Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Fettverzehr der Mütter mit Autismus der Kinder assoziiert


Bochum, 26. August 2013

Bei 317 Müttern mit autistischen Kindern wurde im Vergleich zu 17.728 Kontroll-Müttern aus der Nurses`Health Study II (1; vgl.2) der Verzehr verschiedener Fettarten vor und während der Schwangerschaft verglichen. Mütter mit einer hohen Aufnahme von Omega-6-Fettsäuren wie etwa Linolsäure hatten ein 34% geringeres Risiko für ein autistisches Kind als solche mit sehr niedrigem Verzehr solcher Fette. (3)

Das Spektrum der Autismus-Erkrankungen ist definiert durch Defizite in der Kommunikation und im Sozialverhalten sowie repetitive Verhaltensmuster. In über ¾ ist die Ursache nicht bekannt, es wird eine multifaktorielle Ätiologie mit genetischen und Umweltfaktoren angenommen. Für die Gehirnentwicklung wie auch andere Funktionen benötigt der menschliche Körper die mehrfach ungesättigten Fettsäuren Omega-3 wie die Linolensäure und Omega-6, etwa Linolsäure. Er kann diese nicht selbst herstellen, ihre Zufuhr mit der Nahrung ist für ihn daher „essentiell“. Diese sollten in einem bestimmten Verhältnis zueinander stehen. Essentielle Fettsäuren finden sich reichlich in fettem Fisch wie dem Lachs, aber auch anderen Fischen, in Raps- Soja- und anderen Pflanzenölen und auch in Nüssen und Samen, vor allem Walnüssen und Leinsamen.

K. Lyall und Mitarbeiter (3) analysierten in der Nurses´ Health Study II die Daten aus einer prospektiven Ernährungserhebung vor der Schwangerschaft im Hinblick auf einen Zusammenhang des Fettverzehrs mit dem Auftreten eines kindlichen Autismus. Für eine Subgruppe von 86 Frauen mit autistischen Kindern und 5.798 Vergleichsmüttern lagen diese Ernährungsdaten auch während der Schwangerschaft vor. Es wurden die oberste mit der untersten Quartile der Aufnahme mehrfach ungesättigter Fettsäuren verglichen. Mütter mit den untersten 5% an Omega-3-Fettsäureaufnahme hatten insgesamt ein signifikant größeres Risiko für ein autistisches Kind als die übrigen Mütter (RR 1.53, CI 1.00-2.32). Für die Subgruppe von 86 Frauen mit Daten für den Fettverzehr während der Schwangerschaft betrug das Relative Risiko (RR) sogar 2.42, CI 1.19-4.91.

Kommentar

Man kann somit annehmen, daß die hohe Aufnahme mehrfach ungesättigter Fettsäuren der Mutter sich günstig auf die kindliche Gehirnausbildung ausgewirkt hat. Für diese Fette war bereits eine wichtige Rolle in utero bei der Gehirn- und Netzhautentwicklung des Feten gezeigt worden. Omega-3 und Omega-6-Fettsäuren sind an Signalübertragung und Genexpression beteiligt. Sie stellen wichtige Zellmembranbestandteile dar. Wenn auch die kleinen Fallzahlen keine weitreichenden Schlußfolgerungen zulassen, so kann man aus den vorgelegten Analysen der Nurses`Health Study II dennoch vermuten, daß hoher Verzehr von Omega-6-Fettsäuren das kindliche Autismus-Risiko senkt und sehr niedrige Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren und Linolsäure dieses Risiko erhöht.

Helmut Schatz

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Literatur

(1) http://www.channing.harvard.edu/nhs/

(2) CG Solomon et al.: A prospective study of pregravid determinants of gestational diabetes mellitus.
JAMA 1997; 278: 1078-1083

(3) K.Lyall et al.: Maternal dietary fat intake in association with autism spectrum disorders.
Am. J. Epidemiol. 2013; 178: 209-220

Publiziert am von Prof. Helmut Schatz
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