Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

Bitte beachten Sie den Haftungsausschluss für medizinische Themen.

Zum Weihnachtsfest und Jahreswechsel


Hannover, 14. Dezember 2016:

Inspiriert zum Schreiben des diesjährigen „Weihnachtsblogbeitrags“ wurde der Referent von  unserem emsigen Blogger Helmut Schatz und dem von ihm am 14. Dezember 2014 veröffentlichen Beitrag „Äpfel und Nüsse, Fisch, Gemüse und ein Glas Wein dazu: Das verlängert Ihre Telomere – und Ihr Leben!“ (1).

Dieses Thema ist wie geschaffen für Weihnachten und so habe ich die 463 Blogbeiträge auf der Homepage der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie nach Stichwörtern durchsucht, die sich mit der Wirkung typisch weihnachtlicher Nahrungs- und Genussmittel auf die Gesundheit befassen. Ich fand drei Beiträge, in denen der Begriff „Weihnachten“ selbst vorkommt (1-3), drei Beiträge über „Nüsse“ (1, 4-5), sieben über „Schokolade und/oder Kakao“ (2, 6-11), weitere sieben über „Früchte & Obst“ (1, 11-16), einen Beitrag über „Äpfel“ (1) und, wenn man die „Pferdeäpfel“ auch mitzählt (16), dann sind es sogar zwei. Zu „Gemüse“ gibt es acht Blogbeiträge (1, 12, 14, 15-19), zu Fisch drei (1, 12, 17), zu Getreide vier (1, 12, 17, 26), zu „Kaffee und/oder Tee“ auch vier (9, 10, 20, 21), zu „Schweinefleisch“ einen (12) und zu Rotwein sechs Beiträge (9, 13, 22-25). Keine Blogbeiträge konnte ich zu den Stichwörtern „Lebkuchen, Mandeln, Gänsebraten, Truthahn, Würstchen mit Kartoffelsalat, Ingwer und Zimt“ finden. Stattdessen aber fand ich zehn Beiträge über „Zucker“, die ich aber nicht alle hier aufzählen kann.

Obst, Gemüse und Nüsse sind Kernkomponenten der Mediterranen Kost und wirken antioxidativ und antiinflammatorisch. Beide Prozesse beeinflussen die Telomeren-Länge der Chromosomen (1). Viel Fisch, wie etwa der berühmte böhmische Weihnachtskarpfen, sowie Gemüse, Salat mit Olivenöl, darüber gehackte Nüsse, und ein Glas Wein dazu – dann werden Ihre Telomere geschützt und Sie erreichen ein hohes Alter (1). Fisch, Nüsse und Leinsamen enthalten hohe Konzentrationen an Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren. Der Verzehr dieser Fette während der Schwangerschaft scheint der Entwicklung von Autismus im Föten entgegenzuwirken (5). Der Verzehr von Walnüssen verbessert bei Männern (bei wem auch sonst!) die Spermienqualität (4). Auch die neue gemeinsame Leitlinie zur Dyslipidämie der beiden Europäischen Gesellschaften für Kardiologie (ESC) und für Atherosklerose (EAS) legt besonderen Wert auf den Lebensstil einschließlich der Ernährung und spricht dezidierte Empfehlungen z.B. für eine Mediterrane Kost aus (12). Bei dieser stehen Getreide, Gemüse, Obst und Fisch im Vordergrund. Bei Personen im Alter von 70-79 Jahren, die sich mit mediterraner Kost ernährt hatten, war gemäß einer Studie der Mayo Clinic die Hirnrinde (die „graue Substanz“) vergleichsweise dicker als bei Personen, die anders gegessen hatten (17). Außerdem hatte der Verzehr mediterraner Kost eine positive Wirkung auf die Gehirnleistung (17).

Schokolade bzw. Kakao, so wurde gezeigt, machen schlank (8), verringern das Schlaganfallrisiko (7), wirken sich positiv auf kardiovaskuläre Risikofaktoren sowie auf die Funktion des Endothels und der Thrombozyten aus (10) und lassen Falten verschwinden (2). Außerdem bringen Länder, in denen viel Schokolade verzehrt wird, mehr Nobelpreisträger hervor als andere Länder (6). Kaffeegenuss führt bei Diabetikern zur Verbesserung der Insulinresistenz (9). Auch der Verzehr von Obst und Gemüse reduziert das Diabetesrisiko, wobei es insbesondere auf die Vielfalt an Obst und Gemüse ankommt (14).

