Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Bei Cholin-Mangel weniger Muskelaufbau bei körperlicher Aktivität


Bochum, 12. Juni 2018:

Beim Jahreskongress des American College of Sports berichtete am 30. Mai 2018 Chang Wook Lee von der Universität von Houston, Texas, dass bei zuwenig Cholin in der Nahrung der Muskelzuwachs bei körperlichem Training vermindert sei. Ein Mehr als die vom Institute of Dietary Reference Intakes empfohlene Cholin-Tagesdosis bringe allerdings keinen zusätzlichen Vorteil (1). Cholin spielt eine wichtige Rolle für die Integrität der Zellmembranen, den Fetttransport und den Methylierungsprozess. Es ist ein Precursor von Acetylcholin, dem Neurotransmitter der Motorneurone, welche die Muskelkontraktion bewirken. Cholin ist kein Vitamin, wenn man es  früher auch manchmal zum B-Vitamin-Komplex gezählt hatte, der  Körper kann es selbst herstellen. Dieser  ist dennoch auf die zusätzliche Cholinzufuhr angewiesen, etwa 500 mg/Tag. Eigelb hat den höchsten Cholingehalt und der Gehalt von einem Ei übertrifft den täglichen Bedarf.

Lee und Mitarbeiter untersuchten 37 Personen zwischen 50 und 69 Jahren unter verschiedenen Mengen an Cholin in ihrer Nahrung. Ein Drittel erhielt eine niedrige, ein weiteres Drittel eine mittlere und das dritte Drittel eine hohe Cholindosis. Die sorgfältig kontrollierte und dokumentierte Diät enthielt 50% Kohlenhydrate, 20% Eiweiß und 30% Fett, davon <10% gesättigte Fette. Cholin wurde – gemäß der Gruppenzuordnung –  zusätzlich als Eidotter verabfolgt. Es bestanden keinerlei Unterschiede in Alter, Geschlecht, Gewicht, Größe, Körperfettanteil, magerer Körpermasse oder Body Mass Index. Gleich waren auch die Gesamtenergie-Aufnahme,  deren einzelne Komponenten und  die Aufnahme von Vitaminen. Alle Teilnehmer waren 3x wöchentlich in definiertem Ausmaß körperlich aktiv.

Nach 12  Wochen Diät und körperlichem Training wurde der Zuwachs an  Kraft der Teilnehmer durch Komposit-Testverfahren an den Extremitäten gemessen. Bei der Gruppe unter niedrigem Cholin  war dieser signifikant geringer als bei mittlerer oder hoher Cholinaufnahme (29.4% vs. 46.8% vs. 47.4 %).

Kommentar

Gerade ältere Menschen legen oft besonderen Wert auf „gesunde Nahrung“, was immer man unter diesem Begriff verstehen mag. Viele meiden  cholesterinhaltige Nahrung , insbesondere Eier. Ein Cholinmangel kann allenfalls nach langem Fasten oder unter extremen Ernährungsformen entstehen. Samantha Leyh vom Air Force Research Laboratory in Patterson, Ohio sagte, dass Cholesterin aus der Nahrung zwar normalerweise nicht krankmache,  aber bei Menschen ohne genügende körperliche Bewegung nicht in wachsende Zellen einbebaut werde, sondern nur das Serumcholesterin erhöhe. Die optimale Menge an aufgenommenem Cholin hänge vom Ausmaß der körperlichen Bewegung ab. Aus pflanzlicher Nahrung könne man nach Leyh nur schwer eine genügende Menge an Cholin aufnehmen (2). Dies trifft aber wohl nicht zu, denn Cholin ist wasserlöslich und findet sich nur in relativ geringen Mengen in Fett wie z.B. Butter, aber doch reichlich in Pflanzen, etwa in Soyabohnen, Getreide und andern Gemüsesorten sowie Milch, sodass Vegetarier und selbst Veganer/innen kaum unter Cholinmangel leiden.

Facit: Der Referent H.S. empfiehlt generell schon immer eine ganz normale Mischkost (eine speziell „gesunde Kost“ gibt es in seinen Augen nicht), wobei E.W. auf das Mischungsverhältnis Wert legt und eine eher vegetarische Ernährung aus verschiedenen Gründen bevorzugt.

—< Unter den „Disclosures“ wurde angeführt, dass die Studie von der US Poultry and Egg Association gesponsert worden sei. Lee und Leyh hätten aber keine finanziellen Beziehungen zu dieser oder anderen  Institutionen auf dem Gebiet.

Helmut Schatz, Bochum und Eberhard Windler, Hamburg

Literatur

(1) Chang Woock Lee et al.: Vortrag am 30. Mai 2018 während des Jahrestreffens des American College of Sports Medicine, Abstract 219

(2) Samantha Leyh, in Laird Harrison: Diet that includes some animal fat helps build muscle.
https://www.medscape.com/viewarticle/897408

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Publiziert am von Prof. Helmut Schatz
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