Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Soll man statt „Fettsucht“ (Adipositas, Obesitas) den Ausdruck „ABCD“ (Adiposity-Based Chronic Disease) gebrauchen?


ENDOKRINOLOGISCHES DISKUSSIONSFORUM

Bochum, 16. Mai 2024:

Schon vor Jahren wurde  von der American Association  of Clinical Endocrinologists (AACE) vorgeschlagen, anstelle von Fettsucht/Adipositas/Obesitas von „ABCD“ (Adiposity-Based Chronic Disease)  zu sprechen, auch um damit die Qualität als chronische Erkrankung kennzuzeichnen. Dann würde auch eine Stigmatisierung durch den Ausdruck „Fettsucht“ vermieden (1). Im Jahre 2023  wurde von einem Consensus Panel der AACE darauf detailliert eingegangen und es wurden sechs Konzepte zur Unterteilung und ein Modell für die chronische Betreuung der Patienten vorgeschlagen (2).

Matías A. Loewy berichtete jetzt am 1. Mai 2024, dass eine LANCET-Kommission in Kürze über die Definition und die Kriterien zur Unterscheidung einer klinischen Obesitas von deren präklinischen Phasen publizieren wird. Loewy  ging dann im Detail auf die lebhaften Diskussionen dieses Themas auf dem 15. Kongress der Lateinamerikanischen Obesitas-Gesellschaften (FLASO) und dem 2. Kongress der Obesitas-Gesellschaft von Paraguay ein. Er schrieb (3):  „Various experts from Latin America expressed their reservations about the proposed name change and its practical effects. They highlighted the pros and cons of various terminologies that had been considered in recent years“. Und Rafael Figueredo Grijalba, MD, Präsident der FLASO und Direktor des Nutrition program of Asunción Paraguay fügte hinzu: „Stigma undoubtedly exists. There’s also no doubt that this stigma and daily pressure on a person’s self-esteem influence behavior and condition a poor future clinical outcome because they promote denial of the disease. Healthcare professionals can make these mistakes. But I’m not sure that changing the name of a known disease will make a difference“.

Liebe Leserinnen und Leser, bitte äussern Sie frei Ihre Meinung, ob  wir in Deutschland den Ausdruck „Adipositas-basiere chronische Erkrankung“ (ABCD) oder eine andere Bezeichnung statt  „Fettsucht“ verwenden sollten oder nicht.

Helmut Schatz

Literatur

(1) Jeffrey I Mechanick et al.: ADIPOSITY-BASED CHRONIC DISEASE AS A NEW DIAGNOSTIC TERM: THE AMERICAN ASSOCIATION OF CLINICAL ENDOCRINOLOGISTS AND AMERICAN COLLEGE OF ENDOCRINOLOGY POSITION STATEMENT.
Endocr Pract 2017 March 23(3):372-378 doi: 10.4158/EP161688.PS

(2) Karl Nadolsky et al.: American Association of Clinical Endocrinology Consensus Statement: Addressing Stigma and Bias in the Diagnosis and Management of Patients with Obesity/Adiposity-Based Chronic Disease and Assessing Bias and Stigmatization as Determinants of Disease Severity
Endocr Pract. 2023 Jun; 29(6):417-427. doi: 10.1016/j.eprac.2023.03.272.

(3) Matías A. Loewi: Will Changing the Term Obesity Reduce Stigma?
Medscape – May 01, 2024

Posted on by Prof. Helmut Schatz
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One Response to Soll man statt „Fettsucht“ (Adipositas, Obesitas) den Ausdruck „ABCD“ (Adiposity-Based Chronic Disease) gebrauchen?

  1. Helmut Schatz says:

    Wie man hört, sei auf einem Kongress der Adipositas-Chirurgen in Wien im Frühjahr 2024 über einen Ausdruck „Clinical Obestity“ statt „ABCD“ diskutiert worden.

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