Bochum, 16. Oktober 2020:
Am 28. September 2020 erschien online im JAMA Intern. Med. das Ergebnis einer prospektiven Studie, des „ The TREAT Randomized Clinical Trial“ (1). In einer 12-wöchigen Periode wurde kein Unterschied in Gewichtsverlust und Stoffwechselparametern zwischen den in einem Zeitfenster von 8 Stunden und den normal 3x täglich essenden Übergewichtigen und adipösen Menschen beobachtet.
Methodik
In die Studie wurden 116 übergewichtige und adipöse Erwachsene aus den USA von im Mittel 99.2 kg Gewicht aufgenommen (60% männlich, 18-64 Jahre, Body Mass Index 27-43 kg/m²). Sie wurden randomisiert entweder einer Testgruppe zugeteilt, die nur im Zeitfenster von 12h mittags bis 20h abends essen durfte (time-restricted eating, TRE ) oder einer Kontrollgruppe mit wie bisher 3x täglicher Nahrungsaufnahme (consistent meal timing, CME). Bezüglich Kalorienmenge oder Art der Kost wurden keinerlei Vorschriften erteilt, beide Gruppen durften ad libitum essen. Das Protokoll entsprach, abgesehen vom Zeitpunkt des Essens, somit der „Real World“. Eine Subgruppe von 50 Teilnehmern aus der Region der Autoren um San Francisco (2×25 Personen) wurde einem in-person-testing zusätzlichen Untersuchungen unterzogen. Primäres Outcome war der Gewichtsverlust. Sekundäre Outcomes waren die Fettmasse, die Magermasse, Nüchterninsulin, Nüchternglukose, Hämoglobin A1c, Lipide, geschätzte Energieaufnahme, Gesamt- und Ruhe-Energieverbrauch.
Ergebnisse
Die TRE-Testgruppe nahm signifikant an Gewicht ab (-0.94 kg, p=0.01), die CMT-Kontrollguppe nicht-signifikant (-0.68 km, p= 0.63). Es fand sich aber kein signifikanter Unterschied zwischen beiden Gruppen (p=0.63). Bei den sekundären Outcomes liess sich ebenfalls kein Unterschied zwischen den Gruppen feststellen.
Schlussfolgerungen
Die Autoren schreiben: „Time-restricted Eating, in the absence of other interventions, is not more effective in weight loss than eating throughout the day“ (2).
Kommentar
Die vorliegenden Ergebnisse zum alternierendem Fasten sind nicht einheitlich, und manchmal wegen nicht entsprechend gewählter Kontrollgruppen wenig aussagekräftig. Eine groß angelegte Untersuchungsreihe an der Grazer Universität etwa wurde im vorigen Jahr im DGE-Blog besprochen: sie wurde auch von auswärtigen Fachleuten wegen der ungeeigneten Kontrollgruppe kritisiert (2). Die jetzige Studie aus San Francisco wurde in der Diskussion nach der online-Publikation ebenfalls kommentiert. Es wurden andere, möglicherweise effektivere Zeitfenster zur Nahrungsaufnahme, etwa von 6 h morgens bis 2 h nachmittags ins Gespräch gebracht. Der Senior-Autor der Studie, Ethan J. Weiss vom Cardiovascular Research Institute, University of California in San Francisco (UCSF) sagte im Gespräch mit Medscape: „Part of the reason we did the study was because I had been doing time-restricted eating myself for years and even recommending it to friends and patients as an effective weight loss tool. But no matter how you slice it, prescription of time-restricted eating – at least this version – is not a very effective weight loss strategy” (3).
Helmut Schatz
Literatur
(1) Dylan A. Lowe, Nancy Wu, Linnea Rohdin-Bibby et al.: Effects of Time-Restricted Eating on Weight Loss and other Metabolic Parameters in Women and Men With Overweight and Obesity. The TREAT Randomized Clinical Trial JAMA Intern Med. published online September 28, 2020. doi:10.1001/jamainternmed.2020.4153
(2) Helmut Schatz: Alternierendes Fasten senkt Gewicht und verbessert Stoffwechselparameter – mehr als tägliche Kalorienrestriktion?
DGE-Blogbeitrag vom 10. September 2019
(3) Nancy A. Melville: Time-Restricted Eating Shows No Weight Loss Benefit in RCT.
https://www.medscape.com/viewarticle/938443?src=wnl_edit_tpal…
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