Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Sind die neuen Medikamente bei Typ-2-Diabetes als add-on-Therapie zu Metformin besser als die alten?


Bochum, 1.April 2014:

Yuanhui Zhang et al. (1) untersuchten mit dem von den Autoren für Diabetes adaptierten stochastischen Prozess der Markov-Kette 37 500 privatversicherte Typ-2-Diabetespatienten über 40 Jahre aus den USA, deren Diabetes zwischen 1995 und 2010 diagnostiziert worden war. Das Outcome wurde verglichen zwischen denen, die als add-on-Therapie zu Metformin Sulfonylharnstoffe, DPP4-Hemmer, GLP-1-Agonisten oder Insulin erhalten hatten. Es ergab sich keine Unterschied im Outcome außer einer mit Sulfonylharnstoffen etwas längeren Zeitdauer bis zur Insulinabhängigkeit und niedrigeren Kosten.

Als Maß für das Outcome dienten die Lebenserwartung, die quality-adjusted life years (QALY), die mittlere Zeit bis zur Insulinabhängigkeit und die zu erwartenden Medikamentenkosten bis zur ersten diabetebezogenen Komplikation (koronare Herzerkrankung, Herzinfarkt, Herzinsuffizienz, Schlaganfall, Erblindung, Nierenversagen, Amputation) oder dem Tod. Die erreichten Lebensjahre wurden adjustiert nach den eine Hospitalisierung erfordernden Hypoglykämien. Alle Behandlungsarten ergaben vergleichbare Resultate bezüglich Lebenserwartung und QUALY, unabhängig vom glykämischen Behandlungsziel. Unter Sulfonylharnstoffen waren die Zeit bis zur Insulinabhängigkeit am längsten und die Kosten pro QUALY signifikant niedriger als mit DPP4-Hemmern und GLP-1-Analoga. Die durchschnittlichen Medikamentenkosten pro Monat betrugen für Metformin 81, für Sulfonyharnstoffe 54, für DPP4-Hemmer 232, für GLP-1-Agonisten 325 und für Insulin 245 US Dollar.

Kommentar

Der Senior-Autor der Studie, Dr. Brian T. Denton meinte, es gäbe noch zu wenig Daten über die Langzeiteffekte der neuen Substanzen. Für alle gäbe es Pro´s und Kontra´s, nur der Kostenunterschied zu den alten sei eindeutig. Dr. Alan J. Garber kritisierte, dass die Hypoglykämien unter Sulfonylharnstoffen nicht genügend berücksichtigt worden seien. Und übrigens, meint Garber, hätte er „im Eid des Hippokrates nichts über Kosten finden können…“. (2). Bei Betrachtung der Tabelle 1 der Originalarbeit wird ein Nachteil (disutility) von Sulfonylharnstoffen und Insulin für Hypoglykämien und Gewichtszunahme erkenntlich, wie auch zu erwarten war. Offenbar haben sich diese aber auch nicht in der QALY-Analyse ausgewirkt.

Der Kommentator darf auf die im Sommer 2013 in den USA angelaufene GRADE-Studie verweisen, in der genau diese Substanzgruppen als add-on-Therapie zu Metformin an etwa 5000 Typ-2-Diabetespatienten prospektiv überprüft werden. Im August 2020 werden die Daten wohl vorliegen (3). Dann sollten diese Fragen hoffentlich beantwortet werden können.

Helmut Schatz

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Literatur

(1) Yuanhui Zhang et al.: Second-line agents for glycemic control for type 2 diabetes: are newer agents better?
Diabetes Care online 26. Februar 2014, doi: 102337/dc13-1901

(2) Miriam E. Tucker: After metformin, are newer drugs better for type 2 diabetes?
http://www.medscape.com/viewarticle/822058_print

(3) Helmut Schatz: Die GRADE-Studie: Welches Medikament als Kombinationspartner zu Metformin bei Typ-2-Diabetes?
DGE-Blogbeitrag vom 17. September 2013

Publiziert am von Prof. Helmut Schatz
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