Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

Bitte beachten Sie den Haftungsausschluss für medizinische Themen.

Diabetes-Remission nach Bariatrischer Chirurgie: 3 Jahre später noch bei etwa einem Drittel anhaltend


Bochum, 3. Juni 2014:

Schauer et al. berichten am 22. Mai 2014 (1), dass bei Patienten mit initial erzielter Diabetes-Remission der HbA1c-Wert =/< 6.0% (primärer Endpunkt) nach 3 Jahren bei medikamentöser Therapie nur noch in 5% gefunden wurde, nach Roux-en-Y-Magenbypass hingegen in 38% und nach Schlauchmagen-Operation in 24 %. Auch die sekundären Endpunkte waren bei operativem Vorgehen vergleichsweise deutlich besser. Diese umfassten die Dosis an weiterhin benötigten antihyperglykämischen Medikamenten, Körpergewicht, Lipidwerte, und auch die Lebensqualität. Der einzige Vorhersagewert für die Erreichung des primären Endpunktes war die Abnahme des Body Mass Index (BMI). Kommentar

Am 26. März 2012 wurde im Blog der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) über 2 Arbeiten mit anfänglich sehr hohen Diabetes-Remissionsraten nach bariatrischen Operationen berichtet (2), darunter auch über die Befunde von Schauer et al. nach 1 Jahr (3). Jetzt zeigt sich, dass dieser Erfolg, wie anzunehmen war, nach 3 Jahren nur in etwa 1/3 anhaltend war. Bei der heutigen Erfahrung an spezialisierten Zentren sind die Komplikationsraten deutlich geringer geworden als früher (4). Bariatrische Operationen erscheinen heute bei stärkerer Adipositas wegen der günstigen Auswirkungen auf die hier als „sekundär“ bezeichneten Endpunkte zunehmend indiziert, wenn auch Diabetes-Remissionen nicht so anhaltend sind wie man anfänglich erhofft hatte. Von manchen Diabetologen wird daher vorgeschlagen, man solle nicht von Diabetes-„Remission“ sprechen, sondern besser nur von Blutzuckerabsenkung oder –normalisierung. Langfristige Beobachtungen werden zeigen müssen, welcher Prozentsatz der anfangs adipösen und postoperativ remittierten Diabetespatienten wie lange im Stoffwechsel normalisiert oder zumindest gebessert verbleiben wird und ob bzw. wie weit sich dies auf das Auftreten von Folgeerkrankungen des Diabetes auswirken wird.

Helmut Schatz

Bitte kommentieren Sie diesen Beitrag (nach unten scrollen !)

Literatur

(1) P.R. Schauer et al.: Bariatric surgery versus intensive medical therapy for diabetes – 3-year outcome.
New Engl. J. Med. 2014. 370: 2002-2013

(2) H. Schatz: Bariatrische Chirurgie im Vergleich zu medikamentöser Therapie bei übergewichtigen Typ-2-Diabetespatienten.
DGE-Blogbeitrag vom 2. April 2012

(3) P.R. Schauer et al.: Bariatric surgery versus intensive medical therapy in obese patients with diabetes.
New Engl. J. Med. 2012. 366:1567-1576

(4) H. Schatz: Bessere Resultate mit Bariatrischer Chirurgie in den Jahren 2003-2012 als zuvor.
DGE-Blogbeitrag vom 21. Januar 2014

Publiziert am von Prof. Helmut Schatz
Dieser Beitrag wurde unter Allgemein abgelegt und mit , verschlagwortet. Permalink.

Bitte kommentieren Sie diesen Beitrag!

- Kommentare sind auf 1000 Zeichen beschränkt. Bei Umgehen dieser Regelung durch mehrere aufeinanderfolgende Kommentare werden diese gelöscht.
- Wir schätzen eine wissenschaftlich-sachliche Diskussion.
- Bei erbetenen 'Fernberatungen' hat der Leser zu entscheiden, inwieweit er seine persönlichen Daten öffentlich bekanntgeben möchte (Datenschutz!)

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

 Verbleibende Zeichenanzahl

Mit dem Absenden des Formulars erklären Sie sich mit der Verarbeitung der übermittelten Daten einverstanden. Details hierzu finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.