Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Schlafdefizit bzw. unregelmäßige Schlafzeiten könnten das Risiko für Diabetes erhöhen


Unterbrochener oder verkürzter Schlaf sowie unregelmäßige Schlafzeiten, wie sie bei Schichtarbeitern vorkommen, können den Glukosestoffwechsel beeinträchtigen. Dies ergab eine 39-tägige Studie mit gesunden Probanden am Brigham and Women’s Hospital in Boston. Mit der Zeit könnten die beobachteten Veränderungen das Risiko für Adipositas und Diabetes erhöhen, schlussfolgerten Dr. Orpheu Buxton und Kollegen in der Zeitschrift Science Translational Medicine (1).

Die Autoren beobachteten 21 gesunde Probanden bei verkürzten oder unregelmäßigen Schlafzeiten. Die Teilnehmer verbrachten 39 Tage im Schlaflabor in Einzelzimmern bei gedämpftem Licht und ohne Anhaltspunkte zur Tageszeit. Während der 21 Tage vor Studienbeginn erhielten die Teilnehmer Gelegenheit zu normalem Schlaf von 10 Stunden. Während der ersten fünf Tage der Studie verbrachten die Teilnehmer täglich 16 Stunden im Bett und durften schlafen solange sie wollten. Während der folgenden 3 Wochen durften die Probanden pro 24-Stunden-Periode nicht länger als 5,6 Stunden schlafen. Der Schlaf-/Wachzyklus und die Essenszeiten wurden dabei einem 28-Stunden-„Tagesrhythmus“ unterworfen. Während der anschließenden 9 Tage wurden die Probanden wieder auf einen 24-Stunden-Tagesrhythmus umgestellt mit einer stets zur gleichen Zeit beginnenden 10-Stunden langen Bettzeit.

Die Kombination aus Schlafmangel und Störung der Tagesrhythmik führte zu beeinträchtigter Insulinausschüttung. Insbesondere die basalen Insulinwerte, der postprandiale Insulinanstieg und die über 90 Minuten postprandial integrierten Plasma-Insulinspiegel waren mit jeweils 12% (P=0,0064), 27% (P<0,0001) und 27% (P<0,0001) signifikant reduziert. Dies wiederum zog - im Vergleich zur gleichen Situation vor Versuchsbeginn - signifikant erhöhte Blutzuckerspiegel nach sich, sowohl nüchtern als auch postprandial. Der Stoffwechsel, beurteilt am Ruhegrundumsatz, fiel in dieser Versuchsperiode im Durchschnitt um 8%. Auf ein Jahr hochgerechnet wäre dies gleichzusetzen mit circa 4,5 kg Gewichtszunahme. Die meisten Veränderungen normalisierten sich nach der Erholungsphase des Experiments.

Literatur:
(1) Buxton OM, et al „Adverse metabolic consequences in humans of prolonged sleep restriction combined with circadian disruption“ Sci Transl Med 2012; (4)129ra43.

Publiziert am von Prof. Klaus Döhler
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