Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Resveratrol ohne Stoffwechseleffekte bei gesunden dicken Männern


Eine dänische Doppelblindstudie an 26 dicken, sonst gesunden Männern zeigte für Resveratrol im Vergleich zu Placebo nicht die erwarteten, günstigen Stoffwechseleffekte. An Nagetieren waren positive Wirkungen des in Trauben, Wein und anderen Pflanzen vorkommenden Resveratrol zuvor beobachtet worden. Es hatte bei diesen wie Kalorienrestriktion gewirkt: Verbesserung der Glukosetoleranz und verminderte Inflammationszeichen.

In der neuen dänischen Studie (1) wurde Resveratrol über 4 Wochen in einer Dosis von täglich 3×500 mg eingesetzt, 10x höher als bei den früheren Studien an 11 übergewichtigen Personen von Timmers et al. (2), die einen positiven Effekt beschrieben hatten. Trotz dieser hohen Dosis fand sich kein Effekt auf Insulinsensitivität, HbA1c, Cholesterinfraktionen, Triglyceride, freie Fettsäuren, Inflammationsmarker, Leberfunktionsteste, Energieverbrauch, C-Peptid, Glukagon, Cortisol, Adiponektin, und auch nicht auf Körperzusammensetzung, ektopes oder viszerales Fett. Hingegen kam es zu einem leichten, nicht signifikanten Anstieg des systolischen und diastolischen Blutdrucks. Die Unterschiede zu der Untersuchung von Timmers (2) könnten nach Poulsen durch die verwendeten Techniken und auch die kleinere Fallzahl erklärt werden. So sei von Timmers nicht die Clamp-Methode zur Messung der Insulinsensitivität wie in der dänischen Studie verwendet worden. Bei postmenopausalen Frauen mit normaler Glukosetoleranz hatten kürzlich Yoshino et al. auch keinen Einfluss von Resveratrol auf den Stoffwechsel gefunden (2).

Kommentar:

Die neuen Befunde stützen nicht die Empfehlung, Resveratrol enthaltende Früchte, Fruchtprodukte oder Präparate heute schon als „Nahrungsergänzungsmittel“ oder ähnlich einzusetzen. Im Internet werden reichlich Resveratrol enthaltende Präparate mit Bezeichnungen wie „Miracle Pills“ oder ähnlich angeboten. Dem Rotweinabsatz war das rege Interesse an Resveratrol gewiss auch nicht abträglich und mancher wird sein abendliches Gläschen auch mit dem Bewusstsein geleert haben, seiner Gesundheit etwas Gutes zu tun.

Resveratrol gilt aber weiterhin als „Hoffnungsträger“, zur Therapie oder zumindest zur Vorbeugung von Stoffwechsel- und Herzkreislauferkrankungen. Mit der Frage eines Einflusses von Resveratrol auf das kardiovaskuläre System befasste sich der DGE-Blog-Beitrag vom 2. Februar 2012 (3). Dort wurde darauf hingewiesen, dass viele Arbeiten in hochrangigen Zeitschriften über einen positiven Einfluss vom Autor Dr. Das gefälscht worden waren. Kürzlich wurde von B. Agrawal der interessante Befund mitgeteilt (4), dass beim Menschen nach Resveratrolgabe eine verminderte Expression von Genen gefunden wurde, die für inflammatorische Prozesse und die Arterioskleroseentwicklung von Bedeutung sind. Man wird abwarten müssen, was die laufenden Forschungen und Studien nun ergeben werden.

Literatur:

(1) Morton M. Poulsen, Diabetes online November 28, 2012
(2) Resveratrol shows no metabolic effect in healthy obese men.
Medscape November 28, 2012-11-29.
http://www.medscape.com/viewarticle/775206?src=nl_topic
(3) Helmut Schatz: Betrugsskandal: Resveratrol aus Rotwein soll das Herz schützen.
DGE-Blog-Beitrag vom 2. Februar 2012
(4) Beamon Agrawal, Int. J. Cardiol. online October 24, 2012

Publiziert am von Prof. Helmut Schatz
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