Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Aspirin zur kardiovaskulären Primärprophylaxe: Kein Nutzen, bei Diabetes durch vermehrte Blutungsereignisse aufgehoben


Graz, 28. August 2018:

Auf dem Europäischen Kariologenkongress in München wurden vor 2 Tagen zwei große randomisierte, plazebokontrollierte Langzeitstudien über einen kardiovaskulären (CV) Nutzen von Aspirin (ASS, 100 mg) vorgestellt und zeitgleich online publiziert: die ARRIVE-Studie an  >12.000 Männern und Frauen aus mehreren Ländern ohne Diabetes mit multiplen CV Risikfaktoren, aber ohne CV Ereignisse über etwa ein Jahrzehnt (1) sowie  die ASCEND-Studie an etwa 15.000 Diabetespatienten aus Großbritannien, ebenfalls  ohne CV Ereignisse über 7.4 Jahre (2).

In der ARRIVE-Studie, publiziert im LANCET (1),  trat der primäre CV Endpunkt bei intention-to-treat-Analyse in der Aspirin-Gruppe bei 269 (=4.29%) Patienten auf , unter Plazebo bei 281 (=4.48%),  HR 0.96; 95% CI 0.81-1.13, p=0.6038.  Ernste unerwünschte Ereignisse insgesamt: Unter Aspirin bei 1266 (20.19%) Patienten, unter Plazebo bei 1311 (20.89%). Gastrointestinale Blutungen: unter Aspirin bei 61 (0.97%) Patienten, unter Plazebo bei 29 (0.46%).

Die Ergebnisse der ASCEND-Studie bei Diabetes-Patienten zeigt die Abbildung  (aus dem New England Journal of Medicine Lit. 2):

Kommentar

Aus beiden Studien muss man die Schlussfolgerung ziehen, dass Aspirin  in der Primärprophylaxe von CV Ereignissen bei Abwägung mit dem Risiko ernster Blutungen keinen Nutzen bringt. Dies war zumindest bei Diabetespatienten (ASCEND-Studie) noch etwas umstritten, wenngleich der Referent in einem  Blogbeitrag  schon vor langer Zeit sich gegen einen Einsatz von ASS zur Primärprophylaxe bei Diabetes ausgesprochen hat. In der Diskussion zu ARRIVE betonte der nicht in die Untersuchung eingebundene John G.F.Cleland vom Imperial College London, dass er über das in dieser Studie negative Ergebnis bei den heutigen Therapiestandards der Hochdrucktherapie und Statingabe  über das negative Ergebnis nicht verwundert sei. Der präsentierende Erstautor von ARRIVE, Michael Gaziano meinte, dass ASS im individuellen Fall dennoch in der Primärprävention zum Einsatz kommen könne, der Arzt müsse aber  CV Nutzen und Blutungsrisiko mit dem Patienten besprechen.

Helmut Schatz

Literatur
(1) Michael Gaziano et al.: Use of aspirin to reduce risk of initial cardiovascular events in patients at moderate risk of cardiovascular disease (ARRIVE): a randomized, double-blind, placebo-controlled trial.
THE LANCET published online August 26, 2018. DOI: https://doi.org/10.1016/S0140-6736(18)31924-X

(2) The ASCEND Study Collobarotive Group: Effects of Aspirin for primary prevention in persons with diabetes mellitus.
New Engl. J. Med. Online August 26, 2018. DOI: 10.1056/NEJMoa1804988

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Posted on by Prof. Helmut Schatz
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One Response to Aspirin zur kardiovaskulären Primärprophylaxe: Kein Nutzen, bei Diabetes durch vermehrte Blutungsereignisse aufgehoben

  1. Dr. Junghans says:

    Ein so häufig diskutiertes Thema – ASS in der Primärprävention.

    Und wie unterschiedlich sieht man es immer wieder praktiziert – sowohl durch die Kollegen als auch durch die Patienten selber. Während manch einer sein Statin nicht schlucken mag, so nimmt er von sich aus freiwillig Aspirin. Diese Studie hilft diesem erneut zu widersprechen. Risiko und potentieller Nutzen stehen hier wohl in keinem Verhältnis.

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