Bochum, 19. Juni 2023
Vor 3 Tagen wurde im DGE-Blog über den Vortrag von Nanette Schloot auf dem CEDA-Kongress 2023 über die neuen Methoden zur Verzögerung der Manifestation bei Risikopatienten und zum besseren Erhalt der Betazellfunktion in Frühstadien des Typ-1-Diabetes referiert (1). Dabei kam auch das Stadium des Prädiabetes zur Sprache. Der Referent (H.S.) hatte sich in seinem Referat am Vortag über die Geschichte der Diabetestherapie zum Schluss auch dem Problem des Prädiabetes und einer allfälligen medikamentösen Therapie schon in diesem Stadium eines gestörten Glukosestoffwechsels gewidmet. Einige der darin gezeigten Bilder wurden im DGE-Blog vom 25. Mai 2023 zur Diskussion gestellt (2).
Prädiabetes
Die Tagungspräsidentin, Frau Anca Pantea Stoian (siehe Foto links) und das Scientific Committee des Kongresses, dem auch Prof. Christian Herder aus Düsseldorf, der Generalsekretär der CEDA angehörte, hatten als Thema der ersten Sitzung am letzten Tag den Prädiabetes gewählt (Programm Tabelle rechts).
Den ersten Vortrag hielt Prof. Nikos Papanas, Universität von Thrakien, Griechenland über die verschiedenen Formen der Neuropathie, die schon im prädiabetischen Stadium diagnostizierbar sind.
Prof. José Silva-Nunes aus Lissabon behandelte die seit der ADA-Definition des Prädiabetes vor mehr als 2 Jahrzehnten kontrovers geführte Diskussion zwischen Befürwortern und Opponenten dieses Begriffs. Er ging auf die Maßnahmen ein, die man bei Prädiabetes gleich welcher Definition ergreifen sollte. Prof. Christian Herder ist Mitglied einer Autorengruppe aus Dänemark, den Niederlanden und Deutschland einer Publikation in Diabetologia 2023 über das „Rätsel (conundrum) Prädiabetes“ und die damit verbundenen Probleme einer „balance between risk and resources“ (3). In dieser Arbeit, die er dem Referenten (H.S.) schickte, findet sich die umfangreiche Tabelle 1 über die verschiedenen Bezeichnungen und Definitionen von ADA, AACE, WHO, IDF und Internationalem Expert Committee. Diese Tabelle führt auch die von den Gesellschaften über den Lebensstil (diet and physical activity) hinausgehenden empfohlenen Maßnahmen auf und ob bzw. wann man Metformin einsetzen solle. So schreibt die ADA, „metformin should be considered especially for those aged 25-59 years with BMI >/= 35 kg/m², FPG >/= 6.1 mmol/l, HbA1c >/= 6.0% and in women with prior gestational diabetes“. Die AACE betont, man solle besonders auf Blutdruck und BMI achten und eine Hyperlipidämie behandeln. Glukosesenkende Medikamente können verwendet werden, Medikamente zum Gewichtsverlust ab einem BMI >/= 27 kg/m².
Silva-Nunes schlussfolgert nach seinem Vortrag, dass man sich bei einem Prädiabetes nicht generell, sondern individualisiert verhalten solle.
Bestehende kardiovaskuläre, renale und andere Komplikationen sind bei Prädiabetes besonders zu beachten und für ein medikamentöses Vorgehen mitbestimmend, wie Frau Prof. Tsvetalina Tankova aus Sofia ausführte.
Schließlich behandelte Prof. Robert Wagner aus Düsseldorf die Präzisionsmedizin bei Prädiabetes, in der die in den vorhergehenden Vorträgen angesprochenen Punkte zu berücksichtigen sind.
Helmut Schatz
Literatur
(1) Helmut Schatz: Neues vom Zentraleuropäischen Diabeteskongress (CEDA), Bukarest, 7.-10. Juni 2023. Teil I: Updates on immunopreventive therapies in type 1 diabetes. Is there more than Teplizumab?
DGE-Blogbeitrag vom 16. Juni 2023
(2) Helmut Schatz: Prädiabetes – ein aktuelles Thema.
ENDOKRINOLOGISCHES DISKUSSIONSFORUM. DGE-Blogbeitrag vom 25. Mai 2023
(3) Blond MB, Færch K, Herder C, Ziegler D, Stehouwer CDA. The prediabetes conundrum: striking the balance between risk and resources.
Diabetologia. 2023 Jun;66(6):1016-1023. doi: 10.1007/s00125-023-05890-y.
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