Bochum, 16. Juli 2014:
Dr. B. Doran et al. publizieren am 11. Juli 2014 online (1), dass kein Unterschied in der prognostischen Bedeutung für die Gesamt- und kardiovaskuläre Mortalität zwischen LDL-Cholesterinwerten im nüchternen und nicht nüchternen Zustand besteht. Es wurden die Daten des National Health and Nutrition Survey III (NHANES III) und Ereignisraten im Verlauf von 14 Jahren bei 4300 Patientenpaaren verglichen, identifiziert nach dem Propensity Score Matching.
Die LDL-Cholesterinwerte wurden in Tertilen eingeteilt (<100, 100-130 und >130 mg/dl). Das primäre Outcome, die Gesamtmortalität stieg mit den LDL-Tertilen an. Es bestand kein Unterschied darin, ob diese Werte nüchtern oder nicht erhoben wurden. Das gleiche Resultat fand sich auch für das sekundäre Outcome, den kardiovaskulären Tod.
Kommentar
Diese Daten rechtfertigen das Vorgehen des Referenten über ein Jahrzehnt in seiner jetzigen Praxis, die Lipide auch in nachmittags entnommenen Blutproben bestimmen zu lassen und die Patienten, die oft von weit angereist kommen, nicht nochmals an einem zweiten Tag zur Blutentnahme nüchtern einzubestellen. Der Senior-Autor der Studie, Dr. Scripal Bangalore, New York sagte, alle Empfehlungen in Leitlinien gehen eher auf Expertenmeinung als auf Evidenzen zurück. Der menschliche Körper befinde sich doch den größten Teil eines Tages im nicht-nüchternen Zustand und plastisch sah er Lipidmessungen im Nüchternzustand wie „Einpauken vor einer Prüfung“ an. Seine Untersuchungen zeigten aber ohnedies keinen Unterschied. Für die praktizierenden Ärzte stellen diese Resultate eine große Erleichterung der täglichen Arbeit und eine Entlastung für ihre Praxen dar.
Helmut Schatz
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Literatur
(1) Doran B Guo Y, Xu J et al.: Prognostic value of fasting versus nonfasting low-density-lipoprotein cholesterol levels on long-term mortality.
Circulation online July 11, 2014.
DOI:10.1161/circulationaha.114.010001. Available at: http://circ.ahajournals.org
Sehr geehrte Damen und Herren,
was mich sehr irritiert ist, daß immer noch pauschal mit LDL gearbeitet wird, obwohl längst klar ist, daß das LDL differenzierter angesehen werden muß, unterteilt in sogen. LDL-Subfraktionen. Und gefährlich sind die small dense LDL-Partikel. Siehe dazu Buch Dr. Anne Fleck, „Ran an das Fett“, S. 43-57. Ausserdem erhalte ich seit 15 Jahren vom MVZ Labor Bochum eine entsprechende Auswertung der Blutwerte jährlich. Und die Auswertung wird dementsprechend kommentiert, von Dr. Musiol oder Dr. Stahlschmidt.
Anscheinend ist es aber so, daß immer noch in der kardiologischen Praxis mit LDL pauschal eine Aussage getroffen wird, small dense LDL nicht erwähnt wird, z.T. nicht bekannt ist und bspw. eine Statintherapie verordnet wird. Als Laie bzw. Patient fragt man sich, wie das einzuschätzen ist.
Beste Grüße,
Josef Stuhldreier