Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Wein, egal ob rot oder weiß: kein Unterschied zu Wasser im Hinblick auf Verbesserung atherosklerotischer Plaques in den Halsschlagadern von Typ-2-Diabetes-Patienten


Bochum, 19. Februar 2018:

Ein internationales Team (Rachel Golan et al., darunter unsere beiden DGE-Mitglieder Michael Stumvoll und Matthias Blüher) untersuchte in der CASCADE-Studie, ob Wein einen günstigen Einfluss auf die Plaquebildung in den Carotiden von Typ-2-Diabetespatienten hat (1). Sie konnten während 2 Jahren keinen Unterschied in Plaqueveränderungen zwischen dem täglichen Genuß von rotem Wein, weißem Wein oder Wasser finden.

Von ursprünglich 224 Typ-2-Diabetespatienten (zwei Drittel Männer, mittleres Alter 59 Jahre, mittleres HbA1c 6.8%) waren nach 2 Jahren von 174 Teilnehmern Carotis-Bilder verfügbar. Es wurde mit dreidimensionalem Ultraschall an der Arteria carotis Das Total Plaque Volume (TPV) und das Vessel Wall Volume (VWV) gemessen. Alle Teilnehmer hatten alkoholabstinent gelebt und bekamen zufallsverteilt täglich für 2 Jahre je 150 ml Rotwein, Weißwein oder Wasser zu trinken, zusätzlich zu einer mediterranen Kost. Zu Studienbeginn hatten 45% Plaques in der Carotis. Nach 2 Jahren wurde keine Progression des TPV gesehen: Wasser: -1.4 (17.0) mm³, Weißwein -1.2 (16.9) mm³, Rotwein -1.3 (17.6) mm³ (p=0.9 zwischen den Gruppen). In einer post-hoc-Analyse wurden 78 Patienten, bei denen zu Studienbeginn Plaques gesehen wurden, in Terzilen eingeteilt. In der obersten Terzile fand sich mit Rotwein eine geringe, signifikante Abnahme des Plaquevolumens gegenüber dem Ausgangsbefund. Reduktionen des Apo(B)/Apo(A)-Verhältnisses wurden unabhängig davon assoziiert mit dem TPV gesehen, der systolische Blutdruck war nach 2 Jahren unabhängig davon mit einer Regression des VWV assoziiert.

Kommentar

Erfreulich ist immerhin, dass keine Progression des Carotis-Plaquevolumens innerhalb von 2 Jahren gesehen wurde, wenn auch keine signifikante Regression. Wieweit die mediterrane Kost dazu beigetragen hat, sei dahingestellt. Lediglich in einer Subgruppe konnte ein geringer Effekt von Wein auf das Plaquevolumen gefunden werden. Ausgangspunkt für die Studie war gewesen, dass es mehrere Observationsstudien gab, die bei mäßigem Alkoholkonsum sowohl für Gesunde (2) als auch für Typ-2-Diabetespatienten (3) ein vermindertes koronares Herzrisiko beschrieben hatten. Für die Halsschlagadern ergab sich in der CASCADE-Studie während 2 Jahren zumindest mit der gewählten Alkoholdosis kein Hinweis.

Im Zeitalter der personalisierten Medizin darf ich eine monozentrische Studie zur Alkoholdosis erwähnen (n=1): Der Alpinist und Filmemacher Luis Trenker aus Südtirol antwortete auf eine Journalistenfrage, wie er getan habe, dass er bis weit über das 90. Lebensjahr hinaus – er starb mit 98 Jahren – so fit geblieben sei, und wie er es mit dem Alkohol gehalten habe: „Nie weniger als ein Viertel, und nie mehr als zwei Viertel Wein täglich, natürlich Tiroler Roten!“

Helmut Schatz

Literatur

(1) R. Golan et al.: Effect of wine on carotid atherosclerosis in type 2 diabetes: a 2-year randomized controlled trial. Europ J Clin Nutrition published online 29 January 2018.
https://doi.org/10.1038/s41430-018-0091-4

(2) E.B. Rimm et al: Moderate alcohol intake and lower risk of coronary heart disease: meta-analysis of effects on lipids and hemostatic factors.
Brit Med J 1999. 319:1523-1528

(3) L.L Kopes et al.: Meta-analysis of the relationship between alcohol consumption and coronary heart disease and mortality in type 2 diabetic patients.
Diabetologia 2006. 49:648-652

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Publiziert am von Prof. Helmut Schatz
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