Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Frohe Ostern – das höchste Fest der Christenheit, so wie es das Passah-Fest für die Juden ist. Oder ist es zu einem traditionellen Anlass geworden, bei dem ein Hase in der deutschen Multikulti-Gesellschaft cholesterinhaltige Eier bringt?


Dresden, am Ostersonntag, 1. April 2018:

Aus höchsten Vorstandskreisen unserer Gesellschaft wurde ich gestern gefragt, ob es wohl auch einen „Osterblog“ geben werde. Voilá, hier ist er (kein Aprilscherz):

Ostern, das höchste Fest der Christenheit erinnert an die Auferstehung Jesu Christi. Zum ersten Vollmond im Frühjahr feiert auch das Judentum das Passah-Fest zum Gedenken an den Auszug der Juden aus Ägypten. Wurde die Auferstehung Christi als Höhepunkt des Kirchenjahres von der gesamten Christenheit am Ostersonntag gefeiert, so rückte nach der Reformation der Kreuzestod ganz in den Vordergrund und der Karfreitag gilt als höchster protestantischer Feiertag. Der Referent verbringt Ostern in Dresden, wo dementsprechend am Karfreitag in der Kreuzkirche die Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach zu hören war und am heutigen Ostersonntag in der Bischofskathedrale, der Katholischen Hofkirche die Nelson-Messe von Joseph Haydn.

In Deutschland versteckt seit Langem ein Hase für die Kinder bunt bemalte Ostereier, wie es der Heidelberger Medizin-Professor Georg Franck von Franckenau in seiner Dissertation „De ovis paschibus“ im Jahre 1682 beschrieben hatte.  Der „Osterhase“ verdrängte in manchen Teilen der Schweiz den Kuckuck als Überbringer der Ostereier, in Westfalen war es in einigen Regionen ein Osterfuchs gewesen, in Thüringen ein Storch und in Böhmen ein Hahn. In diesem Jahr geschah in Deutschland etwas Ungeheuerliches, was einen aufgebrachten Mitbürger sogar veranlasste, im Internet kundzutun, dass er nie mehr bei Karstadt einkaufen werde: Dort erschien auf der Kassenrechnung für seine zwei ausgewählten Schokolade-Osterhasen der Marke Lindt die Artikelbezeichnung „ 2 Traditionshasen“.  Im Internet gab es daraufhin eine sehr lebhafte, mehr oder auch weniger tiefsinnige bis skurrile Diskussion über Hintergründe für diese Umbenennung. Und gestern stieß der Referent bei Lidl auf den abgebildeten „Gartenhasen“ in einer kleinen Gießkanne.

Abbildung: Gartenhase von Lidl 2018

 

Worüber man nicht alles diskutieren und sich erregen kann! Freilich sollte man die Bedeutung von Wörtern nicht unterschätzen. Man denke nur an die beschönigenden Wortprägungen in der NS-Zeit („Sonderbehandlung“) oder in der alten DDR (Wismut- statt Uranbergbau). Auch im heutigen Deutschland schrieben Journalisten im Dieselskandal, wohl auch zufolge der Tätigkeit von Lobbyisten der Automobilbranche, von „Schummelsoftware“ anstelle von „Betrugssoftware“.

Welcher Hase auch immer die Ostereier bringen mag, wir essen in diesen Tagen wohl alle mehrere davon. Ja dürfen wir denn das auch? Wo doch ein Ei etwa 250 bis 280 mg Cholesterin enthält! Nach Empfehlungen von Fachgesellschaften und selbsternannten Experten sollen es doch nur 2-3, maximal 4 Eier pro Woche sein! Aber es gibt doch auch die „Margaret Thatcher-Diät“: mit vielen, bis zu 9 Eiern pro Tag soll die britische Premierministerin in 2 Wochen 9 kg abgenommen haben. Bei der von manchen auch heute noch propagierten „Eier-Diät“ sollen bis zu 35 Eier pro Woche verzehrt werden. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hält an eine Beschränkung des Konsums von etwa 3 Eiern pro Woche fest. Das Bundeszentrum für Ernährung betont hingegen, dass man die Bedeutung der Eier für den Cholesterinspiegel lange überschätzt habe. Diese hätten auf das Serumcholesterin wenig Einfluss, im Unterschied zu der Zusammensetzung der Nahrungsfette.

Wie dem auch sei, feiern Sie Ostern, auch bei dem heute meist trüben Wetter in Deutschland, mit vielen bunten Ostereiern, die der Osterhase gebracht hat!

Helmut Schatz

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Publiziert am von Prof. Helmut Schatz
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