Positive Wirkungen auf die Gesundheit, insbesondere auf das Herz-Kreislaufsystem wurden in Tierversuchen auch für das im Rotwein und in verschiedenen Früchten enthaltene Resveratrol gezeigt. 2012 wurde aber bekannt, dass Dr. Dipak Das von der Connecticut-Universität Dutzende von Publikationen, die eine günstige Wirkung von Resveratrol auf das Herz belegen sollten, gefälscht oder sogar frei erfunden hatte (23). Die Fälschungen von Dr. Das brachte das Fachgebiet zwar in Misskredit, da aber auch andere Wissenschaftler über die gesundheitsfördernde und lebensverlängernde Wirkung von Resveratrol berichteten, war damit nicht gesagt, dass eine gesundheitsfördernde Wirkung von Resveratrol grundsätzlich in Frage gestellt werden muss. Mittlerweile wurde der Wirkmechanismus von Resveratrol aufgeklärt. Es wurde gezeigt, dass Resveratrol in der Lage ist, Sirtuine zu aktivieren (22). Sirtuine wirken altersbedingten Krankheiten entgegen und ihre lebensverlängernde Wirkung wurde sowohl bei Fadenwürmern und bei Drosophila als auch bei Säugetierzellen gezeigt. Sirtuine wirken oxidativem Stress entgegen und führen entartete Zellen in den Zelltod (22). Bei gesunden übergewichtigen Männern konnten jedoch keine Stoffwechseleffekte durch Resveratrol nachgewiesen werden (13, 25), allerdings war in jener Studie nur die relativ kleine Anzahl von 24 Männern eingeschlossen und die Behandlung lief auch nur über 4 Wochen. Das war vielleicht zu wenig, um statistische Unterschiede zu sehen.

Der aufmerksame Leser wird sich spätestens jetzt fragen, was haben eigentlich die zuvor erwähnten Pferdeäpfel mit unserer heutigen Thematik zu tun (16)? Nun, Fäkalbehandlung ist zurzeit „in aller Munde“, denn Untersuchungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass die Darmflora, besser gesagt das „Mikrobiom“ wohl eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung von Übergewicht, Adipositas-assoziierten Entzündungen und Insulinresistenz spielt (16). Amsterdamer Autoren hatten 2012 berichtet, dass intraduodenale Infusionen kleiner Stuhlmengen von gesunden schlanken Spendern sechs Wochen später die Insulinempfindlichkeit bei übergewichtigen männlichen Patienten mit Metabolischem Syndrom erhöhte (16). Die Stuhltransplantation wird seitdem als Methode zur Behandlung bei Adipositas und Diabetes erprobt. So ganz neu scheint die Stuhltransplantation aber nicht zu sein, denn in früherer Zeit haben „Pferdedoktoren einem Ross mit Darmkoliken eine Brühe eingeflößt, die man mit Pferdeäpfeln eines gesunden Tiers angerührt hatte“ (16).

Kommentar

Bei all dem Suchen und Nachdenken über Weihnachten, Ernährung, Hormone und Gesundheit fiel dem Referenten auf, dass auch einige Weihnachtslieder hormonell sehr durchdrungen sind. So ist das Lied „Stille Nacht, heilige Nacht“ ein Hinweis auf Melatonin, das nur im Dunkeln ausgeschüttet wird und uns in eine stille und heilige Nachtruhe versetzt. „Oh du Fröhliche“ ist ein Hinweis auf eine ganze Reihe stimmungsaufhellender Hormone, wie z.B. Serotonin, Dopamin, Oxitocin und Östrogene. Aber ein wahres Feuerwerk an Hormonen brennt das Weihnachtslied „Ihr Kinderlein kommet“ ab! Und mit all diesen Informationen beglückt wünsche ich allen Mitgliedern der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie

„Fröhliche Weihnachten!“

Prof. Dr. med. Klaus-D. Döhler, Hannover

Den Weihnachtswünschen von Klaus-Dieter Döhler schließt sich Helmut Schatz, der Blogger der DGE, an.

