Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Hochdosis-Vitamin D (wöchentlich 50 000 IE ) bei Stressfrakturen empfohlen


Bochum, 8. Februar 2016:

J.R. Miller et al. untersuchten retrospektiv die Vitamin D-Konzentrationen im Blut von 53 Patienten in einem Zeitfenster bis zu 3 Monaten nach erlittener Stressfraktur und fanden bei 44 von ihnen (83%) Werte unter 40 ng/ml. Sie empfehlen, Patienten mit Stressfrakturen und einem Vitamin D-Spiegel <35 ng/ml während der 1 bis 2-monatigen Knochenheilungsphase wöchentlich 50 000 IE Vitamin D zu geben (1). Jason R. Miller, Gelenk- und Fußchirurg am Orthopädischen Zentrum von Pennsylvanien, USA, rät darüber hinaus zur Vorbeugung von Ermüdungsbrüchen, dass speziell bei körperlich aktiven Menschen, etwa (Ausdauer)-Sportlern, oder auch Älteren mit lediglich Alltagsbelastungen eine Vitamin D-Konzentration im Blut von >40 ng/ml, gegebenenfalls durch Supplemente erreicht werden soll.

Kommentar

Andreas Kurth, Orthopäde und Vorsitzender der Dachverbandes Osteologie (DVO), kritisiert diesen Grenzwert von 40 ng/ml und bezeichnet ihn als völlig willkürlich. Er stellt die Richtgröße des „Vitamin D Council“ dar, einer gemeinnützigen Initiative in Amerika, welche Spiegel zwischen 40 und 80 ng/ml als normal ansieht, im Unterschied zu den tieferen Grenzwerten etwa der Endocrine Society oder des Institute of Medicine (IOM): Werte von 30 ng/ml werden zumeist als untere Grenze des Referenzbereichs eingestuft und zwischen 20 und 30 ng/nl als ausreichend angesehen, wenn keine besonderen Risikofaktoren vorliegen. 70% der Patienten von Prof. Kurth wiesen in einer eigenen Untersuchung Spiegel unter 30 ng/ml auf. Er rät von routinemäßigen Vitamin D –Spiegelmessungen ab, da diese teuer seien im Vergleich zu den Vitamin D-Präparaten. Er empfiehlt stattdessen seinen Patienten, insbesondere in der Winterzeit, täglich 1000 IE Vitamin D einzunehmen (2).

Ein Ende der oft heißen Diskussionen über einen Nutzen und die Dosierungen von Vitamin D bei den verschiedenen Krankheitsbildern und Lebenssituationen wird wohl noch länger weitergehen. Gespannt warten alle auf die Ergebnisse der noch laufenden großen Outcome-Studien. Die Referenzbereiche von Vitamin D für die verschiedenen Regionen der Erde und unterschiedlichen Ethnien bedürfen – auch nach Meinung des Referenten – dringend einer evidenzbasierten Erarbeitung, mit Berücksichtigung der Parathormonspiegel.

Helmut Schatz

Literatur

(1) J.R. Miller et al.: J. Foot Ankle Surg. 2016. 55:117-120

(2) J Rommelfanger: Weniger Vitamin D – mehr Stressfrakturen? US-Forscher empfehlen vor allem Sportlern die Supplementierung.
http://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4904478_print

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Publiziert am von Prof. Helmut Schatz
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2 Antworten auf Hochdosis-Vitamin D (wöchentlich 50 000 IE ) bei Stressfrakturen empfohlen

  1. Martin Fassnacht sagt:

    Ich halte den angegebenen Cutoff auf Basis einer retrospektiven Studie mit nur 53 Patienten auch für schwer haltbar. Aus meiner Sicht stellt sich vor allem auch die Frage der Kausalität… (die ich ehrlich gesagt bezweifele).
    Beste Grüße
    Martin Fassnacht

  2. Nils Morgenthaler sagt:

    Was bei der Grenzwertdebatte aber oft ausgeblendet wird, ist die Tatsache, dass sämtliche Methoden zur Bestimmung des 25-Hydroxyvitamin D3 das Gesamtvitamin messen (fast komplett an Vitamin D binding protein und Albumin gebunden). Man ist quasi hier noch in einer diagnostischen Unschärfe unterwegs, die übertragen auf die Schilddrüsenanalytik der Messung von gesamt T4 (statt freiem T3) entspricht.
    Erste Studien zur Bedeutung der Messung von „bioaktivem D3“, daher ungebundenem D3 sind unterwegs. Siehe zb CM Henderson im Januarheft von Clinical Chemistry oder die Arbeit von C Powe (NEJM 2013).
    Ob eine Verbesserung der Analytik zu einer Klärung der teils kontroversen Ergebnisse von Outcome Studien führen wird?

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