Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Neueste Alzheimer-Diagnostik in einem Tropfen Blut aus der Fingerbeere


Bochum, 18. August 2023:

Vor 2 Tagen wurde im DGE-Blog über eine dänische Studie berichtet (1),  die ein erhöhtes Demenzrisiko bei postmenpausalen Frauen fand, welche weibliche Hormone eingenommen hatten (2).  Bei der Beurteilung der Befunde wurde darauf hingewiesen, dass nicht alle in der nationenweit über 2 dänische Register erfassten Patientinnen eine komplette Alzheimer-Diagnostik hatten durchlaufen können mit  Liquormessungen von beta-Amyloid und weiteren Biomarkern wie  Tau-Protein und Positronen-Emissions-Tomographie (PET) zur Erkennung von Amyloid im Gehirn.

Heute las ich einen Bericht zwei Vorträge auf dem Kongress der Internationalen Alzheimer-Assoziation 2023 in Amsterdam, dass es schwedischen Autoren gelungen war, die Alzheimer-Biomarker in nur einem Tropfen Blut aus der Fingerbeere nachzuweisen, ohne dass die Probe gekühlt ins Labor geschickt werden musste und diese Technik sich  in einem Versuch in schwedischen Allgemeinpraxen bewährt hatte (3): 

Neueste diagnostische Verfahren zur Diagnostik der Alzheimer-Erkrankung

Für die Alzheimer-Erkrankung sind heute die beta-Amyloid-Bildgebung durch PET und Liquoruntersuchungen mit Bestimmung von beta-Amyloid und Tau die wichtigen Verfahren. Dass dies bei Patienten mit Demenzverdacht  in einer großen  Studie aus Registern (2) nicht vorliegen konnte ist verständlich. Eine Alzheimer-Testung in einem Tropfen Blut aus der Fingerbeere schon beim Hausarzt könnte weiterhelfen, eine Alzheimer-Demenz mit Biomarkern zu diagnostizieren. Wie Frau Dr. Hanna Huber aus Göteborg, Schweden  auf der Internationalen Alzheimer-Konferenz (AAIC) im Juli 2023 vortrug, kann man in der Tat sogar in dieser geringen Blutmenge Alzheimer-Marker erfassen (3). Heute zählt die Bestimmung im Liquor von Amyloid und anderen Markern wie Neurofilament Light (NfL), Glial Fibrillary Acidic Protein (GFAP) und phosphoryliertem Tau (p-tau) in klinischen Studien zu den Standardverfahren für die Überwachung von Patienten. Mit der auf der AAIC 2023 vorgestellten neuen Technik in einem Tropfen Blut z.B. aus der Fingerbeere lassen sich diese Proteine  ohne großen Aufwand aber auch in kapillaren und venösen Trockenblutproben erfassen. Dies wurde an 77 Freiwilligen  erprobt, an einer Subgruppe davon an 28 Patienten auch im Liquor, dem Goldstandard der Alzheimer-Diagnostik. Es konnten NfL, GFAP und Tau-217 nach einem einzigen Stich in den Finger gemessen werden.

Die Alzheimer-Diagnostik könnte zukünftig somit in der Primärversorgung erfolgen,  wie auf der AAIC 2023 von Prof. Sebastian Palmquist von der Universität Lund an 307 Patienten (Durchschnittsalter 76 Jahre) an 25 Zentren der Primärversorgung in Schweden untersucht wurde (3).

Helmut Schatz

Literatur

(1) Helmut Schatz: Erhöhen weibliche Hormongaben um die Menopause das Demenzrisiko? Eine große dänische Studie kritisch betrachtet.
DGE-Blogbeitrag vom 16. August 2023

(2) Nelsan Pourhadi et. al.: Menopausal hormone therapy and dementia: nationwide, nested case-control study.
BMJ 2023;382:e072770 doi: 10.1136/bmj-2022-072770

(3) Alzheimer´s Association International Conference (AAIC), 16.-20 Juli 2023, Amsterdam
Abstract 80275 (finger print blood test)
Abstract 78819 (primary care)

Posted on by Prof. Helmut Schatz
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