Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Älter werden und gesund bleiben durch Metformin?


Bochum, 1. Juni 2021:

Vor 6 Jahren, am 26. Juni 2015 erschien im DGE-Blog ein Artikel über Untersuchungen mit  Metformin, um auch bei Nicht-Diabetespatienten das Altern aufzuhalten (1). Es wurde berichtet, dass 3 Substanzen geprüft werden: Metformin, Resveratrol und Rapamycin. Mit Metformin  war bereits an Würmern und manchen Mäusestämmen eine positive Wirkung von Metformin auf die Gesundheit und Lebensspanne gezeigt worden, an Hunden lief damals eine Studie mit Rapamycin. Am Wurm C.elegans wurde eindrucksvoll eine Lebensverlängerung ganz einfach durch Kalorienreduktion erreicht.

Jetzt erschien in Nature Metabolism aus dem Leibnitz-Institut für Alternsforschung und der Universität in Jena eine Studie an Tieren und auch menschlichen Zellen, mit der Frage, ob man Metformin auch bei Menschen ohne Diabetes zur Lebensverlängerung anwenden solle oder nicht (2). Initiiert wurdfe sie von der American Federation for Aging Research. Zunächst hatte man –  auch am Fadenwurm C.elegans (s.o.) – gefunden, dass Metformin die Lebensdauer bei jungen Tieren verlängert, nicht aber  bei älteren Tieren, da bei ihnen eine mitochondriale Dysfunktion den Nutzen des geprüften Biguanids aufhob  und Metformin toxisch wirkte. Studien erfolgten auch primären menschlichen Zellkulturen und von Säugetieren sowie dem kurzlebigen Fisch N.furzeri.

Im Gegensatz zu jüngeren Organismen wirkte Metformin nicht lebensverlängernd, sondern  verkürzte im höheren Alter die Lebensspanne. Im Modell der Zellkultur zeigten die menschlichen Zellen eine zunehmende Metformin-Intoleranz, wenn diese älter waren und deren Fähigkeit zur Zellteilung abgenommen hatte (zelluläre Seneszenz). Die gleiche Metformin-Dosis, die bei jungen Organismen deren Lebensdauer erhöhte, war bei Zufuhr an ältere Organismen schädlich, da adaptive Stresssignale nicht mehr aktiviert wurden. Im Alter begonnene Metformin-Behandlung verursachte Stoffwechseldefekte mit mitochondialer Schädigung bis zur ATP-Erschöpfung und zum Zelltod. Durch das bereits 2015 im DGE-Blog angeführte Immunsuppressivum Rapamycin wurde die Metformin-Toxizität in älteren Organismen abgeschwächt. Dennoch bleibt die Frage, ob Metformin als potenzielle „Anti-Aging-Substanz“ weiter geprüft werden soll.

Auf jeden Fall soll man sich im Alter, wie im DGE-Blog vor 6 Jahren angeraten, maßvoll-knapp  ernähren, und viel bewegen,  möglichst im Freien. Wegen des vor Jahren besonders heiss diskutierten Resveratrols hat der Referent (H.S.) damals abends auch ggf. 1 Glas Rotwein (bei Frauen etwas weniger) wegen des Resveratrol-Gehalts zur Diskussion gestellt

Helmut Schatz

Literatur

(1) Helmut Schatz: Das Altern durch Medikamente aufhalten – Metformin auf dem Prüfstand.
DGE-Blogbeitrag vom 26. Juni 2015

(2) Lilia Espada…Maria A. Ermolaeva: Loss of metabolic plasticity underlies metformin toxicity in aged Caenorhabditit elegans.
Nature Metabolism (2020). DOI:10.1038/s42255-020-00307-1

Publiziert am von Prof. Helmut Schatz
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