Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Insulin-like Peptide-3 (INSL3), ein konstitutives Peptidhormon aus den Leydig-Zellen zur Vorhersage eines Hypogonadismus und der altersbezogenen Morbidität


Bochum, 25. November  2022

In den Frontiers of Endocrinology (1) erschien am 8. November 2022 eine Analyse der Daten von 3000 Männern zwischen 40 und 79 Jahren aus der European Male Aging Study (EMAS) , rekrutiert von 2003- 2004. Es wurden Blutproben zu Beginn sowie nach 4-5 Jahren gewonnen und verschiedene Parameter bestimmt. Für diese Studie wertete man insbesondere Testosteron und das insulinähnliche Peptid-3 (INSL3) aus ( siehe Lit.2). Die Studienteilnehmer wurden anthropometrisch untersucht und Informationen zu Gesundheit, Lebensstil und Diät durch Fragebögen erfasst.

INSL3 ist ein konstitutiv sezerniertes Peptidhormon, welches keinen Schwankungen, wie z.B. das von den Gonadotropinen abhängige Steroidhormon Testosteron, unterliegt. Es sit zudem ein Maß für die Anzahl und Funktion der Leydigzellen. Der INSL3-Blutspiegel, der in der Pubertät erreicht wird, bleibt im Erwachsenenalter in gleicher Höhe aufrecht. Erst im Alter nimmt INSL3  etwas ab, niedrigere Werten korrelieren mit erhöhter Morbitität, sexueller Dysfunktion aufgrund eines sich entwicklenden Hypogonadismus (siehe Abbildung aus Lit,1), Osteoporose, Diabetes und kardiovaskulären Erkrankungen

Die INSL3-Spiegel können bei Männern schon in der Jugend um bis zu einen Faktor 10 unterschiedlich sein. Diese Werte bleiben über einen langen Zeitraum konstant und fallen erst im Alter ab, um etwa 15% in einer Dekade. Da er mit einer erhöhten Morbidität korreliert ist, könnte INSL3 als prädiktiver Parameter hernagezogen werden, um das voraussichtliche Lebensalter von Männern abzuschätzen.

Der führende Autor der Studie, Professor Richard Ivell von der Universität Nottingham will jetzt mit seinem Team die Ursachen finden, warum die INSL3-Werte bei Männern so stark variieren. Vorläufige Daten weisen darauf hin, dass die frühkindliche Ernährung eine Rolle spielen könnte, aber auch andere Faktoren wie die Genetik oder die Exposition gegenüber erndokrinen Disruptoren aus der Umwelt kommen in Betracht (3).

Helmut Schatz

 

Abbildung (aus Lit 1):  

INSL3 (=Maß für die Anzahl und Funktion von Leydig-Zellen) bei unterschiedlichen Hypogonadismus-Formen
Oberer Teil : Mittelwert +/- SEM
Unterer Teil : Altersadjustierter Mittelwert und 95% Condfidence Intervals

 

Literatur

(1) Richard Ivell et al.: The Leydig cellbiomarker INSL3 as a predictor of age-related morbidity: Findings from the EMAS cohort.
Front. Endocrinol. 08. November 2022. https://doi.org/10.3389/fendo.2022.1016107

(2) Ivell R., Anand-Ivell R.:The biology of insulin-like factor 3 (INSL3) in human reproduction.
Reprod Update (2009) 15: 463-476. doi:10.1093/humupd/dmp011

(3) Helmut Schatz: Stellungnahme der Europäischen Gesellschaft für Endokrinologie zu Endokrinen Disruptoren.
DGE-Blogbeitrag vom 26. Oktober 2020

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