Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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GLP-1-Mimetika verdoppeln nach neuer Studie das Pankreatitis-Risiko bei Diabetespatienten


Bochum, 26. Februar 2013: Gestern erschien im Journal der Amerikanischen Ärztegesellschaft online (1) ein Bericht, dass Glucagon-Like Peptide-1 (GLP-1)-basierte Therapien wie Exenatid und Sitagliptin das Pankreatitis-Risiko verdoppeln.

Dr. Singh und Kollegen von der John Hopkins-Universität in Baltimore griffen auf Datenbanken mit über 1 Million Versicherten von 7 Gesellschaften der Blue Cross Blue Shield Association zurück. In knapp 5 Jahren wurden etwa 3000 Patienten mit akuter Pankreatitis hospitalisiert, davon wurden 1269 mit GLP-1-basierten Therapien und ebenso viele gematchte Kontrollpatienten ohne solche Therapien ausgewertet. Nach aufwendiger Berücksichtigung vieler Begleitfaktoren einschließlich Metforminverabreichung errechneten sich folgende adjustierten odd ratios gegenüber den Kontrollen: 2.24 (CI 1.36-3.68) für GLP-1-basierte Therapien in den letzten 30 Tagen, 2.01 (CI 1.37-3.18) in den letzten 2 Jahren.

In einem begleitenden Kommentar schreiben Belinda Gier und Peter Butler, Los Angeles:
„Now Singh and colleagues have brought clarity to the increased risk for pancreatitis with GLP-1–based therapy, the time has come to move forward and address the wider implications of this finding: pancreatic cancer“ (2).

Kommentar des Referenten

Auf ein erhöhtes Pankreatitis-Risiko unter GLP-1-basierten Therapien hat die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) schon am 3. 3. 2011 in einer Pressemitteilung hingewiesen (3). Der Referent hat selbst in seiner Praxis einige Fälle mit klinisch stummer Pankreatits mit Lipaseerhöhungen unter diesen Therapien beobachtet, wie er in einem DGE-Blog-Beitrag am 23. Januar 2013 auch ausgeführt hat (4). Im letzten Jahr war es um die Pankreatitis- Problematik ruhig geworden. Drs. Gier and Butler schreiben in ihrem Editorial: „Vendors and supporters of GLP-1 treatment refuted the reported association of pancreatitis as being an artifact of the increased risk for pancreatitis in type 2 diabetes mellitus,“ (2). Die neue Publikation von Singh et al. bringt die zwar seltene, aber schwerwiegende Komplikation einer Pankreatitis mit dem Langzeit-Risiko von Pankreaskrebs unter GLP-1-Analoga und Dipeptidyl-Peptidase-4 (DPP-4)-Hemmern wieder in den Blickpunkt. Dr. Singh betont jedoch, dass die Konsequenz aus seiner Studie nicht sein soll, dass Patienten jetzt GLP-1-basierte Therapieformen absetzen sollen, sondern vielmehr auf Symptome wie ausgeprägte Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen achten und bei deren Auftreten die Pankreasenzyme kontrollieren lassen sollten (2).

Helmut Schatz

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Literatur

(1) Sonal Singh et al.: JAMA Internal Medicine online Februar 25, 2013
doi: 10.1001/jamainternmed.2013.2720

(2) Lisa Nainggolan: GLP-1 mimetics double pancreatitis risk in diabetes
Medscape. February 25, 2013.
http://www.medscape.com/viewarticle/779851_print

(3) Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie: Erhöhtes Risiko für Bauchspeicheldrüsenentzündung durch neuere Diabetes-Medikamente?
Pressemitteilung vom 9.3.2011

(4) Helmut Schatz: Degludec-Insulin jetzt auch in der Europäischen Union zugelassen, die GLP-1-Analoga Lixisenatid und Albiglutid vor der Approbation.
DGE-Blog-Beitrag vom 23.1.2013

Publiziert am von Prof. Helmut Schatz
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