Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Geschlechtsunterschiede im Verhalten angeboren, nicht nur anerzogen


Bochumer Hirnforscher Onur Güntürkün erhält den Leibniz-Preis 2013, den „deutschen Nobelpreis“

Bochum, 8. Dezember 2012: Der renommierteste und mit 2.5 Millionen Euro höchstdotierte deutsche Wissenschaftspreis, der Leibniz-Preis, wurde für das Jahr 2013 dem Bochumer Forscher am Institut für Kognitive Neurowissenschaften, Abteilung Biopsychologe der Ruhr-Universität Bochum, Prof. Dr. Drs h.c. Onur Güntürkün verliehen (1). Prof. Güntürkün forschte höchst erfolgreich über die neuronalen Grundlagen von Hirnasymmetrien und über Lernen, Gedächtnis und Wahrnehmung. Bahnbrechend waren seine Arbeiten über die Bedeutung pränataler Lichtstimulation für die Hemisphärenentwicklung im Gehirn.

In seinen exzellenten Vorträgen, so etwa bei der Jahrestagung der Rheinisch-Westfälischen Gesellschaft für Innere Medizin vor einigen Jahren in Bochum, berichtete Prof. Güntürkün oft über eine für die Endokrinologie besonders interessante Studie von Alexander und Hines (2) an grünen Meerkatzen. Diese ergab, dass ein „geschlechtstypisches“ Verhalten der Nachkommen bei diesen nicht-humanen Primaten schon angeboren und nicht nur anerzogen ist, wie es für den Menschen in den siebziger und achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts immer wieder von Psychologen und Feministinnen postuliert wurde. Jungen und Mädchen wurde damals vielfach das gleiche Spielzeug gegeben. So erhielten Jungen auch Puppen oder Wolle und Garn mit Strick- und Häkelnadeln. Ein hölzernes Spielzeuggewehr war streng verpönt. Alexander und Hines legten den kleinen, grünen Meerkätzchen typisches Mädchenspielzeug (Topf, Puppe), neutrales Spielzeug (Bilderbuch, braunes kugeliges Wesen) sowie Jungenspielzeug (Auto, Fussball) vor. Die weiblichen Tiere bevorzugten das „Mädchenspielzeug“, die männlichen das „Jungenspielzeug“. Bei den neutralen Gegenständen fand sich kein Unterschied (siehe die Säulendiagramme auf den Abbildungen 1, 2, 3. J=Jungen, M=Mädchen).

Kommentar:

Intrauterin findet eine geschlechtstypische Prägung statt, bei der offenbar die in dieser Phase bereits vorhandenen Sexualhormone beteiligt sind. Dies trifft auch beim Menschen zu (3). Das Geschlechtsverhalten wird freilich postnatal durch Umwelteinflüsse ebenfalls beeinflusst.

Literatur:

(1) Pressemitteilung der Ruhr-Universität Bochum vom 6. Dezember 2012:
Onur Güntürkün erhält „deutschen Nobelpreis“: Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis für RUB-Forscher.
http://www.idw-online.de/pages/de/news511097

(2) Gerianne M. Alexander und Melissa Hines: Sex differences in response to children´s toys in nonhuman primates (cercopithecus aethiops sabaeus).
Evolution and Human Behavior, 2002. 23: 467-479

(3) Melissa Hines and Gerianne M. Alexander: Commentary: Monkeys, girls, boys and toys: A confirmation Comment on „Sex differences in toy preferences: Striking parallels between monkeys and humans”
Horm. Behav. 2008. 54:478-481


Abb. 1


Abb. 2


Abb. 3

Publiziert am von Prof. Helmut Schatz
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