Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Nach Spironolacton und Epleronon bei Herzinsuffizienz nun Finerenon als Drittgenerations-Mineralokortikoidrezeptor-Antagonist: Die ARTS-HF-Studie


Bochum, 13. November 2015:

Auf dem Europäischen Kardiologie-Kongress 2015 in London wurde die ARTS-HF – Studie mit Finerenon, einem neuen Mineralokortikoidrezeptor-Antagonisten (MRA) von Bayer Leverkusen vorgestellt. Bei >1000 Patienten, Durchschnittsalter 71 Jahre, mit Verschlechterung einer Herzinsuffizienz und Typ-2-Diabetes und/oder chronischer Nierenkrankheit bewirkte Finerenon zwar keine stärkere Reduktion des primären Endpunktes NT-proBNP als Eplerenon, jedoch signifikant bessere Resultate beim kombinierten sekundären Endpunkt aus Gesamtmortalität, kardiovaskulärer Hospitalisation sowie Krankenhausaufnahme wegen zunehmender Herzinsuffizienz (1).

Im August 2012 wurde in einem Blogbeitrag (2) auf eine große Metaanalyse hingewiesen (3), nach welcher Spironolacton und das damals ~10x teurere Epleronon keine Unterschiede in der Senkung der Gesamtmortalität gegenüber Plazebo oder der Standardtherapie aufwiesen. Lediglich eine Gynäkomastie war unter Epleronon numerisch weniger häufig beobachtet worden, ohne das Signifikanzniveau zu erreichen. In der jetzt vorgestellten ARTS-HF – Studie (1) trat der kombinierte sekundäre Endpunkt (s.o.) mit Finerenon in allen Dosierungen (mit Ausnahme der niedrigsten) seltener auf als mit Epleronon (HR 0.56, p=0.0157). Mit Finerenon wurde dosisabhängig auch eine Albuminurie reduziert.

Kommentar

Finerenon weist in vitro gegenüber Spironolacton eine größere Selektivität für den Mineralokortikoidrezeptor auf, und gegenüber Epleronon eine erhöhte Rezeptoraffinität. Die beiden älteren Substanzen blockieren den Rezeptor nicht nur im Herzkreislauf-System, sondern auch in der Niere, so dass Elektrolytstörungen und eine Abnahme der glomerulären Filtrationsrate eher resultieren können. Wegen pharmakokinetischer Unterschiede und einer anderen Verteilung könnte die Finerenon-Wirkung am Herzen stärker und an der Niere schwächer sein (4), so dass etwa die unerwünschten Elektrolytentgleisungen (Hyperkaliämie!) seltener beobachtet wurden. Man muss abwarten, wie sich diese in der ARTS-HF-Studie günstigen Wirkungen im Vergleich zu den älteren (und dann wohl deutlich billigeren?) Substanzen nach Zulassung in der breiten Praxis auswirken werden.

Helmut Schatz

Literatur

(1) G. Filippos et al.: The ARTS-HF-Study. ESC-Kongress, London 2015

(2) H. Schatz: Epleronon (Inspra®) nicht wirksamer als die älteren, billigeren Aldosteron-Antagonisten.
DGE-Blogbeitrag vom 18. August 2012

(3) S. Chatterjee et al.: Epleronone is not superior to older and less expensive aldosterone antagonists.
Amer J Med, August 2012. 125:817-825

(4) H.U. Janka: Finerenon: Ein vielversprechender Drittgeneration-Mineralokortikoid-Rezeptorantagonist.
Diabetes-Congress-Report 2015. 6:6-10

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Publiziert am von Prof. Helmut Schatz
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