Teil II: Ultralang wirkende Insuline: Icodec
Bochum, 16. Juli 2023:
Im DGE-Blog wurde am 16. Oktober 2022 vom Europäischen Diabeteskongress in Stockholm berichtet, dass mit den wöchentlich zu injizierenden Langzeitinsulinen Icodec von Novo Nordisk und mit BIC –Insulin (Basal-Insulin Fc) im Vergleich zu täglich injiziertem Glargin-Insulin bei Studien in Typ-2-Diabetespatienten in Phase 2 und 3 keine signifikanten Unterschiede im erzielten HbA1c und auch nicht in den Hypoglykämieraten beobachtet wurden. Bei Typ-1-Patienten war mit Icodec die Hypoglykämierate allerdings höher als unter Glargin (1).
In San Diego wurde jetzt am ADA-Kongress 2023 über eine randomisierte, open-label, treat to target Phase 3-Studie mit Icodec und Glargin U100 an je 492 erwachsenen Typ-2-Diabetespatienten berichtet. Beide Gruppen hatten vorher noch kein Insulin erhalten. Nach 52 Wochen folgte eine 26 -wöchige Extensionsphase von 26 Wochen sowie eine fünfwöchige Nachbeobachtungszeit. Primärer Endpunkt war Gruppenunterschied im HbA1c-Wert nach 52 Wochen Therapie gegenüber dem Basalwert. Sekundärer Endpunkt war der Unterschied in der Zeit, in der der Glukosewert zwischen 70 und 180 mg/dl (3.9 und 10.0 mmol/L ) gelegen war (TIR). Die Hypoglykämien wurden vom Start bis zur 52. und zur 83. Woche registriert.
Ergebnisse
Die mittlere HbA1c-Abnahme nach 52 Wochen fiel mit Icodec größer aus als mit Glargin U100 (unter Icodec von 8.50% auf 6.93%, -1.55% und unter Glargin U100 von 8.44% auf 7.12%, -1.35%). Für non-inferiority von Icodec betrug die Signifikanz p<0.001, für superiority p=0.02. Die TIR war mit Icodec signifikant höher (p<0.001). Klinisch signifikante oder schwere Hypoglykämien betrugen nach 52 Wochen unter Icodec 0.30 Ereignisse pro Personenjahr Exposition, unter Glargin U100 waren es 0.16. Nach 83 Wochen ergaben sich idente Ereigniszahlen. Es wurden keine weiteren Sicherheitssignale beobachtet, die Rate unerwünschter Ereignisse war in beiden Gruppen ähnlich. Die Autoren ziehen die Schlussfolgerung: „Glycemic control was significantly better with once-weekly insulin iocodec than with once-daily insulin glargine U100“.
Kommentar
Der stärkere HbA1c-Abfall sowie die höhere Time-in-range (TIR) unter Icodec bei – wenn auch nur leicht – höherer Hypoglykämierate könnten vermuten lassen, dass die Glukosespiegel unter der eingesetzten Icodec-Dosis insgesamt etwas niedriger waren als unter der Glargin U100-Dosis. Für die Compliance ist die 1x wöchentliche Insulininjektion wohl besser als eine tägliche Gabe.
Helmut Schatz
Literatur
(1) Helmut Schatz: Neues vom Europäischen Diabeteskongress 2022 in Stockholm, Teil 2: Ultralang wirkende Insuline
DGE-Blogbeitrag vom 16. Oktober 2022
(2) Julio Rosenstock et al.: Weekly Icodec versus Daily Glargin U 100 in Type 2 Diabetes without Previous Insulin.
New Engl.J.Med., June 24, 2023. DOI: 10.1056/NEJMoa2303208
Im NEJM kann man in der Printausgabe vom 27.Juli 2023 im Editorial zur Arbeit von Rosenstock et al lesen: „Whom will this innovation help? Presumably, millions worldwide — any tool that can simplify day-to-day life with insulin therapy and improve outcomes is a seminal discovery. A recent systematic review showed that missing insulin doses is common in persons with type 2 diabetes (16 to 23%) and is associated with elevations in glycated hemoglobin levels. For persons with access to analogue insulin, icodec holds the promise to simplify insulin dosing, improve medication persistence, and improve glycemic outcomes. In persons with type 2 diabetes, improved medication persistence with once-weekly as compared with daily medication has been shown with glucagon-like peptide 1 (GLP-1) receptor agonists. As such, similar efficacy with a simplified administration regimen provides an exciting niche for icodec“.