Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Amycretin, die Kombination eines Amylinrezeptor-Agonisten mit einem GLP-1-Agonisten als orales Medikament zur Gewichtsabnahme


Bericht vom  EASD-Kongress in Madrid 2024

Bochum 20. September 2024:

Agnes Gasiorek, Pharmakologin bei Novo Nordisk in Malov, Dänemark stellte während des 60. EASD-Kongresses in Madrid die Resultate  einer Phase-I -Single-center plazebokontrollierten Doppelblindstudie vor, mit oralem Amycretin bei übergewichtigen und adipösen,  sonst gesunden 18-55 jährigen Männern und Frauen ohne Diabetes mit einem Body Mass Index von 25 – 39.9  kg/m2. Amycretin erhielten 95 und Plazebo 29 Personen. Es wurde in steigender Dosis  gegeben. Dauer 12 Wochen.

Amycretin  besteht aus einem synthetischen Amylin, welches – physiologischerweise – in der Bauchspeicheldrüse gebildet und zusammen mit Insulin in die Blutbahn ausgeschüttet wird und die Leptin-Sensitivität erhöht, sowie dem Glukagon-like Peptid-1 (GLP-1) -Rezeptor-Agonisten Semaglutid. Amylin ist schon lange als Diabetesmedikament bekannt: Sein synthetisches Analog Pramlintide wurde früher des öfteren zusammen mit Insulin gegeben, um die Insulinwirkung zu stabilisieren und die Gewichtszunahme infolge von Insulin durch Bremsung der Magenentleerung zu verhindern. Patienten nahmen sogar trotz Insulin an Gewicht ab. Ein weiteres, langwirkendes   Amylin-Analog, Cagrilintide, wird gegenwärtig auch von Novo Nordisk als Injektionslösung  zusammen mit Semaglutid untersucht.

Ergebnisse (im Originaltext, aus Lit. 1)

The primary endpoint of the study was the number of treatment-emergent adverse events, while the area under the amycretin plasma concentration time curve and the maximum plasma concentration of amycretin were secondary  endpoints. The researchers also added percentage change in body weight after 12 weeks of treatment as an exploratory endpoint. A total of 242 treatment-emergent adverse events were reported in the combined active and placebo groups and were of mild to moderate severity. 

Treatment-emergent adverse events were found in 75% of the amycretin 50 mg group, 93.8% of the amycretin 2 × 50 mg group, and 33.3% of placebo recipients. „Most adverse events reported were mild to moderate in severity and related to gastrointestinal discomfort (nausea and vomiting) and occurred in a dose-proportional manner,“ reported Gasiorek.  Gastrointestinal events were experienced by 50%, 87.5%, and 16.7% of participants receiving amycretin 50 mg, amycretin 2 × 50 mg, and placebo, respectively (112 in total).  Decreased appetite was also found in 56.3%, 81.3% and 16.7% of the amycretin 50 mg, amycretin 2 × 50 mg, and placebo groups, respectively.

Two serious adverse events occurred, one of which was acute cholecystitis and the other diabetic ketoacidosis; „however, the [latter] participant was found to have autoantibodies for beta cells before treatment and was later diagnosed with type 1 diabetes,“ Gasiorek said.

Kommentar

Die orale Zufuhr von Amycretin könnte die Anwendung und Therapietreue dieses Medikaments zur Gewichtsabnahme deutlich erhöhen. Auch die Kosten sollten dadurch – hoffentlich! –  sinken, meinte Nerys Arbury, Associate Professor for Diet and Obesity at Nuffield, Oxford University. Ebenso begrüßte Naveed Sattar, Professor für kardiometabolische Medizin, Universität Glagow  das Amycretin: „The more medicines coming forward to treat obesity, the better“.  Orale Medikamente würden eher angewendet werden, und wären wohl billiger „for the many millions around the world struggling with obesity and its complications“.

Helmut Schatz

Literatur

(1) Vortrag auf dem 60. EASD-Kongress, Madrid 2024. Becky McCall: „Remarkable“ Weight Loss Seen With Novel Oral Combination That Is Safe and Tolerable in Phase 1 Study. Medscape Medical News > Conference News > EASD 2024

Posted on by Prof. Helmut Schatz
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