Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Krebserregende Verunreinigungen von Medikamenten


Auch das Diabetesmedikament Metformin kann das Karzinogen N-Nitrosodimethylamin (NDMA) enthalten.

Bochum, 24. Januar 2020:

In den letzten beiden Jahren wurden Präparate gegen hohen Blutdruck wie etwa Valsartan und Irbesartan oder gegen Sodbrennen zurückgezogen, da man darin Beimengungen des Karzinogens NDMA gefunden hatte. Jetzt überprüft die amerikanische Arzneibehörde (FDA)  die Metformin-Präparate, und die die Europäische Behörde (EMA) hat Metformin-Packungen von den Firmen angefordert, um sie auf NDMA zu testen. In Singapur wurden bereits drei Metformin-Präparate wegen NDMA-Beimengungen zurückgezogen (1).

Valisure, eine US-amerikanische Online-Apotheke, die alle Medikamente vor Auslieferung testet, hat seit März 2020 2019 sechzig Prozent der Metformin-Tabletten deshalb zurückgewiesen. David Light, CEO von Valisure, sagte: „The public should be concerned about the rapidly growing discovery of carcinogens in medications, especially in those that are taken on a daily basis where even small contaminations can add up over time”. Metformin ist in den USA derzeit das vierthäufigste verschriebene Medikament.

Jeremy Kahn, Pressesprecher der FDA betonte, dass die FDA erst am Beginn der Überprüfung von Metformin stünde und keineswegs schon bewiesen sei, dass darin potenziell schädliche Beimengungen enthalten seien. Die akzeptable tägliche Aufnahme (ADI) von NDMA in den USA liege bei 96 ng. „A person taking a drug that contains NDMA at or below the ADI every day for 70 years is not expected to have an increased risk of cancer”, so Kahn (2). In einer israelischen Untersuchung an über 300.000 Diabetespatienten wurde keine Assoziation von Metformin mit Krebs gefunden, weder eine negative noch eine positive (3). Die FDA weist auch dringlich darauf hin, dass Patienten, die Metformin einnehmen, dieses weiter verwenden sollten. Keineswegs sollen sie jetzt selbständig das Präparat absetzen, sondern sich vorher mit Ihrem Arzt besprechen.

Helmut Schatz

Literatur

(1) Bloomberg News 2019: Diabetes Drugs Latest to Be Targeted for Carcinogen Scrutiny

(2) Debbie Koenig: FDA Investigating Metformin for Possible Carcinogen.
Medscape – Dec 06, 2019

(3) Helmut Schatz: Schützt das Diabetesmedikament Metformin vor Krebs?
DGE-Blogbeitrag vom 20. November 2019

Publiziert am von Prof. Helmut Schatz
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4 Antworten auf Krebserregende Verunreinigungen von Medikamenten

  1. Beppo sagt:

    Ach du lieber HImmel!
    Was diese Entdeckungen von NDMA bedeuten für Patienten, habe ich kürzlich erfahren müssen. Ich brauchte notfallmäßig ein Antihistaminikum, in meinem Fall nicht wegen Magenproblemen, sondern wegen einer starken Histaminreaktion im ganzen Körper.
    Und die Apothekerin suchte und suchte. Die erste Meldung über NDMA in Antihistaminika kam im letzten September, und mittlerweile sind weltweit alle Medikamente vom Markt. So weit ich es beurteilen kann, war die Umstellung von Bluthochdruckpatienten wegen der verunreinigten Sartane so einigermaßen gut machbar. Und mir geht es auch allmählich wieder besser ohne Medikation, ich darf jetzt halt gar nichts mehr außerhalb meiner Wohnnung essen und trinken, weil kein Notfallpräparat da ist.
    Aber dass in USA jetzt schon 60% aller Metformintabletten nicht mehr verwendet werden dürfen, finde ich echt besorgniserregend. Denn Metformin simpel und komplikationslos ersetzen durch andere Antidiabetika, das geht ja gar nicht.

  2. Es heißt: „Valisure, eine US-amerikanische Online-Apotheke, die alle Medikamente vor Auslieferung testet, hat seit März 2020 sechzig Prozent der Metformin-Tabletten deshalb zurückgewiesen.“

    Das kann doch so nicht zutreffen?! Wir haben aktuell Januar 2020 – daher ist die zitierte Datumsangabe nicht wirklich nachvollziehbar. Wie lautet das zutreffende Datum?

  3. Helmut Schatz sagt:

    Pardon, das ist natürliche ein Tippfehler. Es muß 2019 heissen.

  4. Beppo sagt:

    Mittlerweile ist Metformin, wie befürchtet, auch zum Engpassmedikament geworden. Corona hat die Lage noch etwas verschärft, aber die meisten Hersteller nennen die Inhaltsstoffprüfung als Hauptgrund. Heute früh war ich in der Apotheke mit einem Rezept Metformin 1000, und es gibt nur noch ein einziges Präparat, und das auch nur noch in geringen Zahlen, es ist deutlich teurer als alle anderen. Ich habs bekommen und hatte also nochmal Glück.

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