Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Kürbissamenextrakt: Bescheidener Nutzen bei Prostatahyperplasie


Bochum, 21. Mai 2025:

Aus dem klassischen Land des Kürbiskernöls, der Steiermark, kommend, sah ich schon als Kind viele ältere und alte Männer ständig Kürbiskerne kauen, mit der Erwartung einer dann leichteren Blasenentleerung. Während meiner Tätigkeit als niedergelassener Arzt nach Emeritierung in Bochum wurde ich nicht selten von älteren Männern über einen Nutzen von Kürbiskernpräparaten befragt. Ich nehme an, dass auch andere unserer DGE-Kollegen schon mit dieser Frage konfrontiert wurden.

In Deutschland ist GRANU FINK PROSTA FORTE (Firma PERIGO Deutschland) als pflanzliches Arzneimittel zugelassen. NOMON MONO und PROSTAMED TAB sind hingegen als „traditionelles pflanzliches Arzneimittel“ registriert. Für letztere Präparate muss ihre „Wirkung plausibel“ sowie ausreichend sicher sein und sie müssen mindesten 30 Jahre (davon 15 in der EU) verwendet worden sein. Klinischen Studien sind nicht erforderlich (1).   Man nimmt einen antiandrogenen Effekt der im Kürbissamen enthaltenen Sterole an (2).

Für das in Deutschland registrierte Präparat GRANU FINK PROSTA FORTE liegt eine randomisierte Studie vor (2): Es wurden 476 Patienten mit benigner Prostatahyperplasie mit 2x täglich 500 mg Kürbissamenextrakt 1 Jahr lang behandelt. Die Wirkung war zwar statistisch signifikant, aber gering in Anbetracht des großen großen  Plazeboeffektes:  64.8 % vs. 54.2 % (2).

In der auch randomisierten GRANU-Studie an einer ebenfalls größeren Patientenzahl über 1 Jahr bestand hingegen kein Unterschied (3).

Dementsprechend finden sich in der Deutschen S2e-Leitlinie zur „Diagnostik und Therapie des Benignen Prostatasyndroms (BPS) folgendermaßen formulierte Aussagen: „Phytotherapeutika haben ein sehr geringes Nebenwirkungsprofil und könnten bei nur leichter bis mittelgradiger Symptomatik bei Ablehnung chemisch-synthetischer Arzneimittel erwogen werden“ (4). Es können Magen-Darm-Beschwerden als unerwünschte Nebenwirkungen auftreten, auch Überempfindlichkeitsreaktionen wie Angioödene wurden publiziert.

Kürbissamenextrakte sind nicht rezeptpflichtig und ihre Kosten werden von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen.

Helmut Schatz, Bochum

Literatur:

(1) Kürbissamenextrakt bei Prostatahyperplasie? arznei-telegramm: 2025; 56(5): 36-37

(2) D. Bach et al.: Urologe 2000; 40: 437-343

(3) W. Vahlensieck et al.: Urologe Int. 2015; 94: 286-295

(4) Deutsche Gesellschaft für Urologie: S2e Leitlinie „Diagnostik und Therapie des Benignen Prostatasyndroms (BPS)“, Stand Februar 2023

Posted on by Prof. Helmut Schatz
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