Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Erhöhter TSH-Wert und Schilddrüsenerkrankungen in der Hausarztpraxis – Neue Leitlinie 2023


Bochum, 11. April 2025:

Vor 2 Tagen erschien im Internet die neue Leitlinie 2023 der MedLearning AG, München   über die Einschätzung eines erhöhten TSH-Wertes in der Hausarztpraxis sowie das weitere Vorgehen. Sie wurde von Dr. med. Heiner Pasch, Praktischer Arzt aus Kürten im Rheinisch-Bergischen Kreis verfasst. Sie ist auch für den Endokrinologen und Schilddrüsen-Spezialisten interessant zu lesen, selbst wenn ihm dabei vieles/alles bekannt ist. Diese Leitlinie für die Allgemeinpraxis zeigt auf, was in der Sprechstunde eines niedergelassenen Arztes zu beachten ist.

Im DGE-Blog soll und kann nicht die gesamte, 39 Seiten lange Praxisleitlinie besprochen werden, sondern es werden nur einige Punkte als Beispiel angeführt. Die Leitlinie ist in vier fachliche Kapitel gegliedert:

1.) Erhöhter TSH-Wert

2.) Diagnostik bei erhöhtem TSH-Wert

3) Therapie bei erhöhtem TSH-Wert

4.) Vorgehen im Praxisalltag

Initial wird darauf hingewiesen, dass der TSH-Referenzbereich altersabhängig ist: Es werden folgende Zahlen angeführt:

18-70 Jahre:  > 4.0 mU/l ,   >70 -80 Jahre:  >5.0 mU/l ,  >80 Jahre:  >6.0 mU/l .

Ab einem Alter von  85 Jahren ist eine latente Hypothyreose mit keiner erhöhtem  Mortalität assoziiert.

International und auch in Deutschland variieren die von den Labors angegebenen Referenzbereiche. Die TSH-Obergrenze wird meist von 2.5 -5.0 mU/l angegeben. Veränderungen der Referenzgrenzen der Labors ohne Angabe wissenschaftlicher Evidenz (Wechsel des Testverfahrens? epidemiologische Gründe?) kritisch hinterfragen!

Schwangerschaft:

ß-hCG kann an den TSH-Rezeptor binden und schwache Wirkung imitieren. Im 1. Trimenon: Leichte Senkung des TSH-Wertes. Mit dem im weiteren Verlauf fallenden ß-hCG steigt TSH wieder leicht an.

Manifeste Hypothyreose bei Schwangeren: Ab einem TSH >10 mU/l  mögliches  Risiko einer leichten Einschränkung der kognitiven Entwicklung des Kindes, aber Datenlage limitiert und widersprüchlich.

Einige endokrinologische Empfehlungen für obere Referenzwerte für Schwangere: 1.5 mU/l im 1. Trimenon, 3.0 mU/l im 2. und 3. Trimenon

Empfehlungen der S2k-Leitlinie 2023 sowie der American Thyroid  Association (ATA): Obere Referenzwerte für Schwangere mit und ohne bekannte ypothyreose: bis 4.0 mU/L, wenn keine regionalen Grenzwerte Hypothyreose: 4.0 mU/L, sofern keine regionalen oberen TSH-Referenzwerte für Schwangere existieren.

Anamnese

Aufgrund der unzureichenden Sensitivität und Spezifität einzelner oder kombinierter Symptome keine Empfehlung zur gezielten Abfrage von „typischen“ Beschwerden / Symptomen zur Diagnoseabsicherung (wie Gewichtsveränderungen, Müdigkeit, Haut-/Haar- Veränderungen, Konzentrationsstörungen, Kälteintoleranz, Menstruationsstörungen, Obstipation), zumal auch gänzlich asymptomatische Verläufe einer Schilddrüsenunterfunktion vorkommen.

Diese oben angeführten Punkte sollen nur als Beispiel für die Praxisleitlinie gelten.

Hier noch die in der Leitlinie gegebene Zusammenfassung:

Alle Leser der Praxisleitlinie (Lit. 1 ) werden gebeten, ihren Kommentar dazu abzugeben.

Helmut Schatz

Literatur

(1) Heiner Pasch: Erhöhter TSH-Wert und Schilddrüsenerkrankungen in der Hausarztpraxis – Neue Leitlinie 2023.
newsletter@medlearning.de

Posted on by Prof. Helmut Schatz
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