Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Genveränderungen bei Gigantismus und Akromegalie: Mikroduplikationen von Xq26 und Mutation von GPR101


Bochum, 5. Januar 2015:

Trivellin et al. publizierten im Dezember 2014 im New Engl. J. Med. online (1) ihre klinischen und genetischen Untersuchungen an Patienten mit Gigantismus (n=43) und Akromegalie (n=248). Sie fanden bei 13 der Patienten mit Gigantismus, also bei knapp einem Drittel, eine Mikroduplikation des Chromosoms Xq26. Bei 11 von 248 akromegalen Patienten identifizierten sie eine Mutation im Gen GPR101 (p.E308D), welches für einen G-Protein gekoppelten Rezeptor kodiert.

Das Abstract der Arbeit sei im Folgenden abgedruckt:

Gigantism and Acromegaly Due to Xq26 Microduplications and GPR101 Mutation

Increased secretion of growth hormone leads to gigantism in children and acromegaly in adults; the genetic causes of gigantism and acromegaly are poorly understood.

Methods: We performed clinical and genetic studies of samples obtained from 43 patients with gigantism and then sequenced an implicated gene in samples from 248 patients with acromegaly.

Results: We observed microduplication on chromosome Xq26.3 in samples from 13 patients with gigantism; of these samples, 4 were obtained from members of two unrelated kindreds, and 9 were from patients with sporadic cases. All the patients had disease onset during early childhood. Of the patients with gigantism who did not carry an Xq26.3 microduplication, none presented before the age of 5 years. Genomic characterization of the Xq26.3 region suggests that the microduplications are generated during chromosome replication and that they contain four protein-coding genes. Only one of these genes, GPR101, which encodes a G-protein–coupled receptor, was overexpressed in patients‘ pituitary lesions. We identified a recurrent GPR101 mutation (p.E308D) in 11 of 248 patients with acromegaly, with the mutation found mostly in tumors. When the mutation was transfected into rat GH3 cells, it led to increased release of growth hormone and proliferation of growth hormone–producing cells.

Conclusions: We describe a pediatric disorder (which we have termed X-linked acrogigantism [X-LAG]) that is caused by an Xq26.3 genomic duplication and is characterized by early-onset gigantism resulting from an excess of growth hormone. Duplication of GPR101 probably causes X-LAG. We also found a recurrent mutation in GPR101 in some adults with acromegaly.

Kommentar

Jetzt also auch bei Wachstumshormon produzierenden Hypophysenadenomen: In knapp einem Drittel der Fälle mit Gigantismus entdeckte man Genveränderungen, in einem ähnlicher Prozentsatz wie ihn M. Reincke et al. (2) bei Cushing-Adenomen der Hypophyse gefunden haben. Darüber wurde Mitte Dezember 2014 im DGE-Blog berichtet (3). Mehr und mehr wird jetzt bei Erkrankungen eine molekulare Ursache aufgeklärt. Inwieweit die neuen pathophysiologischen Erkenntnisse Konsequenzen für die Diagnostik und in weiterer Folge die Therapie haben werden, bleibt abzuwarten. Die Therapie der 1. Wahl wird – vorerst – wohl der operative Eingriff an der Hypophyse bleiben.

Helmut Schatz

Literatur

(1) G. Trivellin et al.: Gigantism and acromegaliy due to Xq26 microduplications and GPR101 mutation.
N Engl J Med 2014; 371:2363-2374 December 18, 2014
DOI: 10.1056/NEJMoa1408028

(2) M. Reincke et al.; Mutations in the deubiquitinase gene USP8 cause Cushing´s disease.
Nature Genetics. Advance online publication 8 December 2014; doi:10.1038/ng.3166

(3) H.Schatz: Genmutation in über einem Drittel der Fälle Ursache des Morbus Cushing.
DGE-Blogbeitrag vom 16. Dezember 2014

Publiziert am von Prof. Helmut Schatz
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3 Antworten auf Genveränderungen bei Gigantismus und Akromegalie: Mikroduplikationen von Xq26 und Mutation von GPR101

  1. Benedikt Hillebrand sagt:

    Guten Tag Herr Professor Helmut Schatz

    Mein Name ist Benedikt Hillebrand.
    Ich bin 1998 an der Hypophyse operiert worden. Da war ich 23 Jahre alt, wegen eines Tumor. Die Hypophyse wurde komplett entnommen. Der Tumor war aber so groß, das er um die Hirnschlagader gewachsen war. Dieser Teil wurde dann bestrahlt, um sein Wachstum zu stoppen, was auch gelang. Ich musste zwar noch eine Zeit lang Wachstums hemmendes Mittel spritzen, aber er kam dann komplett zum Stillstand. Seit der Operation musste ich nun Schilddrüsen-, Testosteron und Kortison künstlich zu mir nehmen.
    Dann wurde 21.06.2006 Epilepsie festgestellt. Man vermutet, das sie durch die Vernarbung im Gehirn, durch die Bestrahlung, gekommen sei. Es ist aber bis heute noch nicht bewiesen. In unser Familie ist die Krankheit nicht bekannt.
    Meine Frage an sie ist. Brauch man eine Hypophyse um die Aufgaben des Serotomin Hormon im Körper zu nutzen? Aber das Serotomin Hormon was im Gehirn hergestellt wird. Nicht das was im Darm hergestellt wird. Was die Blut Hirn Barere nicht überwinden kann.

    Mit Grüßen
    Benedikt Hillebrand
    Te.Arbeit: 00 49 2373 81321 Fax: 00 49 2373 86801 Handy: 0160 97040218 E-Mal: bh@fleischerei-hillebrand.de

  2. Helmut Schatz sagt:

    Sehr geehrter Herr Hillebrand, danke für Ihre Anfrage. Ich gehe davon aus, dass Sie einen wachstumshormonproduzierenden Tumor hatten. Wissen Sie, ob dieser zugleich auch Prolaktin gebildet hat ? (eher nicht, denn dann hätten Sie wohl vor der Bestrahlung versuchsweise Dopaminagonisten bekommen). Das zu spritzende Medikament war wohl ein Somatostatinanalog. Behandelt sind Sie, wie Sie schreiben, mit der richtigen Medikamenten. Warum fragen Sie nach Serotonin? Es gibt manchmal Kombinationenen von Hypophysentumoren mit serotoninproduzierenden Carcinoiden, das wird aber bei Ihnen nicht der Fall sein, denn Serotonin wäre dann im Blut erhöht. Vermutlich haben Sie seelische/psychische Probleme (?). Nach meiner Kenntnis wird durch einen Hypophysentumor der Serotoninspiegel im Gehirn nicht verändert. Da bin ich aber nicht Spezialist genug. Fragen Sie doch bei Prof. Stalla, München nach, Abteilung für Endokrinologie des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie. Vermutlich werden Sie aber keine Antwot bekommen, die Ihnen bie Ihren Beschwerden weiterhilft, sollten Sie deshalb fragen.
    Beste Grüße
    Helmut Schatz

  3. Benedikt Hillebrand sagt:

    Danke schon für die Antwort Herr Professor Schatz

    Sie haben Recht mit ihrer These. Es geht um Depressiv sein u.s.w..
    Die Krankheit ist Akromoloagie.

    Schöne Weihnachten
    Herr Professor Schatz

    Gruß Benedikt Hillebrand

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