Literatur

  1. Helmut Schatz, Dezember 2014: Äpfel und Nüsse, Fisch, Gemüse und ein Glas Wein dazu: Das verlängert Ihre Telomere – und Ihr Leben!
  2. Klaus-D. Döhler, 30. Dezember 2015: Kakao lässt Falten verschwinden
  3. Helmut Schatz, 28. Dezember 2012: Nikotinsäure plus Laropiprant (Tredaptive®) ohne Zusatznutzen in der Heart Protection Study-2: EMA empfiehlt ab sofort keine Neueinstellung auf Tredaptive®
  4. Helmut Schatz, 9. September 2012: Walnüsse verbessern bei Männern die Samenqualität
  5. Helmut Schatz, 26. August 2013: Fettverzehr der Mütter mit Autismus der Kinder assoziiert
  6. Helmut Schatz, 11. Oktober 2012: Schokolade liebende Länder bringen mehr Nobelpreisträger hervor
  7. Helmut Schatz, 10. September 2012: Schokolade verringert das Schlaganfallrisiko
  8. Klaus-D. Döhler, 26. März 2012: Schlank mit Schokolade
  9. Klaus-D. Döhler, 4. April 2016: Gesundheitsfördernde Wirkung von Kaffee bei Diabetes
  10. Helmut Schatz, 24. Januar 2016: COSMOS-Studie überprüft an 18 000 Menschen über 5 Jahre die Wirkung von Kakao auf kardiovaskuläre Risikofaktoren
  11. Helmut Schatz, 25. Juni 2015: Haben dicke Menschen einen stärkeren Geruchssinn für Essen?
  12. Ulrike Schatz, 5. November 2016: Seine Tollität, Prinz Donald und Prinzessin Angela, das transatlantische Prinzenpaar 2016/17 der Lipidforscher
  13. Helmut Schatz, 29. November 2012: Resveratrol ohne Stoffwechseleffekte bei gesunden dicken Männern
  14. Klaus-D. Döhler, 8. Mai 2012: Es ist auch die Vielfalt an Obst und Gemüse, die das Typ-2-Diabetes-Risiko mindert
  15. Helmut Schatz, 24. März 2014: Kein Unterschied zwischen ‚guten‘ und ’schlechten‘ Fetten für die koronare Herzkrankheit?
  16. Helmut Schatz, 19. Januar 2013: Fäkalbehandlung – eine Option bei Übergewicht und Diabetes? Machen Darmbakterien dick?
  17. Helmut Schatz, 27. August 2016: Unter Mediterraner Kost mehr graue Gehirnsubstanz, weniger Abbau von Gehirnleistungen – und weniger Alzheimer-Demenz?
  18. Helmut Schatz, 20. Juli 2015: Gesundheitlich nur wenig Unterschied zwischen Fast Food- und Restaurantmahlzeiten – am besten ist das zuhause Gekochte
  19. Helmut Schatz, 6. Februar 2013: Kalziumeinnahme mit erhöhter kardiovaskulärer Sterblichkeit assoziiert
  20. Klaus-D. Döhler, 16. November 2012: Oxytocin hält flirtende Männer auf Distanz
  21. Helmut Schatz, 9. Juni 2012: Leitungswasser trinken statt Limonaden oder Fruchtsäften verringert das Diabetes-Risiko
  22. Klaus-D. Döhler, 21. März 2013: Wirkmechanismus von Resveratrol in Rotweinextrakt aufgeklärt – können wir wirklich 150 Jahre alt werden?
  23. Helmut Schatz, 2. Februar 2012: Betrugsskandal: Resveratrol aus Rotwein soll das Herz schützen
  24. Helmut Schatz, 26. Juni 2015: Das Altern durch Medikamente aufhalten – Metformin auf dem Prüfstand
  25. Helmut Schatz, 18. April 2013: Resveratrol ohne Stoffwechseleffekte bei übergewichtigen Menschen
  26. Helmut Schatz, 4. Juni 2015: Gluten in als ‚gluten-frei‘ bezeichneten Probiotika
Publiziert am von Prof. Klaus Döhler
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