Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Jodversorgung in Deutschland wird schlechter: Ergebnisse der DONALD-Studie an Kindern von 1996 bis 2009


Bochum, 6. März 2013:

Im 12. Ernährungsbericht der Deutschen Gesellschaft für Ernährung werden die Ergebnisse der DONALD-Studie mitgeteilt: Nach dieser stieg bei 6 bis 12 jährigen Kindern die Jodausscheidung von 1996 bis 2003 an, dann nahm sie wieder ab (1). Die Ursache wird in der verringerten Verwendung von Jodsalz zuhause und bei der Herstellung von Lebensmitteln im Gewerbe (Bäcker, Wursthersteller usw.) und in der Industrie (Lieferanten für Supermarktketten) gesehen.

Als wünschenswerte Jodausscheidung im 24h-Harn, die als Maß für die Jodaufnahme dient, werden für 7 bis 10-Jährige etwa 120 Mikrogramm pro Tag angesehen. Nach der Jahrtausendwende war Deutschland gemäß WHO-Kriterien generell kein Jodmangelland mehr (2). Dies galt auch für Kinder dieser Altersgruppe. Jetzt geht die Jodausscheidung seit 2004 wieder zurück: Bei 6-12 jährigen Kindern lag sie zwischen 2004 und 2006 bei 86 Mikrogramm, im Jahre 2009 bei 80 Mikrogramm pro Tag (1).

Kommentar des Referenten

Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie hat im Blog-Beitrag vom 25. April 2012 auf einen sich abzeichnenden Rückgang der Jodaufnahme in Deutschland hingewiesen (2). Die jetzt vorliegenden Zahlen der DONALD-Studie (DOrtmund Nutritional and Anthropometric Longitudinally Designed Study) dokumentieren dies für Kinder. Mögliche Ursachen dafür wurden im DGE-Blog-Beitrag (2) erwähnt. Für Kinder stellt das jodierte Salz im Haushalt sowie in Gewerbe- und Industrieprodukten neben der Milch die Hauptquelle für Jod dar. Der Salzverbrauch in Haushalten für das (Zu-)Salzen geht erstens generell zurück, da vermehrt (Halb-)Fertigprodukte verwendet werden und vielfach auch vor starkem Salzen gewarnt wird. Es wird des weiteren viel Reklame für „Meersalz“ – klingt gut! – gemacht, welches entgegen landläufiger Meinung aber fast kein Jod enthält. Zweitens verwendet das Gewerbe weniger Jodsalz. Man kann sogar eine Anti-Jodsalz-Welle beobachten: So warb im Hessischen ein Bäcker für sein Brot mit der Ankündigung „Garantiert mit Natursalz, ohne Jodzusatz!“. Mit Brot wird recht viel Salz zugeführt. Drittens schließlich, und das ist ein wichtiger Faktor, produzieren die Lebensmittelhersteller ihre Fertig- oder Halbfertigwaren für die großen, internationalen Supermarktketten seit etlichen Jahren mit unjodiertem Salz, da in verschiedenen Ländern unterschiedliche Bestimmungen über den Jodzusatz bestehen und eine einheitliche Herstellung für ganz Europa billiger kommt. Also wird unjodiertes Salz genommen, das überdies auch etwas preiswerter ist.

Gesetzlich ist in Deutschland für „Jodsalz“ ein Jodgehalt von 15-25 Mikrogramm Jod pro Gramm vorgeschrieben. Diese Zahlen wurde festgelegt, als noch größere Mengen als heute zum (Zu-)Salzen im Haushalt verwendet wurden. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt für Jodsalz 20-40 Mikrogramm Jod/Gramm. Die Zahlen aus der Schweiz betragen bei 20 -30 Mikrogramm. Es ist zu überlegen, ob man den Jodgehalt für „Jodsalz“ in Deutschland nicht erhöht. Auf jeden Fall soll in Deutschland im Haushalt, in der Gastronomie und in den Kantinen jodiertes Salz verwendet werden. Der 1-2x wöchentliche Verzehr von Seefisch stellt eine weitere Maßnahme zur Anhebung der Jodversorgung dar.
Sollte der Trend zu weniger Jodaufnahme in Deutschland anhalten, so ist zu befürchten, das wieder mehr Strumen und in weitere Folge mehr Schilddüsenknoten auftreten könnten.

Helmut Schatz

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Literatur

(1) Deutsche Gesellschaft für Ernährung: DGE aktuell, Pressemitteilung vom 29. Januar 2013: Jodunterversorgung wieder auf dem Vormarsch?
http://www.dge.de/modules.php?name=News&file=article&sid=12517

(2) Helmut Schatz: Wird Deutschland wieder ein Jodmangelland?
DGE-Blog-Beitrag vom 25. April 2012

Publiziert am von Prof. Helmut Schatz
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