Bochum, 20. Juni 2019:
Am 17. Juni 2019 erschien ein Online-Artikel in “Prävention und Rehabilitation -Nachrichten“ über die CAROLINA-Studie (1), die den Sulfonylharnstoff Glimepirid (Amaryl®) und andere) mit dem DPP4-Hemmer Linagliptin (Trajenta®) verglich. Er war überschrieben: „Freispruch 1. Klasse: Sulfonylharnstoffe und kardiovaskuläre Ereignisse“ und stellte die Studie vor: Es wurde zwischen den beiden Substanzen kein relevanter Unterschied in ihrer kardiovaskulären (CV) Sicherheit gefunden.
In der CAROLINA-Studie verglich man Linagliptin und Glibenclamid an ~6000 Patienten mit Typ 2 – Diabetes prospektiv- randomisiert doppelblind über im Mittel 6.3 Jahre und fand im primären kombinierten Endpunkt aus CV Tod, nicht-tödlichem Herzinfarkt oder Schlaganfall keinen Unterschied (Linagliptin n= 356, Glimepirid n=363), Hazard Ratio 0.98. Beim sekundären Endpunkt der Hypoglykämien gab es eine Differenz: 10.6% bzw. 37.7%. Es fand sich eine Tendenz (nicht signifikant) zu vermehrten Hospitalisierungen unter Glimepirid. Man beobachtete auch einen geringen Gewichtsunterschied von -1.5 kg mit Linagliptin vs. Sulfonylharnstoff.
Kommentar
Eine Kardiotoxizität von Sulfonylharnstoffen war, auch von namhaften deutschen Diabetesärzten, seit der UGDP-Studie mit Tolbutamid (2) am Anfang der 1970er Jahre immer wieder postuliert worden, obwohl eine solche in vielen Nachfolgestudien, meist mit Glibenclamid (Euglucon® u.a.) oder Gliclacid (Diamicron® u.a.) nicht gefunden werden konnte, so zuletzt in der TOSCA.IT – Studie (3). In Kommentaren zu CAROLINA war im Frühjahr 2019 zu lesen:
Vorher: “There are limited data on the use of sulfonylurea therapy and the development of HF in patients with DM. …The ongoing CAROLINA trial (Cardiovascular Outcome Study of Linagliptin Versus Glimepiride in Patients With Type 2 Diabetes) will offer updated evidence on the cardiovascular safety of sulfonylurea drugs, including effects on hospitalization for HF, they noted. CAROLINA results will be presented during the American Diabetes Association meeting” (siehe Lit. 1).
Nachher: Der kommende ADA-Präsident Robert H. Eckel schrieb: „I’ve been taking patients off sulfonylureas for years, if their third-party payers allow it…This study has helped me know that I can continue sulfonylureas safely now.“ Aber Eckel sagte auch: “In terms of starting a patient on glucose-lowering therapy, there’s only one reason I would use a sulfonylurea: cost. This is the only reason to use a sulfonylurea, but they are safe”.
Helmut Schatz
Literatur
(1) Press Release, Boehringer-Ingelheim, 10 June 2019: Full data from CAROLINA outcome trial support long-term cardiovascular safety profile of Trajenta®.
American Diabetes Association´s 79th Scientific Sessions, San Francisco
(2) C.L. Meinert et al.: A study of the effects of hypoglycaemic agents on vascular complications in patients with adult-onset diabetes. II. Mortality results.
Diabetes, 1970
(3) H. Schatz: Kein kardiovaskuläres Sicherheitssignal in TOSCA.IT-Studie mit Sulfonylharnstoffen und Pioglitazon.
DGE-Blogbeitrag vom 18. September 2017
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