Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Stethoskop, Weißer Kittel und Schwarzer Arztkoffer – die traditionellen Insignien eines Arztes


Bochum, 17. August 2015 – im „Sommerloch“:

„Is the Stethoscope Becoming an Outdated Diagnostic Tool?” fragt W.H. Frishman im American Journal of Medicine (1) und erinnert sich an seine Zeit als Medizinstudent, als er durch diese drei Insignien der Außenwelt als stolzes Mitglied der Gilde des Heilberufler erkennbar wurde. Der Referent besitzt und verwendet heute noch seine schwarze Ärztetasche, die er in den 1960er Jahren in Wien  mit ebensolchem Stolz erworben hatte.

Schaute man sich vor einiger Zeit  Darstellungen von Ärzten etwa in der Allgemein-Presse an, insbesondere auf Karikaturen, so sah man diese immer mit einem Ohrenspiegel. Heute hat das Stethoskop den Ohrenspiegel, der lange als Kennzeichen eines Arztes gleich welcher Spezialität diente, weitgehend abgelöst: Wie ein Blick  in den Anzeigenteil des Deutschen Ärzteblattes lehrt, werden die dort meist jüngeren,  freundlich blickenden Ärzte, die eine neue Kollegin oder einen neuen Kollegen erwarten, fast immer mit einem Stethoskop um den Hals abgebildet.

Das Stethoskop wurde im typischen, charakteristisch geformten und meist schwarzen  Arztkoffer bei den früher häufigeren Hausbesuchen mitgenommen. Wir Älteren wurden als Studenten und junge Ärzte in der Kunst der Auskultation intensiv geschult. In der Kardiologie wird heute zunehmend die Echokardiographie eingesetzt und kleine Ultraschall-Handgeräte für die Kitteltasche werden sich wohl bald durchsetzen (2,3). Sie dürften auch demnächst im studentischen Unterricht verwendet werden (4) und es wird diskutiert, dass sie zur Standard-Ausrüstung eines jeden Internisten gehören sollten (5). Mit den kleinen Echokardiographie-Geräten kann man sowohl die Anatomie des  Herzens als auch dessen Funktion einschließlich der des Myokards beurteilen. Das Stethoskp könnte in der Kardiologie somit bald gänzlich überflüssig werden. Seinen Platz wird es freilich für die Lungenauskultation und die Erfassung von Bauchgeräuschen behalten, trotz aller bildgebenden Verfahren einschließlich des Thorax-Röntgen. Die neuen Ultraschallgeräte wird man  dann auch bei Hausbesuchen mitnehmen, somit dürfte ein Arztkoffer auch weiterhin benötigt werden und zu den Insignien eines Arztes gehören. Und der weiße Kittel? Diesen trug und trägt man schon lange unterschiedlich: Internisten sind, insbesondere im Krankenhaus, aber auch in der Praxis nach wie vor meist weiß gekleidet, Ärzte, die grüne Kittel tragen sind in der Regel chirurgisch tätig, und von Siegmund Freud findet man  im Internet schwerlich ein Bild, das ihn im weißen Kittel zeigen würde. Dies trifft auch auf die meisten heutigen Psychiater zu. Manche plädieren überhaupt für ein „kittelloses Krankenhaus“: Es heißt: „Ein Kittel schafft nur unnötige Distanz“. Tempora mutantur!

Helmut Schatz

Literatur

(1) W. H. Frishman: Ist he stethoscope becoming an outdated diagnostic tool?
Am J Med 2015. 128:668-669

(2) M.J.Liebo et al.: Is pocket mobile echocardiography the next-generation stethoscope? A cross-sectional comparison of rapidly aquired images with standard transthoracic echocardiography.
Ann Intern Med 2011. 155:33-38

(3) M. Mehta et al.: Handheld ultrasound versus physical examination in patients referred for transthoracic echocardiography for a suspected cardiac condition.
JACC Cardiovasc Imaging 2014. 7:983-990

(4) V.F. Panoulas et al.: Pocket-size hand-held cardiac ultrasound as an adjunct to clinical examination in the hands of medical students and junior doctors.
Eur Heart J Cardiovasc Imaging 2013. 14:323-330

(5) J.S.Alpert et al.: Should a hand-carried ultrasound machine become standard equipment for every internist?
Am J Med 2009. 122:1-3

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Publiziert am von Prof. Helmut Schatz
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3 Antworten auf Stethoskop, Weißer Kittel und Schwarzer Arztkoffer – die traditionellen Insignien eines Arztes

  1. Helmut Schatz sagt:

    Am 12. Februar 2016 kann man auf Seite A207 im Deutschen Ärzteblatt einen Kommentar von Birgit Hibbeler lesen mit dem Titel „Das Ende eines Statussymbols“. Sie berichtet, dass in den Asklepios-Kliniken der Arztkittel abgeschafft und durch kurzärmelige Kasacks ersetzt wird. Begründet wird das mit den „unhygienischen langen Ärmeln“. Die Geschäftsführung von Asklepios sagte der Nachrichtenagentur dpa, „man habe viel Überzeugungsarbeit leisten müssen.Jüngeren Medizinern falle der Abschied vom Kittel deutlich leichter als älteren Chefärzten. Mancher Ordinarius hänge an seinem Model „Eppendorfer“ mit Silberknöpfen“. Viele Ärzte sehen als Grund aber nicht die Hygiene, sondern die Kosteneinsparung für Asklepios. Eine sehr interessante Diskussion des Themenkreises: „Kittel – Patientenkontakt – Händeschütteln – Händedesinfektion“ findet sich bei COLIQUIO im Anschluß an den Beitrag: Abschied vom traditionellen Arztkittel: Eine Option für Sie? (http://www.coliquio.de/abschied-vom-traditionellen-arztkittel-eine… )

  2. Birgit sagt:

    Ich habe leider noch nie von der Echokardiographie gehört. Es ist total spannend welche Methoden es in der Medizin gibt. Gibt es eine Empfehlung, wann eine Echokardiographie durchgeführt werden sollte?

  3. Helmut Schatz sagt:

    Die Echokardiographie, das „Herz-Echo“, ist seit vielen, vielen Jahren ein wichtiges Standardverfahren in der Kardiologie. Man kann damit die Größe der Herzhöhlen bestimmen, die Dicke der Wände, Thromben in den Herzohren erkennen und die Herzauswurfleistung, die Ejektionsfraktion (EF) abschätzen. Der Untersucher muß Kardiologe sein, das Gerät besitzen und erfahren in dieser Technik haben. Ein Hausarzt kann es keinesfalls (so wie ein EKG) in seiner Praxis durchführen.

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