Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

Bitte beachten Sie den Haftungsausschluss für medizinische Themen.

Endokrine Orbitopathie, Rauchen und CYR61


Bochum, 23. März 2023:

Im März-Heft von Horm Metab Res publizieren schwedische Autoren, dass der Serum-Spiegel des Cystein-Rich Angiogenetic Inducer 61 (CYR61) , eines multifunktionellen Proteins, mit der Endokrinen Orbitopathie (Graves´ Ophthalmopathy, GO) und dem Rauchen assoziiert ist (1).

Cerri et al. (1) untersuchten retrospektiv die CYR61-Spiegel bei 4 Gruppen zu je 50 Basedow-Patienten mit oder ohne Endokrine Orbitopathie (GO ) sowie Rauchern und Nichtrauchern. Die 200 Patienten stammten aus der 2002Biobank, in der seit 2002 die Patienten von zwei Endokrinologen aus dem Skane University Hospital in Malmö gesammelt wurden. Fig. 1 (aus Lit. 1) stellt die Ergebnisse dar: Bei Vorliegen von Augenveränderungen (GO) waren die CYR61-Spiegel signifikant höher als ohne GO (a),  ebenso bei rauchenden Patienten im Vergleich zu nichtrauchenden (b). Eine weitere Differenzierung zeigt die linke untere Graphik (c). Basedow-Patienten über 50 Jahre hatten signifikant höhere CYR61-Spiegel im Vergleich zu jüngeren (rechts unten, d).

In ihren Schlussfolgerungen weisen die Autoren darauf hin, dass Rauchen und Alter die CYR61-Spiegel bei Basedow-Patienten mit Augenveränderungen erhöhen. In prospektiven Studien soll geklärt werden, ob CYR61 ein Prädiktor für Augenveränderungen bei Morbus Basedow ist.

Kommentar

Die schädliche Rolle von Rauchen auf Augenveränderungen bei der Basedow-Erkrankung ist seit Langem bekannt und der Verzicht auf das Rauchen in allen Leitlinien festgeschrieben. W.M. Wiersinga (2) publizierte, dass das Entstehen einer Basedow-Erkrankung sowie einer endokrinen Orbitopathie bei Rauchern zwei- bzw. dreifach gesteigert ist. Rauchen ist auch mit einem schwereren Krankheitsverlauf assoziiert (3) und die Wirksamkeit einer immunsuppressiven Behandlung bei Patienten mit Endokriner Orbitopathie vermindert.

Ob CYR61 in die pathogenetischen Prozesse direkt involviert ist oder damit nur assoziiert soll jetzt geprüft werden.

Helmut Schatz

Literatur

(1) P. Cerri et al.: Serum CYR61 Levels are Associated with Graves´ Ophthalmopathy and Smoking in Patients with Graves´ Disease.
Horm Metab Res 2022; 54:168-174

(2) WM Wiersinga: Smoking and Thyroid.
Clin Endocrinol (Oxf) 2013; 79:145-151

(3) MF Prummel, WM Wiersinga: Smoking and Risk of Graves´ disease.
JAMA 1993; 269:479-482

(4) A Eckstein, B Quadbeck, G Mueller et al.: Impact of Smoking on the Response to Treatment of Thyroid Associated Ophthalmopathy.
Br J Ophthalmol 2003; 87:773-776

Publiziert am von Prof. Helmut Schatz
Dieser Beitrag wurde unter Allgemein abgelegt und mit , verschlagwortet. Permalink.

Bitte kommentieren Sie diesen Beitrag!

- Kommentare sind auf 1000 Zeichen beschränkt. Bei Umgehen dieser Regelung durch mehrere aufeinanderfolgende Kommentare werden diese gelöscht.
- Wir schätzen eine wissenschaftlich-sachliche Diskussion.
- Bei erbetenen 'Fernberatungen' hat der Leser zu entscheiden, inwieweit er seine persönlichen Daten öffentlich bekanntgeben möchte (Datenschutz!)

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

 Verbleibende Zeichenanzahl

Mit dem Absenden des Formulars erklären Sie sich mit der Verarbeitung der übermittelten Daten einverstanden. Details hierzu finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.