Bochum, 16. Dezember 2014:
Bei Morbus Cushing fanden Reincke et al. (1) im Hypophysentumor-Gewebe durch Exon-Sequenzierung gehäuft eine Mutation des Gens für die Ubiquitin-spezifische Protease (USP8). Diese Mutation bewirkt eine andauernde Aktivität dieses Enzyms. Dadurch wird der Rezeptor für den epidermalen Wachstumsfaktor (EGF) nicht abgebaut und „entsorgt“, sondern ständig recycelt mit dem Ergebnis einer ungezügelten Produktion von ACTH.
Forscherteams aus Deutschland und Japan unter Leitung von Martin Reincke, München (1) untersuchten das ACTH-Zell-Tumorgewebe von 10 Patienten mit Morbus Cushing und fanden in 4 Fällen eine somatische Mutation im USP8-Gen. In aufwendigen und umfangreichen Untersuchungen, etwa an COS-Zellen und an der Mäuse-AtT-20 ACTH-Zelllinie zeigten sie auf, dass hohe Spiegel von EGF-Rezeptoren zu einer gesteigerten Aktivität des Promotors für Propiomelanocortin (POMC) und damit zu einer ACTH-Erhöhung und zum Morbus Cushing führen.
Kommentar
Diese achtseitige Veröffentlichung in Nature Genetics unterstreicht das große Potential Deutschlands in der internationalen endokrinologischen Forschung auf diesem Gebiet. Ein Europäische Forschungskonsortium zum Studium des Cushing-Syndrom, dem auch die beiden Mitautoren Felix Beuschlein und Martin Fassnacht angehören, erhielt aus dem ERA-Net-Programm 700 000 Euro, das an der Ludwig-Maximilians-Universität München angesiedelte Deutsche Cushing-Register von der Else-Kröner-Fresenius-Stiftung 400 000 Euro (2).
Es ist zu hoffen, dass, wie es in einer Pressemitteilung des Klinikums der Universität München heißt, diese Resultate „als neues Diagnostikum dienen und möglicherweise zu neuen Therapieansätzen“ bei Morbus Cushing führen werden (2).
Helmut Schatz
Literatur
(1) Martin Reincke et al.; Mutations in the deubiquitinase gene USP8 cause Cushing´s disease.
Nature Genetics. Advance online publication 8 December 2014; doi:10.1038/ng.3166
(2) Philipp Kressirer: A mutation in the pituitary gland leads to stress hormone chaos.
Press Release, LMU Klinikum der Universität München, 8 December 2014
E-Mail: philipp.kressirer@med.uni-muenchen.de
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