Bochum, 23. Oktober 2018:
Im amerikanischen Fachblatt JAMA wurde kürzlich eine prospektive Studie aus Frankreich publiziert (1), die nach einem Konzept der Amerikanischen Herz-Gesellschaft (AHA) aus dem Jahre 2010 die sieben Kriterien untersuchte, die für eine ideale kardiovaskuläre Gesundheit erfüllt sein sollten: Nichtrauchen, gesunde Ernährung mit Fisch, Gemüse und Obst, Body-Mass Index (BMI) unter 25 kg/m2, Gesamt-Cholesterin unter 200 mg/dl, Blutdruck unter 120/80 mm Hg und Nüchternblutzucker unter 100 mg/dl (alle Werte ohne Therapie). Das Risiko für Tod, koronare Herzerkrankung und Schlaganfall sei nach AHA umso geringer, je mehr dieser sieben Kriterien erfüllt würden.
An der Studie beteiligten sich 6.626 Personen über 65 Jahre. Diese hatten bei Studieneinschluss keine Zeichen einer Herz-Kreislauferkrankung und wiesen keine Demenz auf. Die Massgaben der AHA für eine bestmögliche kardiovaskuläre Gesundheit, beurteilt an 5-7 positiven Kriterien, erfüllten 6.5%, 57.1% erzielten 3-4 und 36.4% maximal 2 der sieben empfohlenen Parameter. Kognitive Tests wurden regelmäßig während einer Beobachtungszeit von im Mittel 8.5 Jahren durchgeführt.
Zeichen einer Demenz traten bei 745 Teilnehmern auf. Es bestand ein linearer Zusammenhang zwischen der Zahl der kardiovaskulären Risikoparameter, die nicht erfüllt wurden und dem Risiko für eine Demenz: Pro zusätzlich erfülltem Kriterium sank das Demenzrisiko um 10%. Die Verschlechterung der Kognition war umso geringer, je mehr der kardiovaskulären Kriterien eingehalten wurden.
Kommentar
Die Ergebnisse dieser prospektiven Untersuchung belegen die Wichtigkeit von Empfehlungen, die ärztlicherseits wohl jedem Patienten gegeben werden. Der Arzt wird freilich oft gefordert sein, zumindest einen Teil dieser Werte durch Therapiemaßnahmen zu erreichen; das Postulat eines Blutdrucks unter 120/80 mm Hg wurde in letzter Zeit allerdings insbesondere in Europa kritisch hinterfragt.
Der Berliner Altersforscher Paul Baltes empfahl zur Erreichung von „Altersweisheit“ auf Grund seiner Untersuchungen an 500 Berliner 100-Jährigen die drei „L“: Laufen – Lernen –Lieben (siehe Lit. 2). Die drei „L“ sollte man den AHA-Kriterien noch beifügen. Die körperliche, geistige und seelische Aktivität sind wohl auch wichtige Faktoren, um die Kognition zu erhalten und der Demenz entgegen zu wirken.
Helmut Schatz
Literatur
(1) Cecilia Samieri et al.: Association of cardiovascular health level in older age with cognitive decline and incident dementia.
J. Amer. Med. Assoc. 2018. 320(7):657-664; doi:10.1001/jama.2018.1149
(2) Helmut Schatz: Medizin und Kunst: Der Mensch in der Sicht eines malenden Klinikchefs.
DGE-Blogbeitrag vom 11. April 2015
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