Bochum, 10. Februar 2013: Dr. Carel Le Roux und Mitarbeiter vom Imperial College London berichteten in Istanbul am 7. Februar 2013 in 2 Postern während der Tagung „Excellence in Diabetes 2013“ über die Resultate einer kleinen prospektiven Fall-Kontroll-Studie mit 75 Typ-2-Diabetes-Patienten (1,2). Diese hatten sich verschiedenen Verfahren der Bariatrischen Chirurgie unterzogen. Als Vergleichsgruppe dienten 71 Patienten mit bestmöglicher medizinischer Behandlung. Als primärer Endpunkt für eine diabetische Nephropathie diente der Surrogat-Parameter Albumin-Kreatinin-Ratio. In der chirurgischen Kohorte nahm dieser von 10.4 auf 5.7 mg/mmol ab, während er in der medikamentösen Kontrollgruppe geringfügig von 14.2 auf 15.1 mg/mmol stieg. Die Retinopathie besserte sich im Vergleich zur medikamentösen Kontrollgruppe nach 1 Jahr um 16%, ohne dass Signifikanz erreicht wurde (p=0.054).
Eine Diabetes-Remission wurde bei 55% der chirurgisch und bei 11% der medizinisch behandelten Patienten erreicht. Wie in allen vorhergegangenen Studien war die Reduktion des Body Mass Index und des HbA1c-Wertes bei den chirurgisch behandelten Patienten grösser. Die Autoren weisen darauf hin, dass die Verbesserungen der mikrovaskulären Komplikationen bei den chirurgischen Patienten trotz reduzierter medikamentöser Therapie erzielt wurden. Dennoch würde eine chirurgische Intervention bei Diabetes-Patienten mit einem metabolischen Syndrom Medikamente wie Blutdrucksenker und Lipidsenker keineswegs immer unnötig machen. Bei vorheriger kombinierter Gabe von blutzuckersenkenden Wirkstoffen erreiche man auch oft nur eine Reduzierung und nicht immer Freiheit von Antidiabetika. „Die bariatrischen Verfahren sollen als „add on“ zur medikamentösen Therapie bei Typ-2-Diabetes angesehen und eingesetzt werden. Es dürfe hier keinen Antagonismus sehen, sondern einen Synergismus“, so Dr. Carel Le Roux (3).
Kommentar des Referenten
Eine entscheidend wichtige Frage ist, ob die Bariatrische Chirurgie mit ihren oft nicht unerheblichen Komplikationen und der Notwendigkeit einer Langzeitbetreuung letztlich die „harten Endpunkte“ eines Diabetes so günstig beeinflussen wird, dass Aufwand und Risiken gerechtfertigt erscheinen (4,5). Die von der Londoner Gruppe vorgelegten Daten sind ein erster, kleiner Hinweis in dieser Richtung, allerdings zufolge der kurzen Dauer von 1 Jahr noch kaum von Aussagekraft. Sie sollten auch als eine Pilotstudie angesehen werden (3). Etwas verwundert ist der Referent, dass der Blutdruck in der medikamentösen Gruppe innerhalb des Studienzeitraumes angestiegen ist, während er in der chirurgisch behandelten Gruppe gesunken war. Wurde in deren Kontrollgruppe wirklich stets die „bestmögliche medikamentöse Therapie“ eingesetzt?
Helmut Schatz
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Literatur:
(1), (2): Posters PP05 und PP20, „Excellence in Diabetes 2013 Meeting“, Istanbul 2013.
Abstracts: Diabetes Care. 2012;35:e81
(3) Carel Le Roux: http://medscape.com/viewarticle/778935?src=emailthis
(4) Helmut Schatz : Bariatrische Chirurgie im Vergleich zu medikamentöser Therapie bei übergewichtigen Typ-2-Diabetespatienten.
DGE-Blogbeitrag vom 2. April 2012
(5) Helmut Schatz: Bariatrische Chirurgie bei 4434 übergewichtigen Diabetespatienten von 1995–2008: Geringere Raten an kompletter Remission als bisher beobachtet.
DGE-Blogbeitrag vom 27. Dezember 2012
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