dass das am stärksten erniedrigte Diabetesrisiko im Vergleich zu Nicht-Trinkern bei Männern bei wöchentlich 14 Drinks (HR 0.57) und bei Frauen bei 9 Drinks (HR 0.42) lag (siehe Abb. 1, aus Lit. 1.) Ein Drink = ein für das jeweilige Getränk übliches, „normales“ Glas. Im Mittel gaben die männlichen Alkoholkonsumenten 8 und die weiblichen 4 Drinks pro Woche an. Alkoholtrinken an 3-4 Tagen in der Woche war bei Männern mit einem um 27% und bei Frauen um 32% niedrigerem Diabetesrisiko im Vergleich zu Menschen mit einer Alkoholzufuhr an <1Tag pro Woche verbunden (HR 0.73 (95%CI 0.59-0.94) bzw. HR 0.68 (95%CI 0.53-0.88).

Abbildung 1 (aus Lit.1): J-förmige Kurve für das Diabetesrisiko

Nach Adjustierung für Einflussfaktoren (Confounders) und für die mittlere Alkoholmenge pro Woche  ergab nur  ein Konsum an 3-4 Tagen pro Woche signifikante Werte. Das Diabetesrisiko bei Männern war mit wöchentlich 1-6 Drinks Bier oder Wein um 21%, mit 7 oder mehr Drinks von Wein um 30% niedriger als bei abstinenten Personen. Mit Spirituosen fand sich keine signifikante Assoziation zur wöchentlichen Trinkfrequenz.

Bei Frauen waren 7 oder mehr wöchentliche Spirituosen-Drinks hingegen mit einem um 83% höheren Diabetesrisiko verbunden, während bei ihnen  mit 1 oder mehreren Gläsern Wein pro Woche das Diabetesrisiko niedriger war als bei Nicht-Wein-Trinkerinnen.

Kommentar

Es liegen schon sehr zahlreiche Arbeiten über einen vor Diabetes schützenden Effekt von Alkohol vor, aber keine, die  so systematisch und bevölkerungsbezogen die wöchentliche Verteilung sowie die Menge und die von Alkohol untersucht hat. Dass Wein einen besonders guten Effekt hatte, führen die Autoren auf chemische Bestandteile zurück, welche die Glukoseverwertung im Körper günstig beeinflussen, im Unterschied etwa zu Gin und anderen Spirituosen. Bier senkte das Diabetesrisiko nur bei Männern, nicht bei Frauen.

Janne S. Tolstrup, principal investigator der Studie (1) warnte vor einer einseitigen Interpretation dieser Daten und sagte: ” In this study, we have a narrow focus on diabetes only. But since alcohol is related to more than 50 different diseases and conditions, reflecting that alcoholol affects virtually every organ system of the body, any recommendations about how to drink and how much to drink should not be inferred from this study or any study investigating associations between alcohol and single outcome such as diabetes”. Sie führte beispielhaft an: ”The study does not take into account the possible link that has been shown between even low alcohol levels and breast cancer” (2).

Der Danish Health Examination Survey 2007-2008 (DANHES 2007-2008) studiert den Einfluss der Faktoren Ernährung, Rauchen, Alkohol und körperliche Aktivität auf die Gesundheit. Der Survey 2007-2008 erfolgte in 13 von 98 dänischen Gemeinden und erfasst alle erwachsenen Menschen ab dem 18. Lebensjahr. Von diesen wurde eine Zufallsstickprobe zu folgenden Tests eingeladen: Blutproben für die Laborteste sowie Blutdruck, Herzfrequenz, Körpergewicht, Grösse, Taillen- und Hüftumfang, Lungenfunktion, Knochendichte, Muskelkraft, körperliche Funktionen und aerobische Fitness.

Literatur

(1) Charlotte Holst et al.: Alcohol drinking patterns and risk of diabetes; a cohort study of 70.551 men and women from the general Danish population.
Diabetologia online 27 July 2017. Doi:10.10

(2) Miriam M. Tucker: Diabetes risk may be lowest drinking 3 to 4 days per week.
http://www.medscape.com/viewarticle/883536_print

(3) The Danish Health Examination Survey 2007-2008 (DANHES 2007-2008).
http://www.si-folkesundhed.dk/Forskning/Sundhedsvaner/KRAM.a..

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Publiziert am von Prof. Helmut Schatz
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