Bochum, 2. September 2024:
Einer der originellsten Autoren in unserem DGE-Blog, insbesondere der jährlichen Weihnachtsbeiträge über die Religionen der Welt (1, siehe auch 2), Herr Univ.-Prof. (emer.) Dr. Klaus Ehrenberger verstarb in Wien am 23. August 2024 nach kurzer, schwerer Krankheit.
Geboren am 1. Januar 1938 in Wien, wuchs er in Graz auf, ging mit dem Referenten (H.S.) ab dem Jahr 1943 in die Volksschule (=Grundschule) in der Muchargasse, und ab dem 10. Lebensjahr ins Grazer Lichtenfels-Gymnasium. Nach der Matura (=Abitur) studierte er – so wie auch der Referent – Medizin an der Grazer Karl-Franzens-Universität und promovierte mit ausgezeichnetem Erfolg. Klaus Ehrenberger wurde Assistent am Physiologischen Institut der Universität Graz. Sein ausgeprägtes wissenschaftliches Interesse führte ihn dann an das Institut für Physiologie und Biokybernetik der Universität Erlangen-Nürnberg, wo er sich mit der zentralnervösen vibratorischen Informationsverarbeitung als Korrelat der Periodizitätsanalyse des Ohres beschäftigte, also mit dem Vergleich von über die Großhirnrinde ableitbaren elektrischen Spannungsschwankungen, die durch Berührung oder Schallreize ausgelöst werden. Nach Tätigkeit am Hirnforschungsinstitut der Universität Zürich absolvierte er an der Oto-Rhino-Laryngologischen Universitätsklinik Zürich die Ausbildung zum Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde. Dort erwarb er ausgezeichnete Kenntnisse in der gesamten HNO-Heilkunde einschließlich der HNO-Chirurgie, vor allem in der Chirurgie des Felsenbeines im Ohr.
Studienaufenthalte führten ihn an die HNO-Abteilung der Harvard-Universität Boston und ans Institut für Physiologie des Ohres am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge, USA.
Seit 1972 als Oberarzt an der II. Wiener HNO-Klinik der Universität bei Prof. Burian tätig, habilitierte er sich 1975. Als Stipendiat der französischen Regierung absolvierte er die Ausbildung zum französischen Zusatzfacharzt Cancerologie des Kopf-Halsbereiches in Villejuif und Paris.
Im Jahre 1983 übernahm er als ordentlicher Universitätsprofessor die Direktion der I. Wiener HNO-Klinik der Universität, an der er sowohl tierexperimentell als auch klinisch-experimentell seine Forschungen fortsetzte und über Neurotransmitter zur Behandlung peripher-vetibulärer Schwindelformen und Tinnitus arbeitete. In der Wiederherstellungschirurgie nach totaler Larynxentfernung entwickelte er den „Sprechsiphon nach Ehrenberger“ mit Hilfe eines Dünndarminterponats.
Ehrenberger war ein begeisterter Chef und leitete seine Klinik mit großem fachlichem und wissenschaflichen Interesse und mit Empathie. Im Nachruf der MEDUNI WIEN schreiben sein Nachfolger und die Leiterin der Klinischen Abteilung für Phoniatrie-Logopädie: „Nicht zuletzt wird uns sein Humor in Erinnerung bleiben, der in vielen Situationen hilfreich war und Konfliktsituationen entschärfte“.
Klaus Ehrenberger war aber nicht nur ein begnadeter Klinikvorstand, Forscher und Arzt, sondern auch ein großer Freund und Liebhaber der bildenden Kunst, der Musik, der Literatur und Philosophie. Nach seiner Emeritierung 2006 widmete er sich leidenschaftlich der Malerei. Klaus Ehrenberger wohnte mit seiner Frau Heidi und den 2 Töchtern in den obersten Etagen des Hauses in der Günthergasse im 9. Wiener Gemeindebezirk, in unmittelbarer Nachbarschaft des Wiener Allgemeinen Krankenhauses (=Universitätskliniken) und dem ehemaligen Schwarzspanierhaus des Klosters der Benediktiner von Montserrat, in dessen Räumen 1827 Beethoven starb; heute steht nur noch die Fassade der Kirche. Von Klaus Ehrenbergers Wohnung hatte man einen herrlichen Blick auf und über die Dächer der benachbarten Votivkirche. Auf dem Dach des Hauses konnte der Referent einen gepflegten Garten bestaunen, darunter befand sich, über den Wohnräumen, ein großzügiges Maleratelier. Über die Bilder, die Klaus Ehrenberger im Wiener Künstlerhaus ausstellte, zwischen der Wiener Staatsoper und dem Musikvereinssaal gelegen, wurde mit Fotos im DGE-Blog im Jahre 2015 berichtet (3).
Für den schon traditionellen DGE-Weihnachtsblog 2024 (siehe 1) schickte Klaus Ehrenberger dem Referenten am 6. Juni 2024, also kurz vor seinem Tode, noch einen sehr klugen Artikel über das Christentum (4) . Dieser wird – posthum – im Dezember erscheinen. Seine schwere Erkrankung, die im März 2024 diagnostiziert wurde und rasch zum Tode führte, erwähnte er bei zahlreichen Telefonaten mit dem Referenten auch vor wenigen Wochen nie. Er wird im engsten Familienkreis verabschiedet.
Auf der Todesanzeige in der Wiener „Presse“ (siehe Abbildung 2) ist zu lesen
„….nun ruht sich mein Geist aus“.
R.I.P., lieber Klaus!
Du wirst uns fehlen. Aber Du lebst weiter in unserer Erinnerung!
Abbildung 1: Klaus Ehrenberger (rechts) mit H.S. im Jahre 2015 vor dem vom Künstler selbst gestalteten Plakat vor dem Eingang zum Wiener Künstlerhaus (2)
Abbildung 2: Todesanzeige aus der Wiener Tageszeitung „Die Presse“ (5). Bild und Text hat Klaus Ehrenberger schon vor längerer Zeit gestaltet.
Literatur
(1) Artikel von Klaus Ehrenberger im DGE-Blog über die Religionen der Welt (Sikhismus, Bahaitum, Daoismus und die „Drei Lehren“ in China, Hinduismus, Die Achsenzeit, und das Christentum, wird posthum im Dezember 2024 erscheinen), weitere Themen (Künstliche versus Natürliche Intelligenz, Künstliche Intelligenz und digitalisierte Medizin versus natürliche Intelligenz und personalisierte Medizin, Liberalisierung der Sterbehilfe in Deutschland, Hörgeräte verringern das Demenzrisiko) sowie viele Kommentare zu DGE-Blogbeiträgen:
blog.endokrinologie.net/?s=ehrenberger
(2) Klaus Ehrenberger: Kunst als Therapie – „Creative Therapies“: Kunst verführt und diszipliniert.
DGE-Blogbeitrag vom 22. Oktober 2014
(3) Helmut Schatz: Medizin und Kunst: Der Mensch in der Sicht eines malenden Klinikchefs.
DGE-Blogbeitrag vom 11. April 2015
(4) Klaus Ehrenberger: Das Christentum. Wird im Dezember 2024 als DGE-Weihnachtsblogbeitrag erscheinen
(5) Traueranzeige in der Wiener Tageszeitung „Die Presse“ vom 28. August 2024
Neueste Kommentare