Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Generalisierte und zentrale Fettsucht unterschiedlich mit dem Risiko für die verschiedenen Schlaganfalltypen assoziiert


Graz, 6. Januar 2023:

Im JAMA Network Open (1) wurde am 14. Dezember 2022 das Ergebnis einer großen prospektiven Studie an 490.071 Personen ohne Schlaganfälle in der Vorgeschichte (54% weiblich, mittleres Alter 54 Jahre, 94% Weisse) aus der UK Biobank publiziert, welche unabhängige und gegensätzliche Assoziationen des Body Mass Index (BMI) und des Taillenumfangs mit verschiedenen Schlaganfalltypen fand.

Ergebnisse:
Während einer Beobachtungsperiode von im Mittel 12 Jahren traten 7117 ischämische Schlaganfälle auf, 1391 intrazerebrale Blutungen und 834 Subarachnoidalblutungen. Nach gegenseitiger Adjustierung für den BMI und den Taillenumfang war der BMI nicht mehr mit dem ischämischen Schlaganfall assoziiert, aber invers mit intracerebralen und subarachnoidalen Blutungen. Der Taillenumfang hingegen zeigte dann eine positive Assoziation mit dem ischämischen Schlaganfall und intrazerebralen Blutungen, nicht aber in den Subarachnoidalraum.
Die primär, d.h. vor der gegenseitigen Adjustierung beobachteten positiven Assoziationen sowohl des BMI als auch des Taillenumfangs mit dem ischämischen Schlaganfall ließen sich durch die etablierten kardiovaskulären Risikofaktoren erklären (systolischer Blutdruck, niedriges LDL-Cholesterin Triglyceride und HbA1c), alle anderen geprüften Parameter wie C-reaktives Protein, glomeruläre Filtrationsrate und.a. ergaben nur einen minimalen Einfluss.

Kommentar

Die generelle (BMI) und die zentrale (Taillenumfang) Adipositas sind nach dieser großen prospektiven Studie unabhängig voneinander und gegensätzlich mit dem Risiko für die drei Schlaganfalltypen assoziiert. Dies bedeutet wohl, dass die Unterschiede in den Stoffwechselvorgängen mitspielen. Schlaganfälle waren 2019 die zweithäufigste Todesursache (10% aller Todesfälle). Von den weltweit 2019 zwölf Millionen Schlaganfällen waren etwa 2/3 ischämischer Natur, 1/4 intrazerebrale Blutungen und 1/10 Subarachnoidalblutungen.
Bei einer generellen Betrachtung der statistischen Ergebnisse bei etwa 500.000 Personen bedeutet das aber für das Einzelindividuum wohl nicht, dass ein großer Bauch oder ein, wie man in Westfalen sagt „stabiler“ Körperbau zu dem einem oder anderen Schlaganfalltyp führen wird.

Helmut Schatz, z.Zt. Graz

Literatur

(1) Preyanka Pillay et al.: Adipositas, Body Fat Distribution, and Risk of Major Stroke Types Among Adults in the United Kingdom.
JAMA Network Open. 2022.5(1):e2246613. Doi:10.1001/jamanetworkopen.2022.46613

Publiziert am von Prof. Helmut Schatz
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