Bochum, 16. August 2024
Im DGE-Blog wurde am 7. Februar 2024 und am 16. März 2024 über die gesundheitsschädlichen Wirkungen von Phthalat (1) bzw. Mikro- und Nanoplastik (2) berichtet. Jetzt wird über kleinste Plastikteilchen auch als eine mögliche Ursache für die seit vielen Jahren beobachtete Abnahme der Zahl und Motilität der Spermien bei Männern berichtet. Die Zahl der Samenfäden liegt heute bei 49 Millionen pro Milliliter Sperma, im Jahre 1973 hatte sie nach einer Metaanalyse an der Hebräischen Universität Jerusalem noch 101 Millionen betragen. Seit 2000 sinkt die Zahl nach den Jerusalemer Erhebungen an fast 60.000 Teilnehmern in 288 Studien aus 54 Ländern um etwa 2.5% (3). Ursachen für eine Abnahme der Zahl und Motilität von Spermien gibt es viele (s.u.).
In einer Studie in China, publiziert in „Science of total Environment“, wurden Verschmutzungen in allen untersuchten Proben von Sperma gefunden. Es wurde acht verschiedene Kunststoffe nachgewiesen, am häufigsten Polystyrol, das sehr häufig in Verpackungen angewendet wird. Italienische Forscher wiesen Mikroplastik im Sperma von 6 der 10 untersuchten gesunden jungen Männer nach. In einer weiteren Untersuchung fand man Mikroplastik in allen 23 untersuchten Proben von menschlichen Hodengewebe. Ning Li et al. von der chinesischen Universität Quingdao haben auch an Mäusen Hinweise gefunden, dass Mikroplastik die männliche Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen kann: im Mausmodell kam es zu einem signifikanten Rückgang der Zahl vitaler Spermien und zunehmende Spermiendeformationen. Auch fanden sich bei den Mäusen Hormonstörungen durch Mikroplastik.
Was kann und soll man dagegen tun?
In der italienischen Zeitung „Guardian“ fordert Luigi Montano von der Universität Rom, der Leiter der o.z. Studie, die „exponenzielle Zunahme von Plastikmüll zu stoppen. Es besteht dringender Handlungsbedarf“.
Was können Männer selbst beitragen, Quantität und Qualität der Spermien zu erhalten? Prof. Michael Zitzmann, Androloge und in Deutschland führender Sexualmediziner aus Münster, rät zur Verbesserung der Spermienparameter folgendes: Schadstoffe und Pestizide vermeiden, sich ausgewogen ernähren, nicht rauchen, Übergewicht bekämpfen, sich regelmäßig bewegen und mögliche Hormonstörungen behandeln. Bei der Ernährung sei es besonders wichtig, ausreichend Antioxidanzien wie Vitamin C und E, Zink und Folsäure zu sich zu nehmen. Studien hätten gezeigt, dass Männer, die sich gesund ernähren, tendenziell eine höhere Konzentration und Beweglichkeit der Spermien aufweisen“ (4).
Helmut Schatz, Bochum
Literatur
(1) Helmut Schatz: Verbotener Plastik-Weichmacher im Urin bei ~60% von 250 Kindergartenkindern und bei 30% von Erwachsenen nachgewiesen.
DGE-Blogbeitrag vom 7. Februar 2024
(2) Helmut Schatz: Führen Mikro- und Nanoplastik-Teilchen zu Herzinfarkt und Schlaganfall?
DGE-Blogbeitrag vom 16. März 2024
(3) Katharina Fischer: Sinkende Spermienzahl – ein globales Problem.
National Geographic, 18. November 2022
(4) Michael Zitzmann, in: Kai Wiedermann: Zahl der Spermien bei Männern dramatisch gesunken.
Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) 27. Juli 2024, WSV_1
Neueste Kommentare