Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Rezidiv eines Morbus Cushing nach initial erfolgreicher Hypophysenoperation durch perioperative ACTH-Messung vorhersagbar


Bochum, 12. Juli 2013

ACTH-Spiegel über 20 ng/L in den ersten Tagen nach operativer Entfernung eines ACTH-produzierenden Hypophysentumors weisen trotz postoperativ normalisierter Serumcortisolspiegel auf ein späteres Cushing-Rezidiv hin (1).

Abdelmannan et al. aus Cleveland, Ohio (1) studierten konsekutiv 55 zentrale Cushing-Patienten (41 Frauen, 14 Männer) mit biochemisch und histologisch gesichertem ACTH-Zelladenom direkt nach der Hypophysenoperation. Bei allen wurden perioperativ ACTH und Cortisol simultan in kurzen Abständen gemessen. Eine Cortisolsubstitution erfolgte nur, wenn Symptome einer Nebennierenrindeninsuffizienz auftraten und die Cortisolspiegel tief absanken.

Cortisolwerte von 3 Microgramm/dL oder darunter wurden bei 46 der 55 Patienten erreicht, bei 9 betrugen sie hingegen 4 Mikrogramm/dL oder mehr. Die simultan gemessenen ACTH-Werte dieser 9 lagen über 40 ng/L, also in etwa über der oberen Grenze des Referenzbereichs. Bei den anderen 46 Patienten wurde bei 38 ein ACTH-Wert unter 20 ng/dL gemessen, bei den restlichen 8 hingegen über 20 ng/L. Bei allen dieser 8 Patienten trat in einer mittleren Nachbeobachtungszeit von ~7 Jahren ein Rezidiv auf, trotz postoperativ normalisierter Cortisolwerte.

Kommentar

Offenbar ist für Nebennieren, die lange Zeit durch sehr hohe ACTH-Spiegel stimuliert wurden, ein vergleichsweise niedriges ACTH von >20 ng/L ein so schwacher Reiz, dass dieser keinen oder keinen klinisch relevanten Cortisolüberschuß hervorrufen kann. Andererseits weist das nicht völlige Fehlen von ACTH auf ACTH-sezernierenes Gewebe in der Hypophyse hin, welches wachsen und zum Rezidiv führen kann. Die Hormontestung unmittelbar nach einer Adenomektomie hat sich übrigens dem Kommentator schon vor langer Zeit auch bei anderen Hypophysengeschwülsten als sinnvoll erwiesen (2).

Helmut Schatz

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Literatur

(1) D. Abdelmannan et al.: Recurrences of ACTH-secreting adenomas after pituitary adenomectomy can be accurately predicted by perioperative measurements of plasma ACTH levels.
J.Clin.Endocrinol. Metabol. 2013. 98: 1458-1465

(2) H. Schatz et al.: Hypophysenfunktionstestung: Untersuchungen zur Wertigkeit, unmittelbar nach Hypophysenoperation zur Beurteilung der Substitutionsbedürftigkeit.
Therapiewoche 1983. 33: 6345-6349

Publiziert am von Prof. Helmut Schatz
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3 Antworten auf Rezidiv eines Morbus Cushing nach initial erfolgreicher Hypophysenoperation durch perioperative ACTH-Messung vorhersagbar

  1. Socrates sagt:

    Interessantes Paper, die Prädiktion der Dauerremission nach TSS ist ja eines der ungelösten Probleme bei der Behandlung des M. Cushing. Hier könnte der beschriebene Paramter ‚Postoperatives ACTH‘ zukunftsweisend sein. Limitation (wie immer) der jeweils verwendete Assay, der die Übertragbarkeit auf andere Kohorten/Zentren einschränkt. Weitere Limitation ist die gerine Patientenzahl

  2. Urin nach dreitägiger Natriumchloridbelastung:bei einer Natrumchloridausscheidung von > 200 mmol/ 24 h weisen Aldosteron-ausscheidungen von > 12 mg/24 Stunden auf einen prim. Hyperaldosteronismus hin.

  3. Max sagt:

    In welchem Zusammenhang mit einem Cushing-Rezidiv nach Hypophysenoperation steht die Untersuchung auf einen primären Hyperaldosteronismus, welche Frau Kollegin Chang beschreibt?

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