Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Mutationen im ‚AIP-Gen‘ bei Akromegalie


Bochum, 24. Juli 2013

Mutationen im Aryl Hydrocarbon Receptor Interacting Protein (AIP) – Gen findet man häufig bei familiären, isolierten Hypophysen-Adenomen (FIPA). Meist sind dies wachstumshormonproduzierende Somatotropinome mit Akromegalie, in einem Drittel auch mit Gigantismus, es können aber auch Prolaktinome, ACTH-Zelladenome mit Morbus Cushing und andere Tumoren der Hypophyse einschließlich hormoninaktiver Adenome auftreten (1). Ganz aktuell wurden auch AIP-Genmutationen bei sporadischen Nebenschilddrüsentumoren gefunden, allerdings nur in 2 von 132 Fällen (2).

Erstmalig entdeckt wurden Mutationen mit AIP-Gen bei 3 Familien in Nordfinnland, in denen seit dem Jahre 1700 gehäuft Akromegalien auftreten. Diese wurden an der Universität Oulo unter Beteiligung des DGE-Mitgliedes Ralf Paschke, Leipzig genealogisch und genetisch untersucht. Es ergab sich, dass zwei Mutationen im AIP-Gen für 16 % dieser familiären Akromegalie-Fälle verantwortlich waren. 40 % der Betroffenen waren unter 35 Jahre alt. Das häufige Vorkommen eines Riesenwuchses weist auch auf die frühe Manifestation des Wachstumshormonüberschusses hin.

In einer aktuellen Studie des Deutschen Akromegalie Registers der DGE (4), in der unter 30-jährige Patienten mit einer Akromegalie untersucht wurden, konnte bei 5,5 % eine Mutation im AIP Gen gefunden werden. War in der Familie kein weiterer Fall von Akromegalie bekannt, lag die Prävalenz lediglich bei 2,3 %. Bei positiver Familienanamnese hingegen hatten 3 von 4 Patienten eine Mutation im AIP-Gen.

Kommentar

Wenn es sich auch um eine seltene Ursache einer Akromegalie handelt, so zeigt es doch einen molekularen Mechanismus bei der Entstehung von hormonproduzierenden Geschwülsten auf. Mutierte AIP-Gene haben aber als Tumor-Suszeptibilitätsgene wohl nur eine geringe Penetranz, wie sich aus den Untersuchungen von Vierimaa et al. (3) schließen lässt.

Helmut Schatz

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Literatur

(1) A. Beckers et al.: Familial Isolated Pituitary Adenomas (FIFA) and the Pituitary Adenoma Predisposition due to Mutations in the Aryl Hydrocarbon Receptor Interacting Protein (AIP) Gene.
Endocrine Reviews 2013. 34:239-277

(2) E. Pardi et al.: Aryl Hydrocarbon Receptor Interacting Protein (AIP) Mutations Occur Rarely in Sporadic Parathyroid Adenomas.
J. Clin. Endocrinol. Metab. 2013. 98: 2800-2810

(3) O. Vierimaa et al.: Pituitary Adenoma Predisposition Caused by Germline Mutations in the AIP Gene.
Science 2006. 312:1228-1230

(4) C. Schöfl et al.: Prevalence of AIP gene mutations in young patients with acromegaly.
Growth Horm. IGF Res. 22 (Suppl. 1): S3 2012

Publiziert am von Prof. Helmut Schatz
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