Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Professor Konrad Federlin mit 89 Jahren verstorben


Bochum, 11. Februar 2018:

Prof. Dr. med. Dres. h.c. Konrad Federlin ist am 31. Januar 2018 im 89. Lebensjahr in Gießen verstorben. Zur Trauerfeier am 8. Februar 2018 in der Petruskirche in Gießen versammelten sich seine engere Familie, die Verwandtschaft und eine große Zahl von Freunden, Weggefährten und Schülern aus ganz Deutschland, darunter viele Endokrinologen und Diabetologen: Federlin war Ehrenmitglied der beiden deutschen Fachgesellschaften auf diesen Gebieten. Bei der Trauerfeier ging der Pastor, ein Freund des Verstorbenen, in seiner Ansprache auf die drei Punkte ein, die das Leben von Konrad Federlin bestimmten und erfüllten: „MMF“ – Medizin Musik, Familie, oder in anderer Reihenfolge: „FMM“. Er schilderte ausführlich das bei Federlin immer im Mittelpunkt stehende, intensive und enge Familienleben, trotz klinischer Verpflichtungen als Arzt und weltweiter Vortragsreisen als Wissenschaftler, mit seiner Frau Gesa, seinem Sohn Ulrich und seinen Töchtern Beate und Irene, zu denen sich in den letzten Jahren die Enkelkinder gesellten. Musik bildete den dritten Schwerpunkt seines Lebens. Seit der Jugend spielte der Verstorbene ständig als Bratschist oder Geiger in Streichquartetten. Auch bei der Trauerfeier erklangen in der Petruskirche zwei Musikstücke von Bach, gespielt von Federlins Qartettpartnern der letzten Jahre in Gießen, unter ihnen die beiden emeritierten Giessener Ordinarien für Kardiologie und Orthopädie, Prof. Harald-Horst Tillmanns und Professor Henning Stürz.

Konrad Federlin wurde in Frankfurt am Main am 15.8.1928 geboren. Sein Vater war Gynäkologe. Er studierte Medizin in Frankfurt und Tübingen und ging nach seiner Promotion nach Frankfurt an die Klinik von Professor Ferdinand Hoff, von welcher er gemeinsam mit seinem Kollegen Prof. Ernst Friedrich Pfeiffer im Jahre 1967 an die neugegründete Universität Ulm wechselte. Dort habilitierte er sich noch im gleichen Jahr mit seiner bereits in Frankfurt fertiggestellten Habilitationsschrift über Nierenerkrankungen, insbesondere deren immunologische Aspekte. Konrad Federlin war in Ulm auch Oberarzt des Referenten und als er 1976 den Ruf auf den Giessener Lehrstuhl erhielt, nahm er ihn, zusammen mit Heiner Laube, Reinhard Bretzel und weiteren Kollegen an die dortige Medizinische Klinik III und Poliklinik mit.

In Ulm widmete sich Federlin dem Ziel einer Totalkorrektur des Diabetes mellitus durch Inselzelltransplantation. Viele Jahre lang erfolgten die Versuche an Nagetieren. Federlin sagte immer, es werde einen „langen Atem“ brauchen, um schließlich das Ziel bei Menschen mit Diabetes zu erreichen. Reinhard Bretzel, sein späterer Nachfolger auf dem Giessener Lehrstuhl war sein wichtigster Mitarbeiter bei den Transplantationsexperimenten, weitere waren Bernhard Hering, der jetzt in Minneapolis ein weltweit renommiertes Inseltransplantationszentrum leitet, Mathias Brendel und viele andere. Federlins „langer Atem“ führte schließlich im Jahre 1992 zu der in Deutschland und weltweit höchst beachteten Inseltransplantation beim Menschen. Die Inseln wurden einer Typ-1-Diabetespatientin in Lokalanästhesie in die Pfortader injiziert, von wo sie in die Leber gelangten; die Patientin konnte mehrere Monate später ganz auf Insulininjektionen verzichten. Für sein wissenschaftliches Lebenswerk, insbesondere die Verdienste um die Inseltransplantation wurde ihm im Jahre 2015 in Montreal, Kanada der Paul Lacy Memorial Lecture Award der International Pancreas & Islet Transplantation Association verliehen.

Konrad Federlin (rechts) im Jahre 2007, mit Frau Gesa und dem Referenten bei einem Geburtstagssymposium im Wasserschloss Haus Kemnade bei Bochum

Was alle Schüler von Professor Federlin, zu denen sich auch der Referent zählt, lernen konnten war, sowohl in der Forschung als auch am Krankenbett: Gewissenhaftigkeit, Gründlichkeit, unermüdlicher Einsatz, ständiges Hinterfragen von Resultaten und nüchternes Analysieren. Und in jeder Situation ruhig, sachlich und höflich zu bleiben, was heute keineswegs mehr selbstverständlich ist.

Die deutsche Endokrinologie und Diabetologie wird dem Kliniker, Forscher und dem Menschen Konrad Federlin stets ein ehrendes Andenken bewahren.

Helmut Schatz

Publiziert am von Prof. Helmut Schatz
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