Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Saxagliptin ohne kardiovaskulären Nutzen in Endpunktstudie SAVOR-TIMI 53


Bochum, 20. Juni 2013

Die SAVOR-TIMI 53 – Studie zeigte für Saxagliptin (Onglyza®, Bristol-Myers Squibb / AstraZeneca) keinen zusätzlichen kardiovaskulären (CV) Nutzen gegenüber Placebo nach Zusatz zur Standardtherapie bei Diabetespatienten mit CV Ereignissen in der Vorgeschichte oder mit besonderen CV Risikofaktoren (1). Der CV Endpunkt setzte sich aus CV Tod sowie nicht-tödlichem Herzinfarkt oder Schlaganfall zusammen.

Diese Resultate wurden gestern von den Herstellerfirmen mitgeteilt und werden am 2. September 2013 auf dem Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) vorgetragen werden. Die Studie lief vier Jahre, umfasste >16 000 Patienten und wurde von Dr. Itmar Raz (Jerusalem) und Dr. Deepak Bhatt (Boston ) geleitet.

Kommentar

Die FDA verlangt seit Juli 2009 bei neuen Diabetes-Medikamenten CV-Endpunktstudien. Saxagliptin war das erste nach dieser Regelung neu zugelassene Diabetes-Medikament. Es gehört zur Klasse der Dipeptidylpeptidase-4 (DPP4)- Hemmer. Auf Grund von nicht-randomisierten Analysen bestand die Hoffnung, dass diese Medikamentengruppe für Diabetespatienten einen zusätzlichen kardiovaskulären Schutzeffekt haben könnte. Deshalb war die Enttäuschung wohl beträchtlich. Man muss jetzt abwarten, was die noch laufenden CV Endpunktstudien mit anderen inkretinbasierten Therapien, sowohl DPP4-Hemmern als auch GLP-1 – Analoga, ergeben werden.

Helmut Schatz

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Literatur

(1) Shelley Wood: Saxagliptin fails short in CVD Outcomes Study, SAVOR-TIMI 53.
Medscape. Jun 19, 2013
http://www.medscape.com/viewarticle/806545_print

Publiziert am von Prof. Helmut Schatz
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4 Antworten auf Saxagliptin ohne kardiovaskulären Nutzen in Endpunktstudie SAVOR-TIMI 53

  1. Warum sind Wissenschaftler enttäuscht, wenn Studien „ungerechtfertigte“ Ziele nicht erreichen?

    Die SAVOR-TIMI 53 Studie rekrutierte CV-Hochrisiko Patienten, zum Großteil, wenn ich richtig informiert bin mit bereits bestehenden CV-Erkrankungen und CV Risikokonstellationen. Daher sollte die Antwort auf die (noch zu präsentierenden) Ergebnisse eigentlich anders lauten:

    1. Trotz der Hochrisiko Population kam es unter der Blutzucker Regulation nicht zu vermehrten CV Ereignissen, wie z.B. in der ACCORD Studie. Nach meiner Sichtweise stellt damit Saxagliptin eine sichere Alternative der Blutzuckertherapie bei diesem Patientenkollektiv, u.a. wegen ausbleibender Hypoglykämien!

    2. Der (allen) eigentlich bekannte lausige Anteil der Blutzuckereinstellung an der Entwicklung oder Verhinderung der Makroangiopathie (gegenüber z.B. Blutdruck- oder Lipidtherapie) sollte beim Design dieser Studien berücksichtigt, aber auch nicht so einfach von den Aufsichtsbehörden gefordert werden (Nutzen gegenüber Placebo nach Zusatz zur Standardtherapie bei Diabetespatienten mit CV Ereignissen in der Vorgeschichte oder mit besonderen CV Risikofaktoren!?).

    3. Studien zum Nutzen einer Blutzuckerregulation müssten sich an dem orientieren, was durch diese Maßnahme eigentlich hauptsächlich zu erwarten ist: Die Besserung mikrovaskulärer Folgeerkrankungen. Diese sind zumindest per Extrapolation aus einer guten Blutzuckereinstellung zu erwarten ohne, wie in der vorliegenden Studie zu cardiovaskulären Ereignissen als Nebeneffekt zu führen.

    Daher verstehe ich die Aufregung nicht und auch nicht die Kommentare eigentlich seriöser Wissenschaftler, das Ergebnis einer Studie für all diejenigen, die sich nicht zu tief in der Materie befinden, als „negativ“ schlecht zu reden.

    Schon Bismarck wußte: Fehler im Aufmarsch lassen sich in der Schlacht nicht mehr korrigieren.

  2. Helmut Schatz sagt:

    Sehr geehrter Herr Prof. Steinmetz, lieber Armin,
    bei SAVOR-TIMI-53 handelte es sich um eine randomisierte, plazebokontrollierte Doppelblindstudie der Phase IV. Es sollten nicht zwei Gruppen mit Standardtherapie und straffer EInstellung mit verschiedenen HbA1c-Zielvorgaben verglichen werden wie etwa bei ACCORD. Es redet wohl kaum jemand „das Ergebnis schlecht“, man ist nur enttäuscht, weil sich viele eine „superiority“ und nicht nur eine „non-Inferiority“ erhofft hatten.
    Beste Grüße
    Helmut Schatz

  3. Max sagt:

    Auf dem ESC-Kongress in Amsterdam wurde auch die EXAMINE-Studie mit Alogliptin an 5380 Patienten vorgestellt (publiziert im NEJM von W.Cannon et al.). Auch mit diesem DPP-4-Hemmer wurde gegenüber Placebo nur „non-inferiority“ in Bezug auf kardiovaskuläre Ereignisse gefunden, also kein protektiver Effekt.. Bei der SA VOR-TIMI 53 – Studie mit Saxagliptin fanden sich übrigens in der Verum-Gruppe signifikant mehr Hospitalisierungen als unter Placebo, was immer das bedeuten mag.

  4. Helmut Schatz sagt:

    Auf dem Kongress der Europaeischen Diabetesgesekllschaft EASD in Barcelona wurden heute die SAVOR/TIMI53 – und die EXAMINE-Studie vorgestellt. In beiden Studien -mehr in SAVOR-TIMI53, aber auch in EXAMINE – traten vermehrt Herzinsuffizienzen auf. Eine Beeinflussung einer Vielzahl von Peptiden wie GIP, PYY, BNP etc. durch DPP4-Hemmer wurde als eine moegliche Ursache diskutiert. Die Herzinsuffizienz wird heue als das groessere kardiovaskulaere Problem bei Diabetes gesehen als die klassischen MACEs, auch als die koronare Herzkrankheit mit Infarkten.. Ein Vortragender empfahl ausdruecklich Zurueckhaltung in der Verschreibung von DPP4-Hemmern an Diabetiker mit Herzinsuffizienz.

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