Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Erkennung der Entwicklung einer Betazell-Autoimmunität in den Blutzellen von Kindern noch vor dem Auftreten von Diabetes-assoziierten Antikörpern


Bochum, 17. August 2019:

Henna Kallionpää von der Universität Turku in Finnland und Mitarbeiter beschreiben in einer Publikation in „Diabetes“, dass noch vor Auftreten von Diabetes-assoziierten Antikörpern  in Blutzellen von Kindern eine Gen-Signatur gefunden wurde, die das spätere Auftreten eines Typ-1-Diabetes vorherzusagen gestattet (1).

Es wurde die messenger RNA in 306 Proben peripherer Blutzellen von  sieben Kindern, die früh eine Betazell-Autoimmunität entwickelten sequenziert und mit sieben gepaarten Kontrollen verglichen. Die Proben wurden longitudinal gesammelt. Es wurden Transskripte  einschließlich Interleukin-32 (IL32) identifiziert, welche schon vor dem Auftreten von diabetesassoziierten Antikörpern hochreguliert wurden. Studien mit Single-cell RNA-Sequenzierung zeigten, dass das hohe IL32 in den Proben hauptsächlich durch aktivierte T-Zellen und natürliche Killerzellen hervorgerufen wurde. Auch fand man, dass die Expression von IL32 durch ein Virus und Zytokine in den pankreatischen Inseln bzw. den Betazellen induziert werden kann.

Kommentar

Die Senior-Autorin der Studie, Frau Riitta Lahesmaa aus Turku kommentierte: „Our results provide a starting point for identifying those children who are likely to develop type 1 diabetes later. Next we will valididate and expand the study in a larger cohort and analyse the role of signature molecules in the pathogenesis of type 1 diabetes. Our goal is to develop tools and means that would enable the prevention of type 1 diabetes” (2).

Sollten sich die Befunde in größeren Kohorten bestätigen, so wären solche Analysen ein klinisch brauchbarer, früher  Bio-Marker für einen Typ 1 Diabetes. Wie man dann vorgehen soll, bleibt freilich noch zu klären. Immunisierungen mit oralem Insulin wurden seit langem versucht, freilich ohne durchschlagenden Erfolg (3) und meist nicht in ganz frühen Stadien, wenn noch keine Diabetes-assoziierten Antikörper vorliegen. Der Anti-CD3-Antikörper Teplizumab wäre theoretisch eine Möglichkeit, zumindest zur Manifestationsverzögerung, wenn sich die kürzlich erhobenen Befunde (4)  bestätigen sollten und keine ernsten unerwünschten (Langzeit-) Nebenwirkungen auftreten.

Helmut Schatz

Literatur

(1) Henna Kallionpää et al.: Early Detection of Peripheral Blood Cell Signature in Children Developing Beta-Cell Autoimmunity at a Young Age.
Diabetes 2019 Jul; db190287. https://doi.org/10.2337/db19-0287

(2) Blood Signature for Beta-Cell Autoimmunity May Predict Type 1 Diabetes. https://dgnews.docguide.com/blood-signature-beta-cell-autoimmuni…

(3) Helmut Schatz: Orale Insulingabe an Kinder zur Diabetes-Verhütung bei Verwandten von Typ-1-Diabetespatienten wirkungslos.
DGE-Blogbeitrag vom 25. November 2017

(4) Helmut Schatz: Teplizumab, ein Anti-CD3-Antikörper, verzögert den Typ-1-Diabetes-bei Verwandten mit hohem Risiko.
DGE-Blogbeitrag vom 16. August 2019

Publiziert am von Prof. Helmut Schatz
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